DS075 - Der kalte Tod
daß der Handlungsreisende unter den Passagieren sich in der Menge verkrümelte.
Der Blick des Bronzemanns richtete sich wieder auf Vonier. Der Forscher lächelte verkrampft und entblößte dabei seine skelettartigen Zähne.
»Gut haben Sie das gemacht«, murmelte er, »fast perfekt. Wenn die Ärzte die anderen versorgt haben, würde sich dann jemand mal meinen Arm ansehen. Ich fürchte, er ist gebrochen.«
Doc mußte die stoische Ruhe des Mannes bewundern. Sein linker Arm war nicht nur gebrochen, sondern es hatte sich sogar ein Knochensplitter durch die Haut geschoben.
Doc sah sich erneut nach dem Handlungsreisenden um. Er sah nur noch dessen Rücken. Der Mann wollte sich tatsächlich davonmachen. Doc schickte sich an, ihm nachzugehen.
Eine aufgeregte Mädchenstimme erkundigte sich plötzlich: »Ich suche nach einem Passagier namens Scraggs. Er sollte mit dieser Maschine nach New York zurückkehren. Hat ihn jemand gesehen? Er ist ein kleiner schmächtiger Mann mit sehr abgetragenen Kleidern. Sein Haar wirkt ziemlich zerzaust.«
Doc fuhr herum. Ihm fiel sofort die klassische Schönheit der jungen Frau auf. Sie wirkte wie dem Gemälde eines Meisters entstiegen. Nur ihre Stimme paßte nicht dazu, hatte einen scharfen, metallischen Klang. Aber vielleicht war das auf die Sorge um die Sicherheit des Mannes zurückzuführen, den sie suchte.
Der Pilot war inzwischen längst wieder bei Bewußtsein.
»Einen solchen Mann hatten wir auf dem Hinflug an Bord, Miß«, sagte er, »aber den Rückflug schien er versäumt zu haben. Er hatte dafür zwar auch einen Platz gebucht, aber in der letzten Minute nahm den ein anderer ein. Vielleicht weiß der was. Er ist jener ...«
Der Pilot, dem Doc die auf dem Hinflug gewährte Gunst reichlich vergolten hatte, sah sich unter den verbliebenen Passagieren um.
»Oh, der muß weggegangen sein«, fügte der Pilot hinzu. »Er sah wie ein Handlungsreisender aus. Vor einer Minute war er noch da.«
Damit schloß sich für Doc der Kreis. Er war sicher, daß der Pseudo-Handlungsreisende das Medium gewesen war, daß Vars Stimme in die Maschine gebracht hatte. Und nun stellte sich auch noch heraus, daß er den von dem Mann namens Scraggs gebuchten Platz eingenommen hatte.
Der Bronzemann dachte angestrengt nach.
Wer war dann nun aber Var? Und wer war die Frau gewesen, deren Stimme bei der ersten Manifestation von Var auf dem Highway in New Jersey zwischengemurmelt hatte?
»Oh, dann muß er in Washington geblieben sein!« sagte das Mädchen atemlos und sah dann den Bronzemann an. »Sie sind der berühmte Doc Savage, nicht wahr?«
Stand ein Ausdruck von Angst in den Augen des Mädchens oder hatten sie sich nur deshalb geweitet, weil sie dem berühmten Weltabenteuerer gegenüberstand? Es war schwer zu beurteilen.
Doc neigte andeutungsweise den Kopf und sagte: »Ja, der bin ich.«
Daraufhin wandte sich die junge Frau um, als ob sie sich schon zu lange aufgehalten hatte. Ihre schlanke Gestalt, die in einen hellblauen Mantel gekleidet war, tauchte in der Menge unter. Vonier und Carberry, die Doc beobachtet hatten, stellten plötzlich fest, daß auch er nicht mehr da war. Im einen Augenblick hatten er und das Mädchen noch dort gestanden. Im nächsten waren beide verschwunden.
Doc Savage hatte sich plötzlich entschieden, die losen Enden des Rätsels um Var aufzurollen, die bei dem kleinen Mann namens Scraggs lagen. Er glaubte nicht, daß das Mädchen ihn noch in Washington vermutete. Sie würde wissen, wo er jetzt zu finden war.
Das Mädchen hatte Mühe, sich durch das Menschengedränge zu zwängen. Für den Bronzemann stellte dies kein Hindernis dar. Er schlängelte sich so gewandt hindurch, daß er kaum jemand zu berühren schien.
Das Mädchen entschwand um eine Straßenecke. Doc wollte einer Gruppe Neugieriger ausweichen, die aufgeregt redend am Bordstein stand.
»Sie werden allerhand zu erklären haben, Mr. Savage«, schnappte eine befehlsgewohnte Stimme. »Einer Ihrer Männer war in der Maschine, die das ganze Unheil hier angerichtet hat. Wir haben ihn gefaßt. Der Commissioner will mit Ihnen reden. Dringend!«
Tausende von Polizisten in Uniform und Zivil waren aus den Außenbezirken in Manhattan zusammengezogen worden. Vier von ihnen blockierten Doc den Weg.
Doc und seine Männer standen bei der New Yorker Polizei in hohem Ansehen. Aber nichtsdestoweniger schienen diese vier Cops entschlossen zu sein, den Befehl des Commissioners auszuführen. Doc protestierte nicht. Er ließ sich
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