DS068 - Das geheimnisvolle Tal
über Monk, nicht allzu viel Gewicht beimessen. Die beiden hatten noch niemals, außer aus Versehen, ein höfliches Wort zueinander gesagt. Sie waren ständig am Streiten, obwohl sie in Wirklichkeit die besten Freunde waren und jeder von ihnen dem anderen schon mehrfach das Leben gerettet hatte.
Ham blickte sehr rechthaberisch drein und hoffte, damit Doc Savage zu täuschen. Aber gleichzeitig wußte er, wie schwer das war – so schwer, daß Ham manchmal meinte, der Bronzemann müßte Gedanken lesen können.
»Dieser Herman Locatella«, sagte Ham, »hat bei einem meiner Mandanten eine krumme Tour versucht. Deshalb habe ich die Abhöranlage bei ihm installiert. Ich hoffte, ihm auf diese Weise auf die Schliche zu kommen.«
Ham berichtete nun, was er durch sein Abhören erfahren hatte.
»Eine sehr mysteriöse Sache, scheint mir«, beendete Ham seinen Bericht. »Dieser Pfau von Herman Locatella verwandelt sich immer mehr zu einem Aasgeier.«
Wie üblich war in Doc Savages Gesicht keinerlei Gefühlsregung zu lesen. »Flugzeuge, Bomben, Gas«, sagte er nachdenklich. »Und eine schwarze Pfeilspitze.«
»Die schwarze Pfeilspitze verwundert mich ganz besonders.«
»Ergibt die für dich keinen Sinn?«
»Nein«, gab Ham zu. »Aber das Ganze sieht mir nach einer Sache aus, der wir nachgehen sollten.«
»Was schlägst du vor?«
»Wenn wir uns beeilen, kommen wir vielleicht gerade noch zurecht, um mitzuhören, was sie mit diesen beiden komischen Leuten Vorhaben, wie Spad Arnes sie genannt hat. Mark und Ruth Colorado, sagte er, seien ihre Namen.«
»Gut. Aber nehmen wir Monk und Renny mit.« Doch Monk und Renny waren nicht mehr in der Empfangsdiele.
»Wo die wieder hingegangen sind, möchte ich wissen«, murmelte Ham. »Es wird sie jedenfalls mächtig ärgern, daß sie nicht bei der Sache dabei gewesen sind. Aber Monk geschieht damit ganz recht. Er hatte ja dauernd was dran zu kritteln, daß ich diesen Locatella abhörte.«
Mit Docs Privatfahrstuhl fuhren sie zu der Garage hinunter, die der Bronzemann im Kellergeschoß des Wolkenkratzers unterhielt. Dort suchten sie sich unter Docs Wagen einen aus, der sich äußerlich in nichts von einem der Tausende von New Yorker Taxis unterschied, während er in Wirklichkeit eine stahlgepanzerte Karosserie und einen überstarken Motor hatte.
Draußen begann es dunkel zu werden.
Bis sie durch die Luke auf das Dach kletterten, das an das Gebäude stieß, in dem sich Locatellas Büro befand, war es vollends Nacht geworden.
»Hier rüber«, flüsterte Ham. »In dem Raum hinter jenem Fenster habe ich meine Abhöranlagen Das Dach hatte eine dicke Asphaltdecke, in die feiner Schotter eingebettet war, der leicht unter ihren Füßen knirschte. Von Westen her waren dunkle Wolken aufgezogen. Leichter Nebel verschleierte die Lichter der Stadt.
Ham blieb plötzlich stehen. »Was war das?«
Es war ein leiser patschender Laut zu hören. »Wahrscheinlich ist irgendwo ein Taubenei aus dem Nest gefallen und unten aufgepatscht«, entschied Ham. »So hörte es sich jedenfalls an.«
Dann griff sich Ham an die Kehle und gab würgende Geräusche von sich.
»Gas!« keuchte er.
Er wurde sich plötzlich bewußt, daß von allen Seiten her massige Gestalten auf sie eindrangen.
»Locatella muß mir auf die Spur gekommen sein!« schnappte Ham und versuchte den Degen in Aktion zu bringen, den sein unschuldig aussehender Spazierstock in seinem Inneren enthielt.
Statt direkt auf sie zuzustürmen, umzingelten ihre Angreifer sie jedoch. Dieses Manöver verstand Ham zunächst nicht, bis er plötzlich den Grund erkannte. Die Angreifer hatten ein Netz, offenbar ein ganz gewöhnliches Fischnetz aus starken Nylonmaschen. Das warfen sie über Ham und Doc. Ein paar der Maschen konnten sie zerreißen, aber dann wurden sie von den Beinen gerissen.
Auf den Gasgeruch hin hatten sie beide den Atem angehalten, aber als sie da lagen und mit dem Netz kämpften, mußten sie schließlich doch Luft holen. Ham versuchte noch, durch einen hohen jammernden Schrei Hilfe herbeizuholen, aber mitten in diesem Schrei verlor er das Bewußtsein.
5.
Der jammernde Schrei drang bis an die Ohren von Spad Ames, und der stutzte.
»Was war das da eben?« knurrte er. »Wahrscheinlich eine streunende Katze«, sagte Herman Locatella. »Oder ein Betrunkener.«
Herman Locatella fühlte sich sehr stolz, wie er da hinter seinem Schreibtisch saß, den Stuhl leicht nach hinten angekippt. Er tupfte die Asche seiner Zigarre ab und
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