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DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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zu.
    Während sie über den Platz schlenderten, hielt Cass plötzlich inne. Sie ließ das große gotische Bauwerk auf sich wirken, das dem Platz gegenüberstand.
    »Was ist das für ein Gebäude?«, wollte sie wissen und zeigte auf die bedrohlich wirkende Konstruktion, die sich vor ihr erhob.
    »Das ist das Rathaus «, erklärte Kit, der zur Bezeichnung des Gebäudes das deutsche Wort benutzte, es jedoch englisch aussprach, sodass die erste Silbe wie rat – »Ratte« – klang. »Hat glücklicherweise nichts mit Nagetieren zu tun – es sei denn, der Rattenfänger hat dort seinen Sitz. Es ist wie ein Gemeindezentrum. Verwaltung, Stadtrat, Stadtbüros – alles ist da, sogar ein Gefängnis.«
    »Es sieht aus wie die Art von Bauwerken, in denen Dracula herumhängen könnte. Irgendwie gruselig.«
    »Da haben Sie vollkommen recht.« Kit lächelte. Er hatte den Tag genossen – und die Gesellschaft von Cass. Und das weitaus mehr, als er sich bei seiner Einladung zu einem Spaziergang draußen auf dem Land vorgestellt hatte. Doch jetzt war der Spaß vorbei, und er dachte darüber nach, wie man den Moment in den Erinnerungen lebendig halten konnte, als sie die Tür des Großen Kaiserlichen Kaffeehauses erreichten.
    »Danke schön, dass Sie mich mitgenommen haben, Kit. Vielleicht können wir das irgendwann wiederholen?«
    »Kein Problem«, antwortete er und zuckte sogleich innerlich zusammen. Kein Problem? War das wirklich das Beste, was er in dieser Situation erwidern konnte?
    Sie legte ihre Hand auf seinen Arm, und die Stelle, die sie berührte, wurde warm.
    Kit stand an der Schwelle zum Gedanken, dass ein Kuss auf die Wange in Ordnung sein könnte, als die Tür des Kaffeehauses sich öffnete und Wilhelmina auftauchte, die ein kleines Paket von der Größe eines Brotlaibes in der Hand hielt.
    »Oh, da seid ihr ja also«, zwitscherte sie. »Ich störe doch nicht, oder?«
    »Sind gerade von unserem Spaziergang zurückgekehrt«, sagte Kit. »Was ist in dem Beutel?«
    »Kaffeesatz«, erwiderte Mina und hievte das Bündel hoch.
    »Ein Geschenk für einen deiner vielen Verehrer?«
    »Ja, tatsächlich«, antwortete sie. »Im Austausch für diese seltene und wichtige Ware bekomme ich gewisse Gefälligkeiten von den mit mir befreundeten Alchemisten.«
    »Nett.« Kit nickte anerkennend.
    »Gibt es tatsächlich Alchemisten in der Nähe?«, fragte Cass.
    »Oh, aber sicher«, bekräftigte Mina. »Sie sind mir gegenüber äußerst hilfsbereit gewesen – einer im Besonderen. Ich schicke das hier zu ihm hoch, zusammen mit einer Notiz, in der ich um einen Besuch bitte. Aber es muss dort sein, bevor die Uhr sechs Mal schlägt.«
    »Weil er sich dann in eine Haselmaus verwandelt?«, erwiderte Kit.
    Mina rollte die Augen. »Weil das der Zeitpunkt ist, zu dem die Tageswache wechselt; und danach wird der Eintritt zum Palast mühsam und unnötig kompliziert.«
    »Was machen sie mit dem Kaffeesatz?«, erkundigte sich Cass.
    »Wer weiß das schon? Experimente der einen oder anderen Art. Die Sache ist die, dass es ein wertvoller Stoff ist wegen seiner Seltenheit, und ich bin glücklich, dass ich die Nachschublinien offenhalten kann, weil es manchmal notwendig ist, dass man mir einen Gefallen tut.«
    »Wie die Schattenlichter«, riet Kit.
    »Wie die Schattenlichter«, bestätigte Wilhelmina. Sie machte Anstalten, sich fortzubegeben. »Wenn ihr beide mich nun entschuldigen wollt …«
    »Mina«, sagte Kit rasch. »Cass und ich haben darüber gesprochen. Wie stehen die Chancen, dass du genug Ley-Lampen bekommen könntest, damit jeder von uns eine hat?«
    »Ich weiß es nicht«, entgegnete Mina. »Doch es ist eine gute Idee. Ich werde Gustavus fragen und sehen, was er dazu sagt.«

ELFTES KAPITEL

    D ouglas Flinders-Petrie wischte sich energisch das Wasser aus den Augen und packte sich dann ans Knie. Der Pfad unter den Füßen war unebener, als er erwartet hatte, und blind vom Sprung war er gestürzt. Die Innenseite seiner linken Hand war abgeschürft, und auf Höhe des Knies hatte er sich ein Loch in die Hose gerissen. »Gute Arbeit«, murmelte er. »Echt famos.«
    Er hörte ein Grunzen und blickte über seine Schulter nach hinten, während er seinen Oberkörper aufrichtete. Snipe war zwei Schritte hinter ihm, und auf seinem großen, nichtssagenden Gesicht zeigte sich ein gemeines Grinsen. »Nicht lustig«, knurrte Douglas.
    Während er sich noch das Knie rieb, erhob er sich und schaute sich um. Sie schienen in einem Einschnitt einer dicken Schicht

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