DS082 - Die indische Verschwörung
den Kopf, schlug sich ins Gesicht.
Und so dastehend, sich ins Gesicht patschend, hörte er auf, sich zu erinnern.
10.
Draußen auf der schmutzigen, tristen Straße, in die das erste graue Licht der Morgendämmerung kroch, standen Monk, Ham, Long Tom und der braunhäutige Mann, der gesagt hatte, daß er der Nizam von Jandore sei, und versuchten sich etwas einfallen zu lassen. Sie hatten Kadir Lingh losgeschnitten und massierten ihm Arme und Beine.
Ihr Rufen nach der Polizei hatte Erfolg gezeitigt. In der Ferne waren Polizeisirenen zu hören.
Monk heulte auf und sprang in die Luft, als ihm ein Streifschuß an der rechten Seite durch die Kleidung fetzte. Die Kugel war aus einem Fenster des Hauses gekommen. Weitere folgten. Monk flitzte im Zickzack wie ein Hase, und die Kugeln verfehlten ihn.
Die anderen waren seinem Beispiel gefolgt. Die Häuser auf der anderen Straßenseite hatten Lichtschächte vor den Kellerfenstern. Sie rissen die Gitter hoch und sprangen hinein.
Kaum, daß Monk in dieser Grube war, die ihm Deckung wie ein Schützengraben gab, quäkte er: »Ich geh’ zurück, Doc raushauen!«
»Du Trottel«, erklärte ihm Ham. »Doc will die Dinge auf seine Art erledigen, ohne daß du ihm dazwischenfunkst!«
Trotzdem streckte Monk den Kopf heraus. Prompt fiel ein Schuß, der ihm Ziegelsplitter um den Kopf fliegen ließ. Mit dummem Gesicht ließ sich Monk zurücksinken und klaubte sich die Ziegelbrocken aus seinem rostfarbigen Borstenhaar.
Ham suchte herum, fand die Kugel, die Monk fast den Schädel gespalten hatte, und streichelte das plattgeschlagene Stück Blei.
»Lieber Bleiklumpen«, erklärte er der Kugel, »beinahe hättest du der Menschheit einen großen Dienst erwiesen.«
Monk schnaubte verächtlich. »Ich sollte dich in den Kugelhagel rausschmeißen.«
Kadir Lingh, der Nizam von Jandore, schaltete sich nervös ein. »Gentlemen, bitte! Deswegen brauchen Sie doch nicht zu streiten!«
»Die haben noch nie einen Grund gebraucht, sich zu streiten«, warf Long Tom düster ein. »He, hört mal!« Sie konnten die Motorengeräusche startender Wagen hören. Die Schießerei hatte aufgehört. Sie streckten die Köpfe hoch, und auch das zog keine Kugeln nach sich.
Einen Augenblick darauf schoß aus einer Einfahrt auf halber Höhe des Häuserblocks ein Wagen auf die Straße heraus. Ein zweiter und ein dritter folgten. Als sie unter der Straßenlampe an der Ecke durchkamen, konnte Monk die Insassen erkennen.
»Rama Turas Männer!« bellte er. »Sie entkommen!«
»Doc!« platzte Ham heraus. »Was ist aus Doc geworden?«
Sie versuchten, das auch noch eine halbe Stunde später zu ergründen, als längst die Polizei eingetroffen war und alle Häuser der Zeile vom Keller bis zum Dachboden durchsucht worden waren. Absolut niemand war zu finden. Doc war spurlos verschwunden.
Rama Turas Männer hatten sogar alle Verletzten und Bewußtlosen mitnehmen können.
Monk und seine Gefährten fanden, als sie die Umgebung absuchten, schließlich Docs kleinen zurückgelassenen Lieferwagen. Mit diesem fuhren sie davon, als sie nach einer weiteren halben Stunde vergeblichen Suchens einsahen, daß sie hier nichts mehr tun konnten.
»Sie könnten jetzt eigentlich anfangen, uns Ihre Geschichte zu erzählen«, wandte sich Monk an Kadir Lingh, den Nizam von Jandore.
Der braunhäutige Mann tat es, in gepflegtem, wenn auch etwas steifem Englisch. Er erzählte fast dieselbe Geschichte wie der Mann, der sich gegenüber Doc als der Nizam ausgegeben hatte. Nur mit einem anderen Schluß.
»Eine Bande attackierte mich und meine Leibwächter, als wir auf dem Airport aus der Maschine stiegen«, berichtete der Nizam. »Ich konnte zunächst entkommen, aber nicht für lange. Sie holten uns ein, töteten meine Leibwächter, nahmen mich gefangen und schafften mich in den Raum, in dem Doc Savage mich fand.«
»Warum all das?« fragte Monk, nicht ohne Grund.
»Offensichtlich, um mich davon abzuhalten, eine Untersuchung gegen Rama Tura einzuleiten«, erwiderte der Nizam.
Ham musterte ihn. Ihn interessierte der Mann allein schon wegen der eleganten Maßkleidung, die er trug.
»Scarborough & Söhne, in der Bond Street«, sagte Ham. »Hab’ ich recht?«
Der Nizam schaute zunächst verdutzt, dann lächelte er.
»Ja, meine Schneider«, sagte er. »Ausgezeichnet, finden Sie nicht auch?«
Long Tom fuhr den Lieferwagen, und er tat es ziemlich rücksichtslos. Einmal schnitt er beim Überholen einen Lastwagen so scharf, daß der
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