DSR Bd 4 - Das Schattenlicht
absichtlich lässig – vom Kaffeehaus weg, als die drei Wachleute mit trommelnden Schritten über den Platz auf ihn und das Große Kaiserliche Kaffeehaus zuliefen. Während sie an ihm vorbeikamen, blickte einer der Soldaten ihn an, rannte jedoch weiter. Der Earl beschleunigte danach seine Schritte und steuerte direkt auf das Gasthaus zu, wo er rasch in seine großen Stiefel hineinstieg und seinen Paletot anzog. Er verweilte lange genug, um die Entwürfe für seine neuen Ley-Detektoren einzusammeln, die er bei den Alchemisten im Palast in Auftrag hatte geben wollen. Bedauerlicherweise würde das bis zum nächsten Besuch warten müssen. Dann hielt er inne, um einen kräftigenden Schuss Brandy aus dem Dekanter auf seinem Tisch hinunterzuschlucken, packte seinen Hut und blickte sich ein letztes Mal im Zimmer um. Lautlos wie ein Schatten schlich er in den Gang, dann die Stufen hinunter und aus dem Gebäude hinaus – und blieb ungesehen.
Mit den flotten, energischen Schritten eines Mannes in Eile – die Absätze klopften auf den Pflastersteinen in einem raschen Stakkato – marschierte der Earl die abgedunkelten Straßen entlang auf die Stadttore zu. Es würde ein wenig länger dauern, wenn er dem Hauptplatz auswich, dachte er, doch es wäre besser, irgendwelche unangenehmen Konfrontationen mit Piken schwingenden Wächtern zu vermeiden.
Trotz seiner vielen Besuche kannte Burleigh die alte Stadt nicht so gut, wie er es sich nun gewünscht hätte; und seine eh schon komplizierte Route wurde sogar noch verschlungener, als er eine falsche Abbiegung nahm. Er bemerkte seinen Fehler erst, als die Straße an einem winzigen Platz endete, an dem eine Kirche stand. Denselben Weg zurückzugehen dauerte einige Zeit; und er war erleichtert, als er schließlich ein abgedunkeltes Sträßchen betrat und die Stadttore undeutlich in Sicht kamen. Auf beiden Seiten des Eingangs und draußen vor dem Torhaus waren Fackeln angezündet worden – sie schienen wie Signalfeuer, um ihn zu seinem Bestimmungsort zu führen. Eines der beeindruckenden, mit Eisenbändern verstärkten Tore war bereits für die Nacht geschlossen worden, doch das andere war immer noch offen, um spät eintreffende Reisende durchzulassen. Er eilte weiter vorwärts und verlangsamte sein Tempo nur ein klein wenig, während er sich dem noch offenen Eingang näherte; dabei schaute er sich nach seinen Männern um. Tav und Dex hätten da sein und auf ihn warten sollen. Con und Mal – wo waren sie? Vielleicht waren seine Männer aufgrund Babys zunehmend problematischer Gegenwart – je größer sie wurde, desto schwieriger war es, die Steinzeit-Bestie zu kontrollieren – bereits hindurchgeschlüpft und warteten außerhalb der Mauern auf ihn.
Diese überdimensionierte Katze ist mehr zu einer Last geworden, als dass sie einen Vorteil bringt , dachte er, als er in den flackernden Kreis des Fackellichts trat. Vielleicht ist es an der Zeit, die Kreatur freizulassen.
Burleigh ging am Torhaus vorbei und erfasste aus den Augenwinkeln eine Bewegung. Zwei Wärter mit Helmen und Brustharnischen erschienen im Eingang. Einer von ihnen rief auf Deutsch: »Stehen bleiben!«
Burleigh täuschte vor, nichts gehört zu haben, und marschierte weiter auf das offene Tor zu.
Der Wärter hob seine Hand und rief erneut, diesmal ein wenig lauter: »Ihr da! Stehen bleiben!«
Burleigh drehte sich ein wenig herum und schaute hinter sich; er verlangsamte seine Schritte, ging jedoch weiter. »Gibt’s ein Problem?«, fragte er und zwang sich zu einem Lächeln.
»Stehen bleiben!« Die beiden Wächter eilten ihm hinterher; sie zogen ihre Schwerter mit den kurzen Klingen, als sie herankamen. »Euer Name, bitte?«
»Mein Name?«, echote er. »Ich bin Lord Burleigh, Earl of Sutherland, und ein Freund des kaiserlichen Hofes.«
Der tonangebende Wachmann erschien unbeeindruckt. »Ihr müsst mit uns kommen«, sagte er.
»Das verstehe ich nicht«, entgegnete Burleigh. Immer noch lächelte er. Und immer noch bewegte er sich auf das offene Tor zu. »Gibt es irgendeine Schwierigkeit? Ich habe heute Nacht andernorts wichtige Geschäfte zu erledigen.«
»Das ist er!« Die Stimme kam von der Wachstube, aus der nun die Gestalt von Jakub Arnostovi herausplatzte und auf die Stufen trat. Er stieß einen Finger in Richtung Burleigh. »Das ist der Mann, der Engelbert Stiglmaier angegriffen hat. Ergreift ihn!«
»Ihr seid gefangen genommen.« Der Wachmann schwang sein Schwert hoch und wies mit der Spitze auf Burleighs
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