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DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Königs.
    Er schaute sie erwartungsvoll an.
    »Ich heiße Lady Fayth«, stellte sie sich vor. »Und dies ist …« – sie zögerte, dann fuhr sie mit einem Blick auf Giles fort – »… mein Freund und Beschützer, Giles Standfast.«
    Sie sprach mit langsamer Bedächtigkeit, da sie beim Reden überlegen musste, welche Wörter sie benutzen sollte. »Wir sind peregrinatori «, sagte sie; sie beabsichtigte, darauf hinzuweisen, dass sie Reisende waren.
    »Peregrinatori?« , wiederholte der Khan, der verwundert die Augenbrauen hob. »Ohne Pferde oder Zelte oder Vorräte …« Er zeigte auf die Kelche in ihren Händen. »Selbst ohne Wasser?«
    Haven hielt seinem Blick stand und nickte. »Es ist so, Khan. Wir sind von unserem Weg abgekommen.«
    Der Khan warf seinen Kopf zurück und lachte. »Wahrhaftig, Ihr seid abgekommen.«
    »Wahrhaftig, mein Herr«, bekräftigte Haven, der es nicht gelang, das Komische an dieser Sache zu erkennen. Zweifellos hatte sie etwas Falsches gesagt.
    »Der Kundschafter hat mir gesagt, dass er Euch entdeckte, als Ihr Euch zwischen den Toten der Gelben Horde verstecktet.«
    »So ist es.« Haven zögerte und versuchte, sich eine Version der Wahrheit auszudenken, die sowohl den Tatsachen als auch ihrem Inquisitor gerecht würde. »Wir waren …« Sie zögerte erneut, dann stürzte sie sich auf einen Begriff, der ihr gerade einfiel. »Captivus.«
    »Captivus« , wiederholte der Khan mit einem Nicken.
    »Wir waren gefangen und mussten mit ihnen laufen. Der Angriff kam, und wir versteckten uns.«
    Khan Simeon akzeptierte dies mit einem nachdenklichen Nicken. »Ich bin überzeugt, dass alle Reisenden von irgendwo gekommen sind. Wo ist Eure Heimat?«
    Haven benötigte ein wenig mehr Zeit, um herauszufinden, wonach er fragte. »Was hat er gesagt?«, flüsterte Giles. »Mylady?«
    »Schsch! Lass mich nachdenken.« Zum wartenden König sagte sie: »Wir sind aus England gekommen …« Dann aber hielt Haven inne und korrigierte sich: »Aus einem Land namens Britannia .«
    »Wirklich?«, rief der Khan verblüfft. »Ich habe schon von diesem Prytannia gehört, aber ich habe niemals jemanden getroffen, der dorthin gereist ist.«
    »Es ist sehr weit weg«, erklärte ihm Haven. Sie hielt inne und übermittelte dem verwirrten Giles, was gesprochen worden war. Danach wandte sie sich wieder dem Khan zu und erkundigte sich: »Mein Herr Khan, gestattet mir zu fragen, woher Ihr von meinem Land wisst?«
    »Als Kind wurde ich in Konstantinopel erzogen«, antwortete Simeon. »Dort gab es viele Gallier und Sachsen in der Stadt. Stimmt es, dass Euer Prytannia ein Land von endlosem Wasser ist?«
    »So ist es«, antwortete Haven. »Es ist eine Insel, die von einem Meer umgeben ist und von viel Regen gewässert wird.«
    »Eure Schafe und Rinder müssen sehr fett sein.«
    »Sehr fett, mein Herr.«
    »Was sagt er?«, wisperte Giles.
    »Ich glaube, er sagt, Britannien muss fette Schafe haben.«
    Giles war so verblüfft, dass er bloß seinen Kopf schüttelte.
    »Seid Ihr nach Konstantinopel gereist?«, wollte Khan Simeon wissen. Seine Stimme nahm einen schmeichelnden Tonfall an.
    »Nein, mein Herr Khan, das nicht«, antwortete Haven. Da sie spürte, dass etwas mehr von ihr verlangt wurde, setzte sie hinzu: »So Gott will, hoffen wir, dass wir es eines Tages besuchen werden.«
    Dieser letzte Teil ihrer Erwiderung war streng genommen nicht wahr, doch sie hoffte, damit den König zufriedenzustellen, welch unausgesprochene Erwartung er auch immer hatte.
    Es musste funktioniert haben, denn der König rief: »Gott will es!« Dann signalisierte er mit einem Klatschen der Hände das Ende der Audienz. »Euer Wunsch wird Euch bald gewährt sein. Wir sind gerade jetzt auf dem Weg nach Konstantinopel.«
    Der König erhob sich, und seine Diener holten seidene Hausschuhe hervor, die seine feinen Lederstiefel ersetzen sollten. »Ihr werdet mit uns kommen«, ordnete Khan Simeon an und trat in seine Seidenschuhe hinein. Er betrachtete seine zwei Gäste mit einem Ausdruck, der in keiner Weise zu Fragen einlud, und verkündete zum Schluss: »Ich habe gesprochen.«
    Mit diesen Worten drehte er sich um und schritt aus dem Raum, begleitet von seinem stummen Leibwächter und zwei weiß gekleideten Dienern. Er ließ Giles und Haven in der Obhut des gelb gewandeten Bediensteten zurück, der sie aus dem Zelt führte.
    »Mylady?«, fragte Giles, als sie sich zum Eingang begaben. »Was ist hier geschehen?«
    »Ich glaube, der König bringt uns nach

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