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DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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in Purpur Gewandete nickte und sagte in deutlichen, glockenhellen Tönen: »Pax vobiscum.«
    Die vertrauten Wörter an diesem primitiven Ort gesprochen zu hören war solch eine Überraschung, dass Haven einen Moment brauchte, um sich wieder zu besinnen. »Pax vobiscum« , wiederholte sie.
    Der königlich wirkende Mann lächelte, und mit einer Geste zu seinem gelb gewandeten Assistenten ging er zu seinem Zelt zurück.
    Giles warf Haven von der Seite einen Blick zu. »Mylady?«
    »Das ist Latein«, erwiderte sie im Flüsterton. »Ich beherrsche ein paar Brocken – sie stammen von Onkel Henry und natürlich vom Gottesdienst.«
    Der in Purpur gekleidete Edelmann hielt am Eingang zu seiner Wohnstätte inne. Sein gigantischer Leibwächter gab dem Anführer der Kundschaftergruppe, die die Fremden gefangen hatte, ein Zeichen. Der Kundschafter eilte zu seinen Gefangenen und zeigte an, dass sie folgen sollten, indem er auf den Eingang des Zeltes wies, das dem Adligen gehörte.
    »Glaubt Ihr, dass er ihr König ist?«, wisperte Giles, als man sie ins Innere führte.
    »Mindestens ein Herzog«, befand Haven. »Auf alle Fälle ein Mitglied des Königshauses – Gott sei Dank. Vielleicht werden wir jetzt ein paar Erfrischungen bekommen.«
    Die Wohnstätte des großen Mannes war unter den Zelten ein echter Palast: geschmückt mit kostspieligen Wandverkleidungen in farbenprächtiger Seide und dicken Teppichen auf dem Boden, mit Sesseln aus verziertem Leder und kleinen, achteckigen Tischen aus Palisanderholz, die Einlegearbeiten aus Elfenbein besaßen. Das luxuriöse Innere war angefüllt mit dem schweren süßen Duft von Weihrauch, der wie Nebel in der Luft lag und das warme honigfarbene Licht dämpfte, das Dutzende von winzigen goldenen Lampen ausstrahlten, die an goldenen Ketten von den Dachstützen hingen. Drei junge Diener in weißen Kitteln und voluminösen weißen Kniehosen standen bereit, um ihren Herrn und seine Gäste zu empfangen; einer trat mit einem Sessel vor und ein anderer mit einem goldenen Kelch.
    Sobald sich der Adlige in seinen Sessel gesetzt hatte, wurde ihm der Kelch in die Hände gegeben. Er hob ihn hoch, prostete seinen Gästen zu und trank. Dann reichte er den Kelch dem Diener in dem gelben Gewand, der ihn Giles anbot und anzeigte, dass dieser trinken sollte. Als Giles versuchte, den Kelch zuerst Haven zu überreichen, schüttelte der Mann mit ernster Miene den Kopf und wackelte mit dem Finger. Giles trank und gab anschließend den Kelch zurück; erst danach wurde er Lady Fayth angeboten.
    Dankbar ergriff sie den Kelch und ließ einen großen Schluck von einer süßen Flüssigkeit, die nach Pflaumen schmeckte, ihre Kehle hinunterrinnen. Als sie dem Diener den Kelch zurückgab, klopfte sie sacht dagegen und sagte: »Aqua, orare.«
    Der Edelmann schien überrascht zu sein, doch er klickte mit seinen Fingern einem untätigen Diener zu und erteilte einen Befehl. Der Jüngling verbeugte sich und verschwand in einem der anderen Räume. Giles blickte zu Haven, um von ihr eine Erklärung zu bekommen.
    »Ich habe ihn gerade um etwas Wasser gebeten«, erläuterte sie; dann fügte sie hinzu: »Ich hoffe zumindest, dass ich das gesagt habe.«
    Der weiß gekleidete junge Mann kehrte mit zwei Silberkelchen zurück, die mit Wasser gefüllt waren, und gab Giles und Haven jeweils einen. Sie tranken in großen gierigen Schlucken unter dem faszinierten Blick ihres Gastgebers.
    Als Haven den Pokal wieder senkte, lächelte sie und sagte: »Meus gratis, dominus.« Sie zeigte auf sich selbst und Giles und fügte hinzu: »Sitis moribundus.«
    Der Edelmann klatschte in die Hände. Er stellte dem Kundschafter eine Frage, auf die der Mann eine kurze Antwort gab. Dann verbeugte sich der Vorreiter und eilte aus dem Zelt. In der Zwischenzeit holten die weiß gekleideten Diener kleine Faltstühle hervor, die sie hinter den Besuchern aufstellten, anschließend bezogen sie auf einer Seite Position. Der purpurgewandete Mann streckte eine Hand in Richtung seiner Gäste aus und verkündete – so weit Haven mit ihren bruchstückhaften Lateinkenntnissen folgen konnte –: »Ich heiße Simeon. Ich bin der Khan dieses Volkes. Seid willkommen in meinem Heim.«
    Es gab Wörter, die Haven nicht verstand – an vorderster Stelle »Khan«. Sie wiederholte das Wort in einem fragenden Tonfall.
    »Ah!«, erwiderte er. »Khan ist rex .«
    »Ich entbiete Euch meinen Gruß, Khan Simeon«, sagte sie und senkte den Kopf. Sie waren also in Anwesenheit eines

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