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DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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und nahm den mehrarmigen Kerzenständer vom Tisch. Er schloss die Tür zum Arbeitszimmer, folgte den Frauen in den Gang und sagte zu sich selbst: »Es ist absolut verwirrend.«

FÜNFTES KAPITEL

    B eim siebten Schritt bemerkte Kit, wie der Boden unter seinen Füßen nachgab. Instinktiv streckten sich seine Zehen, um einen anderen festen Stand zu erreichen, dehnten sich und fanden Halt. Im selben Augenblick wirbelte eine steife Brise Schotter vom Pfad hoch. Er schloss seine Augen, und als er sie wieder öffnete, stand er mitten auf einem pfeilgeraden, von Bäumen gesäumten Weg, der zwei Felder voneinander trennte: derselbe von Bäumen gesäumte Pfad, zu dem er von Wilhelmina geführt worden war – in jener Nacht, als ihm nur knapp die Flucht vor Burleigh gelang.
    »Wir sind zurück«, sagte er, drehte sich um die Achse und entdeckte Mina und Bruder Lazarus. »Alle okay?«
    »Ging mir niemals besser«, antwortete Wilhelmina und streifte sich kleine Stücke von Blättern aus dem Haar.
    Bruder Lazarus, der direkt hinter ihr war, klopfte sich den Staub von seinem Priestergewand. Er lächelte und sagte auf Deutsch: »Das war ein guter Sprung.«
    »Das stimmt!«, pflichtete Mina ihm bei. Sie schaute sich um in dem Bemühen, sich in der Landschaft zu orientieren. »Die Straße am Fluss ist hinter uns. Es ist noch früh, daher sollten wir in der Lage sein, bei einem der Bauern, die unterwegs zur Stadt sind, eine Mitfahrgelegenheit zu bekommen.« Sie machte sich auf den Weg durch das tunnelähnliche Gehölz des von Bäumen gesäumten Pfades. »Ich frage mich, was für ein Tag heute ist.«
    »Oder schon eher – welches Jahr«, meinte Kit.
    »Nach meinen Erfahrungen«, erklärte Mina ihm, »bin ich selten mehr als ein oder zwei Tage fort, solange ich den Sprung beim siebten Schritt mache – ausgehend vom Markierungsstein auf dem Ley im Großen Tal. Du würdest übrigens nie glauben, wie lange ich gebraucht habe, um das zu erlernen.«
    »Funktioniert dieses Konzept überall?«
    »Hm.« Sie dachte nach. »Ich glaube schon.« Sie drehte sich zu Bruder Lazarus um, der hinter ihnen ging, und rasselte einen langen Satz auf Deutsch herunter. Die beiden hielten eine kurze Unterredung, die durch verworrene Handgesten von Bruder Lazarus unterbrochen wurde, der zudem gelegentlich ins Italienische verfiel.
    »Wir werden deswegen etwas unternehmen müssen«, sinnierte Kit, während er dem Gedankenaustausch der beiden anderen zuhörte – wobei er lediglich ein oder zwei flüchtige Worte verstand. »Also, was hat er gesagt?«, fragte er, als Mina sich wieder umdrehte.
    »Er meint, dass es in einem sehr allgemeinen Sinne für einen Reisenden möglich zu sein scheint, durch die Methode, die ich gerade erklärt habe, seine Ankunft quasi einzustellen – unter Berücksichtigung von solchen Variablen wie der Schrittlänge, der jeweiligen Bewegungsgeschwindigkeit und so weiter. Es wäre allerdings unklug, das, was möglich ist, fälschlicherweise für das zu halten, was wahrscheinlich ist.«
    »Richtig.« Kit nickte nachdenklich. »Eine Faustregel, kein allgemeingültiges Gesetz. Ich werde versuchen, das im Hinterkopf zu behalten.«
    Die drei Reisenden schulterten ihre Rucksäcke und gingen weiter den Pfad entlang. Die Straße kam in Sicht, und unweit davon erblickten sie das silberne Schimmern der Moldau. Als sie die Straße erreichten, verließen sie den beschatteten Pfad und traten in die von der Sonne erwärmte Luft eines schönen Herbstnachmittags hinein. Vor ihnen auf der Straße sahen sie einen Heuwagen, der in Richtung Stadt fuhr.
    »Da ist unsere Mitfahrgelegenheit!«, schrie Mina und begann, dem pferdebespannten Wagen hinterherzulaufen. »Ich glaube, ich kenne diesen Bauern; er wird uns bis zu meiner Haustür bringen.«
    »Toll, Mina, du hast diese ganze Gegend hier total in den Griff bekommen.«
    Sie war bereits weg. »Beeilung!«
    Wilhelmina flitzte davon, um den Wagen zu erwischen, und ließ Kit und Bruder Lazarus zurück, die in ihrem Fahrwasser hinterhereilten. »Guten Tag!«, rief sie auf Deutsch. »Hallo! Guten Tag!«
    Der Fahrer schaute zurück, und der Wagen wurde langsamer, bis er stehen blieb. »Wir haben Glück«, sagte sie, als die beiden Männer bei ihr eintrafen. »Er ist auf dem Weg zu einem Bekannten von mir in der Stadt, einem Stallknecht. Nun macht schon, helft einer Lady nach oben.«
    Einige wenige Augenblicke später nahmen alle drei auf Strohbündeln Platz und lauschten dem langsamen Hufgeklapper der Pferde,

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