DS075 - Der kalte Tod
Die Red-Arrow-Maschine schien steuerlos geworden zu sein. Sie sackte durch und schwankte wie ein Blatt im Wind.
Renny und Long Tom versuchten sofort, telefonische Erkundigungen einzuziehen, ob die Maschine abgestürzt war oder was sonst aus ihr geworden war. Nach langem Herumtelefonieren erfuhren sie, daß Monk von der Polizei festgenommen worden war, weil er sich an Bord der Maschine befunden hatte, aus der das kalte Licht gefallen war. Die Red-Arrow-Maschine mit Doc an Bord war auf dem Broadway notgelandet. Aber seither fehlte von Doc jede Spur, geradezu, als ob er gekidnappt worden wäre.
Der kleine Mann namens Scraggs, den Monk per Fallschirm abgeworfen hatte, rannte indessen eine Straße der East Side entlang. Sein Dahinflitzen hatte viel von dem einer fliehenden Ratte. Mit seinem schmächtigen Körper konnte er selbst dort noch durchwischen, wo es kein Durchkommen zu geben schien.
Doch plötzlich hielt Scraggs an. Das Mädchen in dem hellblauen Mantel stand vor ihm.
»Oh, du bist es!« rief sie aus. »Ich war bei der notgelandeten Maschine. Aber du warst nicht dort. Daraufhin wollte ich jetzt zu dem alten Hausboot, an dem du sagtest, daß wir uns treffen ...«
Sie sprudelte die Worte nur so heraus, aber Scraggs hielt abwehrend die Hand hoch.
»Geh in das Haus in den Wäldern zurück!« schnappte er mit seiner dünnen hohen Stimme. »Für Erklärungen habe ich jetzt keine Zeit. Warte dort auf mich!«
»Aber ich habe dort Doc Savage getroffen!« beharrte das Mädchen. »Wir müssen sofort etwas tun. Wir müssen ...«
Scraggs, der sich bereits zum Weiterlaufen gewandt hatte, unterbrach sie ungeduldig. »Ich weiß mehr darüber als du! Ich bin ja bereits dabei, etwas zu tun!«
Das Mädchen blieb verdattert noch mehrere Minuten stehen, als Scraggs verschwunden war. Ihre klassisch geschnittenen Gesichtszüge wirkten plötzlich so blaß und auch so kalt, als seien sie aus Marmor gemeißelt. War es nur Angst und Sorge? Oder war es mehr?
Doc Savage hatte gehofft, daß ihn der Trick, sich den falschen Cops zu ergeben, direkt zu dem Mann namens Var führen würde. Der Wagen rumpelte inzwischen über das Kopfsteinpflaster einer Hafengasse an der East Side hinweg. Ohne jede Vorwarnung wurde die Mündung eines Revolvers von seinen Rippen genommen und ihm dessen Kolben über den Schädel geschlagen. Gleichzeitig wurde ihm eine Haube über den Kopf gestülpt, und eine Vielzahl von Händen packte ihn an den Armen.
Unter normalen Umständen konnte Doc Gegner, die ihn unter Anästhesiegas zu setzen versuchten, einfach dadurch austricksen, daß er den Atem anhielt, was er länger konnte als irgendein Perlentaucher der Südsee. Aber er war von dem Schlag über den Kopf noch halb benommen. Außerdem leiteten die Kerle das Anästhesiegas direkt unter seine Kopfhaube. Es drang ihm in Mund und Nase, und er verlor das Bewußtsein.
Als er langsam wieder zu sich kam, hatte er keine Möglichkeit festzustellen, wie viele Stunden inzwischen vergangen waren. Er war nur sicher, daß es inzwischen Nacht war, denn durch ein kleines Fenster sah er die Sterne blitzen.
Der Boden, auf dem er lag, vibrierte, und Motordröhnen drang an seine Ohren. Sein erster Versuch, sich aufzurichten, sagte ihm, daß er mehr als gründlich gefesselt war. Riemen waren ihm nicht nur um die Arme und Beine geschlungen worden, sondern einer auch um seinen Hals, und offenbar waren die Riemen mit Krampen an den Boden geschlagen worden.
Dieser Boden unter ihm schwankte. Doc wußte aus diesen Bewegungen sofort, daß er sich in einem Flugzeug befand.
Er schielte nach vorne, aber im Cockpit saß niemand am Steuer. Mit größter Anstrengung konnte Doc den Kopf etwas drehen und sehen, daß auch in der Kabine niemand war. Als die Maschine einmal heftig rollte, sah er tief drunten Wellenkämme.
Er befand damit auf einem denkwürdigen Alleinflug auf’s Meer hinaus. Niemand am Steuer, und er selbst völlig hilflos.
16.
Doc versuchte, sich umzudrehen, aber der Riemen um seinen Hals schnitt ihm dabei die Luft ab. Er spannte seine Halsmuskeln an, verhinderte dadurch, daß ihn der Halsriemen würgte, aber selbst seine Kräfte reichten nicht, die Lederriemenfesseln zu sprengen.
Vorne im Cockpit sah er die Armaturenbrettbeleuchtung schimmern. Sein Schicksal schien auf teuflische Art besiegelt worden zu sein. Die Maschine flog nicht nur mit Autokompaß. Es waren auch alle Hebel zur Handsteuerung der Maschine entfernt worden. Das heißt, aus gewissen
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