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DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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blies sie dann aus. »Nicht wirklich, nein – nichts Konkretes. Nur eine wilde Spekulation.«
    »Ist oftmals die beste Vorgehensweise«, meinte Tony. »Nur zu, spekulieren Sie weiter.«
    »Ich vermute, es hängt mit der Karte zusammen«, erklärte Brendan, dessen Füße einen weiteren abgedunkelten Seitenweg ansteuerten. »Eine vielleicht bessere Weise, dies auszudrücken, ist Folgendes: Sobald wir das Geheimnis der Karte entdeckt haben, werden wir die Quelle und Natur der Bedrohung besser verstehen.«
    »Langsam! Warten Sie einen Moment. Über was für eine Karte sprechen wir?«
    Brendan schaute sich um. »Die Meisterkarte.«
    Tony starrte ihn ausdruckslos an. »Wie bitte?«
    »Tut mir leid, ich dachte, Sie wüssten davon«, antwortete Brendan und erklärte dann: »Die Meisterkarte ist eine grafische Darstellung der Routen und Zielorte unterschiedlicher Ley-Linien, die über den Kosmos verstreut sind. Sie gehörte einem Ley-Forscher namens Arthur Flinders-Petrie. In Wirklichkeit war sie ein Mann namens Arthur Flinders-Petrie.«
    Brendan fuhrt fort, die Karte zu beschreiben; er erzählte, wie und wo sie gemacht wurde und was, wie man glaubte, sie enthielt – einen Schatz von unübertroffener Bedeutung. Er gab ein merkwürdiges leises Lachen von sich. »Um die Wahrheit zu erzählen, wir haben immer noch bloß eine etwas verschwommene Vorstellung davon. Wir wissen nicht wirklich, was der alte Arthur gefunden hat.«
    »Was glaubt man?«
    »Einige von uns glauben, dass das, was Flinders-Petrie gefunden hat, nichts anderes ist als der legendäre Quell der Seelen oder, wie wir ihn nennen, die Seelenquelle.«
    »Nun, davon zumindest habe ich schon gehört«, sagte Tony. »Es ist ein weitverbreiteter Mythos im Nahen Osten, wenn ich mich recht entsinne, was ich während meiner Schulzeit mitbekommen habe.« Er blickte zu Brendan, um seine Reaktion einzuschätzen. »Wollen Sie mir erzählen, dass Sie glauben, die Seelenquelle sei ein real existierender, materieller Ort?«
    »Wir haben gute Gründe, um zu glauben, dass sie existiert – ja. Unsere Genisa enthält alle Arten von Wundern. Nach dem Abendessen, falls es sie interessiert –«
    »Gehen Sie davon aus, dass ich interessiert bin«, unterbrach ihn Tony. »Ich würde ebenfalls sehr gern diese Meisterkarte sehen, die Sie erwähnt haben.«
    »Autsch«, sagte Brendan. »Da liegt der Hase im Pfeffer. Die Karte befindet sich nicht in unserem Besitz. Irgendwann in der Vergangenheit wurde sie in vier oder fünf Abschnitte geteilt. Diese Stücke wurden an Orten versteckt, die sich weit und breit in Raum und Zeit verstreut befinden. Seit mehr als zweihundert Jahren ist es die Arbeit unserer Gesellschaft, die fehlenden Stücke zu finden und wieder zusammenzufügen. Alles, was wir haben, ist eine mangelhaft erstellte Kopie, die von einem Künstler angefertigt wurde, der sehr wenig von der wahren Bedeutung der Karte wusste. Er hielt sie für eine Karte der Feenreiche.«
    Sie waren nun auf demselben Weg zur Zentrale der Zetetischen Gesellschaft zurückgegangen. Brendan zog seine Schlüssel heraus, und Tony blickte zum nächtlichen Himmel hoch, der noch schwach mit Sternen übersät war.
    »Danke für den Spaziergang, Brendan«, sagte er. »Es war … grauenvoll.«
    Brendan schenkte ihm ein mitfühlendes Lachen. Er öffnete die schwarze Tür und führte seinen Gast herein. »Wenn Sie nicht zu sehr von dem Grauenvollen gequält wurden, macht es Ihnen vielleicht nichts aus, nach dem Abendessen unsere Unterredung fortzusetzen? Dinge bis zum Ende auszudiskutieren hilft dabei, dass sich meine Gedanken herauskristallisieren.«
    Tony trat in das gemütliche, von Büchern gesäumte Empfangszimmer ein – Lichtjahre entfernt von dem vom Untergang bedrohten Multiversum, das sie sich erst vor so kurzer Zeit vorgestellt hatten. Er brauchte einen Augenblick, um zu realisieren, dass Mrs Peelstick da war und dass sie gerade zwei frisch eingetroffene Besucher begrüßte – ein junges Paar, deren Rücken ihm zugewandt waren.
    »Oh, hier sind Sie ja!«, rief sie, als die zurückkehrenden Männer durch die Tür kamen. »Wir haben gerade über Sie gesprochen, Dr. Clarke.«
    »Über mich? Nun, ich …« Er hielt inne, als das junge Paar sich umdrehte, um ihn zu begrüßen. »Cassie!«
    »Hallo, Daddy«, sagte sie und streckte ihre Arme aus, um ihn an sich zu drücken. »Was für eine freudige Überraschung, dich hier zu treffen.«

EINUNDDREISSIGSTES KAPITEL

    B urleigh spazierte zwanglos –

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