Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
Vom Netzwerk:
Gebäckstück vor ihn hinstellte.
    »Etzel, Ihr seid ein Genie«, schwärmte Kit mit einem großen Bissen von dem schmelzenden, köstlichen Gebäck im Mund. »Ein wahrer Künstler.«
    »Es ist gut?«, fragte Etzel auf Deutsch und beobachtete Kits Reaktion.
    »Ja! Sehr gut!«, erwiderte Kit, der mit diesen Worten seinen kleinen Vorrat an deutschen Vokabeln gewissermaßen ausschöpfte.
    Der Bäcker kehrte zu seinem Ofen zurück und summte glücklich vor sich hin.
    Am Abend zuvor war Kit gleichermaßen beeindruckt gewesen von dem Schnitzel, das man im besten Speisehaus der Stadt aufgetragen hatte. Wilhelmina hatte dafür gesorgt, dass ihr Geschäftspartner Jakub Arnostovi sie zum Sankt-Hubertus-Haus brachte, Prags schickster Gaststätte: ein Ersuchen, dem der clevere Geschäftsmann nur allzu gerne nachkam. Dort – in einem heldenhaften Bemühen, sich Biss für Biss mit dem gestandenen Esser Engelbert zu messen – übertraf sich Kit selbst: Er verschlang einen Haufen Krautsalat und Sauerkraut, während er eine leicht panierte, gewürzte und gebratene Scheibe Kalbfleisch vernichtete, die nicht nur den Teller bedeckte, sondern auch noch über die Ränder hinaushing. Und all das schaffte er, während er berauschendes dunkles Weißbier aus einem scheinbar bodenlosen Krug in sich hineinkippte. Aus diesem Erlebnis hatte sich sein jedoch ziemlich kurzlebiger Vorsatz beim Aufstehen am nächsten Vormittag ergeben.
    Als Kit sein süßes Gebäckstück und eine heiße Tasse Kaffee genoss, kam Wilhelmina hereingeweht. »Guten Tag«, begrüßte sie ihn und hielt dann inne, um einen kritischen Blick auf ihn zu werfen. »Bist du schließlich doch wieder unter den Lebenden?«
    »Hallo, auch an dich«, erwiderte Kit. »Ist es schon spät? Wie viel Uhr ist es?«
    »Ist egal«, meinte sie. »Wie ist das Gebäck?«
    »Himmlisch. Etzel ist ein Engel mit einer Bäckermütze.« Kit nahm einen Schluck Kaffee. »Bin ich der einzige Langschläfer? Ich habe Bruder Lazarus noch nicht gesehen – ist er in der Nähe?«
    »Gewesen und fort«, antwortete Mina und ließ Kaffee in einem kleinen Zinntopf schnell kreisen, bevor sie ihn durch einen Filter in eine der Tassen goss, auf denen der Namenszug des Großen Kaiserlichen Kaffeehauses prangte. Sie hob die Tasse hoch, atmete das Aroma ein und nahm anschließend einen Schluck – genau so wie ein Weinkellner, der eine gerade geöffnete Flasche kostete. »Er sagte, er habe Besorgungen zu machen.«
    »Oh?« Kit steckte sich mit der Gabel ein weiteres Stück von seinem Gebäck in den Mund und kaute nachdenklich; er fragte sich, welche Besorgungen der Priester möglicherweise machen könnte. »Du kennst ihn schon seit langer Zeit, nicht wahr?«
    »Lange genug, um zu wissen, dass man ihm vertrauen kann – bis zum Ende der Erde und zurück –, falls es das ist, was du meinst. Mach dir keine Sorgen; er wird zurückkehren, wenn er das beendet hat, was er gerade macht – was auch immer das ist.«
***
    Bruder Lazarus war, wie sich zeigen sollte, drei Tage lang fort. Am Morgen des vierten kehrte er so verändert zurück, dass Kit ihn kaum als den onkelhaften Priester wiedererkannte, als den er ihn kennengelernt hatte. Fort waren die schwere, bis zu den Fußknöcheln reichende Soutane und das geknotete Zingulum; statt ihrer hatte er einen einfachen, gut geschnittenen schwarzen Anzug an, der mit einem schwarzen Hemd und einem weißen Priesterkragen getragen wurde. Die robusten Sandalen waren durch wunderschön polierte schwarze Herrenhalbschuhe ersetzt worden. Sein Haar war sehr kurz geschnitten, sein Bart in einer modischen Weise getrimmt; und seine alte Brille mit dem Stahlgestell war durch eine neue ausgetauscht worden, die ein ähnliches Design aufwies, jedoch mit Gold umrandet war. Eine glatte Umhängetasche aus Leder mit einem dünnen Riemen und ein Spazierstock aus Ebenholz mit einem Silberknauf vervollständigten das Ganze.
    » Buongiorno! Buongiorno an alle!«, rief er, als er in den Speiseraum des Großen Kaiserlichen Kaffeehauses schritt. Er blieb einen Augenblick lang stehen und blickte suchend zwischen den Tischen umher.
    Kit – der müßig bei einer zweiten Tasse Kaffee saß, während er darauf wartete, dass Wilhelmina ihre Aufgaben beendete, sodass sie sich zusammensetzen und besprechen konnten, was sie wegen dem verschwundenen Priester unternehmen sollten – hörte die vertraute Stimme und blickte auf. »Was zum …? Bruder Lazarus?« Er stand abrupt auf und kippte dabei fast seinen Stuhl

Weitere Kostenlose Bücher