DS082 - Die indische Verschwörung
Slumwohnungen hatten noch nicht einmal elektrisches Licht. Monk, Ham und Long Tom lagen darin gefesselt nebeneinander.
Monk stieß einen Freudenschrei aus, rollte sich herüber und streckte Doc seine gefesselten Fußgelenke hin. Doc riß ein Messer heraus und schnitt ihn los. Der häßliche Chemiker kam auf die Beine, sprang auf und ab, um seine Blutzirkulation wieder in Gang zu bringen.
Der Hund kam hereingefegt, bremste schlitternd ab und beäugte Doc. Einen Moment darauf legten sich seine gesträubten Haare an, und er wedelte zaghaft mit dem Schwanz.
Monk stampfte mit dem Fuß auf. »Los, verschwinde, Straßenköter«, fauchte er ihn an. Der Hund zog den Schwanz ein und trollte sich.
»Das ist mir ein Wachhund«, schnaubte Monk verächtlich. »Wahrscheinlich haben sie ihn von der Straße weggefangen.«
Indessen hatte Doc Ham losgeschnitten, dessen elegante Kleider erheblich gelitten hatten. Ham rannte zu einem Kleiderbündel in der Ecke, schnappte sich seinen Degenstock und schaute triumphierend.
»Sie wollten uns killen«, sagte Long Tom, nachdem Doc auch ihn losgeschnitten hatte.
Doc rannte zur Tür, nahm eine Glaskugel aus einer Tasche seiner Spezialweste und warf sie. Es war Tränengas, das sich sofort im Gang ausbreitete. Männer heulten auf.
Doc rannte zum Fenster. Es war von draußen mit Brettern vernagelt. Er trat ein Stück davon zurück.
»Wie viele sind es?« fragte er.
»An die zwanzig«, sagte Monk. »Vielleicht noch mehr.«
»Vorsicht, Deckung!« warnte Doc.
Er hatte seiner Weste eine weitere Kugel entnommen, diese aus Metall, nicht viel größer als ein Vogelei. Mit dem Daumennagel legte er einen winzigen Hebel an ihr um, schleuderte sie gegen das Fenster. Krachend
blitzte es auf, Holzsplitter und Kalkstaub flogen herum. Von der Decke kam der Verputz herunter. Wo das vernagelte Fenster gewesen war, gähnte jetzt eine riesige Öffnung. Ein Stockwerk tiefer lag die Straße. Doc ging hinüber und leuchtete mit seiner Stablampe hinaus.
»Ihr könnte runter springen «, sagte er.
Ham ergriff als erster die Chance und sprang, Long Tom ihm hinterher. Auch Monk setzte zum Sprung in die Tiefe an, aber plötzlich schien ihm etwas einzufallen, und er bremste aus vollem Lauf ab, wäre durch den Schwung fast hinausgekippt.
»Die Frau!« platzte er heraus. »Sie ist hier, als Gefangene!«
»Wo?« fragte Doc.
Monk machte eine vage Handbewegung. »Irgendwo hier im Haus. Jener Kerl, Rama Tura, kam hier, rein und holte sie raus.«
»Los, spring«, wies Doc ihn an.
Monk schluckte. »Aber sollen wir nicht erst versuchen, sie zu ...«
»Spring!«
Monk sprang durch die Fensteröffnung, kam auf dem Gehsteig auf und heulte, daß er sich beide Beine gebrochen hätte, was natürlich übertrieben war, wie man seinem Tonfall entnehmen konnte.
Statt ihnen nachzuspringen, machte Doc kehrt.
Im Haus hallte es von Schreien auf Jandoreanisch wider. Aber das Tränengas hielt Rama Turas Männer zurück.
Doc zog eine Brille aus einer Tasche seiner Spezialweste. Sie bestand eigentlich nur aus Augenschalen und diente vielen Zwecken. Man konnte sie als Taucherbrille benutzen, und sie schützte auch gegen Tränengas, sofern man den Atem anhielt.
Doc setzte sie auf, sog sich vor der Fensteröffnung nach Art eines Perlentauchers die Lungen voll Luft und rannte in den Gang zurück. Kugeln pfiffen dort herum, offenbar auf gut Glück gefeuert.
Aus einem Raum an dem Gang waren dumpfe polternde Geräusche zu hören. Die Tür war geschlossen, und Tuchfetzen waren in die Ritze darunter gestopft worden, um das Tränengas nicht eindringen zu lassen.
Doc warf sich mit der Schulter gegen die Tür. Der Rahmen hielt, nur die Füllung brach heraus. Doc zwängte sich durch die stehengebliebenen Splitter.
Vier Männer waren in dem Raum. Drei versuchten die Wand durchzubrechen, wohl um in einen anderen Flur als den mit dem Tränengas zu gelangen.
Der vierte Mann war klein, schmächtig und elegant gekleidet, wodurch er an Ham erinnerte, außer daß seine Haut braun war und sein Gesicht von asiatischem Schnitt. Er war an Händen und Füßen gefesselt, und ein Pflasterstreifen war ihm über den Mund geklebt.
Die drei Männer, die die Mauer zu durchbrechen versuchten, hatten ihre Revolver in die Taschen gesteckt. Sie wollten sie ziehen, als Doc sie ansprang. Nur einem, der schlauerweise ein Stück zur Seite gewichen war, blieb Zeit dazu. Aber er wurde von dem Gefesselten zu Fall gebracht, der ihm gegen die Beine schlug.
Die
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