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DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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durch Gras fuhr. Und sie wurde geäußert in einem Ansturm von ineinander verschmelzenden Silben – Töne nur und überhaupt keine Wörter.
    Die Reiter und ihre Gefangenen bewegten sich zwischen den außen gelegenen Zelten hindurch und drangen tiefer in das Lager hinein. Sie waren noch nicht weit vorangekommen, als die zwei großen, merkwürdig gekleideten Fremden bemerkt wurden, und man begann, die Neuigkeit weiterzusagen. Haven und Giles hörten die Veränderung in den Stimmen, als die Neugier sich wellenartig um sie herum ausbreitete. Interessierte Schaulustige gaben ihre Routinearbeiten auf und schlossen sich dem Marsch an; die Reihen schwollen an, und während sie weitergingen, wurde es eine richtige Prozession.
    Als sie das Zentrum der Zeltstadt erreichten, führte man die zwei Gefangenen eine Art Allee entlang, die durch Wohnstätten mit einer aufwändigeren Konstruktion gebildet wurde: Sie waren aus einem dunklen, massigen Material errichtet und hatten hohen Seiten sowie Dächer, deren höchster Punkt jeweils an der Spitze eines einzelnen zentralen Pfahls war. Banner in Rot und Gelb flatterten von den Zentralpfosten einiger Zelte; bei anderen wurden Flaggen gezeigt, die man draußen vor dem Eingang aufgestellt hatte oder die Seiten drapierten.
    Am Ende dieser Allee stand eine Zeltbehausung, die den anderen sehr ähnelte, doch durch ein einfaches Mittel sehr viel größer gemacht worden war: Man hatte mehrere kleinere Zelte zusammengefügt und so einen Verbund gebildet, um den herum ein Ring von Fackeln in eisernen Haltestangen stand. Die improvisierte Prozession marschierte direkt auf diese Wohnstätte zu. Dort stiegen die Vorreiter ab, und ihr Anführer rannte zum Eingang, wo er an einem gewebten Band zog, das neben der schweren Klappe hing, die als Tür diente. Das helle Geklingel einer Glocke ertönte, und ein Mann in einem gelben Satingewand erschien, warf einen Blick auf die Menschenmenge, die sich vor ihm versammelt hatte, und duckte sich wieder in die Zeltbehausung hinein. Einen Augenblick später tauchte aus demselben Eingang ein riesengroßer Krieger auf. Er war bullig, breitschultrig und mit dem muskulösen Oberkörper eines Catchers ausgestattet; sein kräftiger Körper wurde von einer Rüstung umschlossen, die aus gekochtem, gehärtetem Leder hergestellt war. Wie ein Gigant überragte er seine kleineren Landsleute und musterte die Menge mit einem ernsten, furchteinflößenden festen Blick.
    Jeder verstummte augenblicklich unter diesem unheilvollen starren Blick, und als alles ruhig war, zog der schwergewichtige Goliath die Türklappe zur Seite. Die gelb gewandete Gestalt erschien wieder und geleitete einen anderen Mann – dieser war elegant gekleidet in einem purpurnen und blauen Gewand, das im Licht der Fackeln ringsum schimmerte und blinkte. Dieser Bursche, der fast so groß war wie sein gewaltiger Leibwächter, hatte die gleiche helle Haut wie diejenigen um ihn herum, und sein Haar hing in langen Locken herab, die so bleich wie gesponnenes Gold waren. Er trug eine randlose Kappe mit einem hohen Scheitel, die aus dem gleichen glitzernden Material wie sein Gewand hergestellt war. Als er aus dem Zelt trat, streckte sich der Kundschafter, der am Eingang wartete, flach auf dem Boden nieder, und der ganze Rest der versammelten Menschenmenge verbeugte sich tief; ihre Gesichter waren horizontal zur Erde.
    Giles und Haven fühlten auf ihren Schultern Hände, die stark zudrückten und sie nach unten zwangen. Sie befanden sich eindeutig in der Gegenwart eines bedeutenden Mannes, und es war für sie erforderlich, dass auch sie ihm Respekt erwiesen. Sie kamen dem bereitwillig nach und erhoben sich erst dann wieder, als der Mann im purpurnen Gewand sich vor sie stellte. Er schien fasziniert zu sein und musterte sie konzentriert, sein Gesichtsausdruck war gebieterisch, aber nicht unfreundlich. Dann, als seine Prüfung abgeschlossen war, hob er langsam eine Hand, und mit einer lauten, klaren Stimme richtete er in der luftigen, ungebundenen Sprache der Steppen das Wort an die Gefangenen.
    Als dies keine Antwort hervorrief, redete er erneut, diesmal in einer anderen Sprache – anders als die erste, aber für Haven und Giles genauso unverständlich. Die beiden beantworteten bloß seinen festen Blick mit einem ratlosen Gesichtsausdruck. Der Edelmann runzelte die Stirn und schien im Begriff zu sein, sich von ihnen abzuwenden, als sich der Mann im gelben Gewand ihm näherte und etwas in sein Ohr flüsterte.
    Der

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