Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
Vom Netzwerk:
gemütlich«, sagte sie ihren Begleitern, legte ihren Rucksack ab und steuerte geradewegs auf die Küche zu. »Etzel!«, rief sie auf Deutsch. »Ich bin zurück, mein Schatz!«
    Als sie die Theke erreichte, trat der große Mann höchstpersönlich aus der Küche; ein grüner Schlapphut bedeckte sein lockiges Haar, und sein rundes Gesicht war rot von der Hitze des Backofens. »Liebling!«, rief er und breitete sogleich seine Arme weit auseinander. Minas schlanke Gestalt verschwand in seiner Umarmung, die der eines Bären ähnelte, und sie wurde hochgehoben und schnell in die Küche gebracht, wo sie außer Sicht war.
    »Ich schätze, er freut sich, sie zu sehen«, sinnierte Kit.
    Er und Bruder Lazarus tauschten einen wissenden Blick aus und ließen dann den Raum auf sich wirken. Ihre Ankunft war von den Kunden bemerkt worden, von denen einige lächelten und in ihre Richtung nickten. Kit wunderte sich über diesen Empfang, bis er an sich hinabblickte und begriff, dass das, was die Restaurantgäste sahen, ein Duo aus fremdartigen Priestern war, die dunkle Amtstrachten und Rucksäcke trugen. Kit stupste Bruder Lazarus an, der daraufhin seine Hand in einer vagen Segnungsgeste erhob, und die Kunden kehrten zu ihrer Plauderei und ihrem Kaffee zurück.
    Mina erschien wieder, mit Etzel im Schlepptau, und sagte auf Deutsch: »Engelbert, dies ist mein Freund Giambattista Becarria.«
    Etzel streifte sich den formlosen Hut vom Kopf und verbeugte sich ordentlich vor dem Priester. Bruder Lazarus erwiderte die Verbeugung, danach schüttelte er dem Bäcker die Hand.
    Mina wandte sich Kit zu und erklärte: »Kit, ich bin sicher, du erinnerst dich an Engelbert.«
    »Natürlich.« Kit, der nun an der Reihe war, streckte seine Hand aus. »Hallo, Engelbert. Schön, Euch wiederzusehen.«
    »Hallo, Herr Livingstone!«, erwiderte er auf Deutsch. »Ja, es ist schön, Euch zu sehen!« Er gab Kit einen herzlichen Klaps auf die Schulter. Die Hand des dicken Bäckers war mit Mehl eingepudert und hinterließ einen großen Abdruck auf Kits schwarzem Gewand.
    »Das Wichtigste zuerst«, sagte Mina, die nun in einem forschen, dienstbeflissenen Tonfall sprach. »Ihr beide könnt das Gästezimmer im Obergeschoss haben. Die Betten sind gut, und es gibt eine Truhe, wo ihr eure Sachen verstauen könnt. Ich sage einem der Mädchen, es soll noch ein paar Decken bringen.« Für Bruder Lazarus wiederholte sie ihre Worte auf Deutsch. »Geht jetzt nach oben und macht es euch bequem. Ich werde euch etwas heißes Wasser bringen lassen, sodass ihr euch waschen und präsentabel machen könnt – weil ich uns alle heute Abend zum Essen ausführe, um unsere glückliche Heimkehr zu feiern.« Sie sah Kits verdächtigen Gesichtsausdruck und fragte: »Was ist?«
    »Diese Kleidungsstücke …«, begann er. »Denkst du, ich könnte etwas bekommen, das etwas weniger … religiös daherkommt?«
    »Schon müde vom Priestersein?«
    »Bitte«, insistierte Kit. »Alles wird passen …«
    »Okay, ich werde einen der Burschen losschicken, um etwas zu finden, das mehr … wie du daherkommt.« Sie ergriff Engelbert am Arm und führte ihn fort; problemlos wechselte sie ins Deutsche und sagte: »Komm mit, Etzel, ich möchte hören, was sich hier ereignet hat, während ich fort war. Erzähl mir alles.«
    »Danke, ich bin dir was schuldig!«, rief Kit, als die beiden wieder in der Küche verschwanden. »Bis später, Engelbert.«
    Er wandte seinen Blick wieder dem Raum und den Tischen mit den zufriedenen Kunden zu. Seine Nasenöffnungen füllten sich mit dem Duft frischen Gebäcks, der aus der Backstube strömte.
    »Hier entlang, Bruder Lazarus«, sagte er und wies auf den Treppenaufgang hinten im Raum. »Es mag ja nicht das Ritz sein, doch das Essen ist gut, und du bekommst ein echtes Federbett.«

SECHSTES KAPITEL

    A ls Kit am nächsten Vormittag aufwachte, schwor er sich, dass er niemals wieder essen würde: ein aufrichtiger Vorsatz, der so lange anhielt, bis er – gewaschen und gekleidet in der neuen, sehr stark ausgebeulten Hose sowie in dem frischen, schönen Leinenhemd, die jetzt seine Garderobe darstellten – nach unten in Etzels Küche schlenderte, wo eine frische Charge Honig-und-Walnuss-Gebäck gerade aus dem Backofen kam. Der himmlische Duft stieß seinen festen Vorsatz um – und Kit unterlag dem Wohlgeruch kampflos. Er zog sich einfach einen Stuhl zum Arbeitstisch, als der große Bäcker, der ihn aufmunternd anstrahlte, auf einem sauberen Teller ein frisches, heißes

Weitere Kostenlose Bücher