DSR Bd 4 - Das Schattenlicht
Konstantinopel.«
SIEBENUNDZWANZIGSTES KAPITEL
H at er dich gesehen?«, fragte Mina, während sie den fast leeren Platz verstohlen mit dem Blick absuchte.
»Dreh dich nicht um«, mahnte Kit. »Halt deinen Kopf unten.«
»Welcher ist es?«
»Ich weiß es nicht. Ich glaube aber, der Gerissene war’s – Tav. Wir können nicht zum Kaffeehaus zurückgehen. Das wird der erste Ort sein, wo sie Ausschau halten.«
»Ich stimme dir zu«, sagte Wilhelmina. »Wie wär’s mit Cass’ Wohnung?«
»Okay. Dreht euch langsam um, und dann lasst uns einfach weitergehen.«
»Wir müssen Gianni die Nachricht zukommen lassen, dass er uns dort trifft.«
»Ich könnte zu ihm gehen«, bot Cass an. »Soweit ich weiß, hat keiner dieser Burley-Männer mich jemals gesehen.«
»Ich weiß nicht«, gab Kit zu bedenken. »Es ist besser, wenn wir nicht getrennt werden. Wir können jemanden mit einer Notiz schicken.« Er riskierte es, sich heimlich umzuschauen. »Das ist womöglich sicherer.«
Mina und Cass beobachteten ängstlich sein Gesicht. »Irgendwas passiert?«, fragte Cass.
»Immer noch bloß der eine. Aber man kann sich sicher sein, dass er nicht allein ist.«
»Was macht er?«, fragte Mina. »Hat er uns erspäht?«
»Noch nicht. Er scheint den Kaffeeladen zu beobachten.« Kit drehte sein Gesicht weg und senkte seinen Kopf. »Los, vorwärts, wir müssen uns in Bewegung setzen – gehen, nicht laufen. Das Letzte, was wir wollen, ist, die Aufmerksamkeit auf uns zu lenken.« Kit erblickte Cass’ ängstlichen Gesichtsausdruck und legte ihr beruhigend eine Hand auf den Arm. »Es wird alles in Ordnung kommen. Bereit? Was auch immer geschieht – einfach weitergehen. Auf geht’s.«
Der Laden lag auf derselben Seite des Platzes wie die Kirche; also änderten die drei die Richtung, gingen langsam zur Kirche zurück und dann ruhig weiter entlang der Reihe von Gebäuden zur Apotheke. Leise schlüpften sie ins Haus hinein, marschierten lautlos im Gänsemarsch die Treppe hoch zu Cass’ Zimmer und schlossen die Tür.
»Ich werde die Kerze anzünden«, bot Cass an.
»Warte«, entgegnete Kit. »Wir sollten niemandem anzeigen, dass wir da sind.«
»Das war knapp«, seufzte Wilhelmina. »Ich hasse es, zufällig auf diese Kerle zu treffen. Burleigh wird nicht weit weg sein.«
»Wir können nicht hierbleiben«, sagte Kit und ging zu dem einzigen Fenster des Raums. Leise schloss er die Läden und trat wieder zur Seite. »Wir müssen aus der Stadt raus – je früher, desto besser.«
»Wie gefährlich sind diese Burley-Männer wirklich?«, fragte Cass.
»Gefährlich genug.«
»Kit hat recht; wir sollten so schnell wie möglich verschwinden«, sagte Mina.
»Wohin gehen wir?« Cass blickte von Mina zu Kit, deren Gesichter bleich waren und auf denen in der Dunkelheit Schatten lagen.
»Das ist die Frage.« Kit trat von dem Fenster fort. »Ich denke, dass wir – da wir die Probe für die Schattenlichter testen wollen – nach Rom reisen sollten, wo wir uns Giannis Kontakte zunutze machen können.« Er blickte in dem dämmrigen Licht auf die beiden anderen. »Seid ihr damit einverstanden?«
»Damit habe ich kein Problem«, stimmte Cass zu. »Aber könnte ich einen Vorschlag machen? Ich muss zur Zetetischen Gesellschaft gehen: Sie warten darauf, dass ich ihnen Bericht erstatte, was ich herausgefunden habe.« Ihr Gesicht hellte sich auf, als ihr ein neuer Gedanke in den Sinn kam. »Außerdem haben sie all diese Bücher und Manuskripte. Wer weiß? Vielleicht könnten sie uns helfen, herauszufinden, was es mit diesen Symbolen auf den Fotografien auf sich hat?«
»Gute Idee«, meinte Mina. »Du solltest auf jeden Fall dorthin gehen.«
»Uns aufteilen …« Kit schürzte die Lippen und runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht.«
»Auf diese Weise wird es sehr viel schwieriger sein, uns zu verfolgen«, hob Mina hervor. »Ich bin absolut der Ansicht, dass du und Cass nach Damaskus reisen solltet, und ich werde mit Gianni nach Rom gehen und das Zeug testen lassen. Wir werden in Damaskus zu euch aufschließen, wenn wir fertig sind.«
»Klingt gut für mich«, sagte Cass.
»Dann also Damaskus und Rom – auf geht’s dorthin«, pflichtete Kit bei. Dann wandte er sich an Cass: »Bist du sicher, dass du den Weg, den du gekommen bist, zurückfinden kannst?«
Sie nickte entschieden. »Brendan hat mir eine detaillierte Wegbeschreibung gegeben. Ich habe sie immer noch. Aber …« Sie hielt unsicher inne. »Leider müssen wir über London reisen: Das
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