DS084 - Der Metall-Meister
ausgesprochen gereizter Laune zu sein.
Doc begann leise zu sprechen, aber nicht auf Englisch, sondern auf Mayanisch. Mit ihren kehligen Lauten mochte jemand, der diese Worte hörte, sie auch für ein ausgedehntes Räuspern halten. Doc und seine Helfer benutzten diese Sprache untereinander immer dann, wenn kein Außenstehender sie verstehen sollte.
»Heilige Kuh!« platzte Renny drinnen noch einmal heraus. Aber dann kam er zur Tür geschlichen und raunte von der anderen Seite hindurch: »Wie um alles in der Welt kommst du hierher? Wo sind wir hier überhaupt?«
Statt ihm zu antworten untersuchte Doc lieber, wie die Tür zugehalten wurde. Sie zu öffnen war kinderleicht, wenn man draußen war. Man brauchte dazu nur einen Riegel zurückschieben. Er tat dies, schlüpfte zu Renny hinein.
»He!« raunte Renny. »Verschwinden wir lieber von hier. Ich habe schon lange genug in diesem Loch gesteckt.«
»Wir müssen zuerst Zeit zum Reden haben«, flüsterte
Doc ihm zu. »Was hast du inzwischen erfahren? Hast du überhaupt etwas herausbringen können?«
»Oh, doch, eine ganze Menge«, raunte Renny. »Louis Tester ist in einer Kabine schräg gegenüber eingesperrt. Seit ich dahinterkam, daß er das Morsealphabet beherrscht, haben wir uns mit Klopfzeichen unterhalten. Ich hab’ ihm meine Geschichte geklopft, und er mir die seine. Mann, was ist dabei alles herausgekommen!«
»Wie wär’s, wenn du mich daran teilhaben ließest«, sagte Doc.
»Das Hirn hinter der ganzen Chose ist ein Kerl namens Napoleon Murphy Decitez«, erklärte Renny.
19.
Renny holte, ehe er weitersprach, erst einmal tief Luft. Mit seiner Polterstimme hatte er immer Mühe, leise zu sprechen. Rennys Flüstern hörte sich an wie zischend entweichender Dampf.
»Dieser Bursche Decitez war gerissener, als ihm gut tat«, sagte Renny. »Er scheint Louis Tester finanziert zu haben und wußte alles über dieses Ding, das sie den Metallmeister nennen. Er versuchte, es zu stehlen. Old Seevers, der Laborassistent von Louis Tester, fand das heraus. Sie mußten ihn töten, um ihn davon abzuhalten, mit der Sache zu dir zu kommen.«
Renny hielt einen Moment inne, um auf irgendwelche Anzeichen der Besatzung des Schoners zu horchen, und fuhr dann fort.
»Decitez hatte eine ganze Bande organisiert, aber niemand wußte, daß er der Boß war.« Renny kicherte leise. »Er schickte Topsl Hertz ein Funktelegramm, Louis Tester in die Falle zu locken, das er mit ›CX‹ Unterzeichnete, und Topsl tat das. Dann fand Topsl die Zusammenhänge um den Metallmeister heraus und beschloß, sich die Sache selber unter den Nagel zu reißen. Aber er brauchte in New York einen Helfer, um sicherzustellen, daß ihm dabei niemand in die Quere kam. Und wen suchte er sich dafür aus? Napoleon Murphy Decitez! Topsl wird rote Ohren kriegen, wenn er das rausfindet. Louis Tester hat ihnen nicht die Wahrheit gesagt, sondern sie die ganze Zeit gegängelt und hingehalten.«
»Warum?«
»Er sagt, er hätte gehofft, die Bande dadurch zu spalten, so daß sich die Kerle gegenseitig erledigten.«
Doc Savage sagte ein paar Augenblicke nichts. Dann stellte er eine Frage. »Hat Louis Tester zugegeben, dieses Metallmeisterding entwickelt zu haben?«
»Ja«, sagte Renny. »Tester ist ein Erfinder, der auf elektrochemischem Gebiet experimentiert. Er entwickelte ein Verfahren zur Verflüssigung von Metall ohne Hitzeeinwirkung.«
»Hat er gesagt, wie das gemacht wird?«
»Nee«, sagte Renny. »Ich hab’ ihn gefragt. Er sagt, das müßte vorerst noch geheimbleiben.«
Wiederum gab Doc Savage dazu keinen Kommentar und schwieg so lange, daß Renny unruhig wurde.
»Auf diesem Kahn ist auch ein Kerl namens Punning Parker«, knurrte der großfäustige Ingenieur. »Ein komischer Vogel ist das.«
»Komisch – wie meinst du das?«
»Ich habe das Gefühl, ihm schon früher mal begegnet zu sein. Irgendwie kommt er mir bekannt vor. Aber ich bin nicht sicher, weil ich ihn hier noch nie genau zu sehen bekommen habe.«
Doc Savage fragte leichthin: »Er arbeitet mit Topsl Hertz zusammen?«
»Ja, und wenn du mich fragst, ist dieser Punning Parker vielleicht ein Früchtchen«, sagte Renny. »Ich habe mitgehört, wie er an Deck seine Geschichte erzählte und sich damit brüstete, wie viele Leute er schon um die Ecke gebracht hat. Scotland Yard fahnde jetzt nach ihm, sagte er.«
»Wir haben genug Zeit verschwendet«, sagte Doc. »Der Schoner muß inzwischen vor der Bucht sein.«
Der Bronzemann
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