DSR Bd 4 - Das Schattenlicht
Hochgefühl darüber, eines der Symbole von seinem Fragment der Meisterkarte erfolgreich entschlüsselt und angewandt zu haben, schwand dahin, während er zusah, wie die Bauern weggingen. Das Entziffern der Symbole war eindeutig nur die halbe Miete. Hinzuzufügen war allerdings die Tatsache, dass Douglas – dieses Mal – über einen Schatz an Insiderwissen verfügte: Aufgrund von Geschichten, die er in seiner Kindheit gehört hatte, wusste er, dass sein Urgroßvater Arthur einige Jahre im alten Etrurien gelebt hatte; er wusste von dem Heiligen Weg und den Beerdigungsriten der Etrusker. Und er kannte die Geschichte, wie Turms der Unsterbliche bei der Heilung seiner Urgroßmutter behilflich gewesen war und die Geburt seines Großvaters Benedict erst ermöglicht hatte. Da er all diese Dinge wusste, war er imstande, seinen Aufenthaltsort zu erraten … dieses Mal .
Beim nächsten Mal könnte es recht gut eine völlig andere Geschichte sein. Wenn er dabei Erfolg haben wollte, die verstreuten Stücke der ursprünglichen Karte aufzufinden und wieder zu vereinigen, konnte er sich nicht auf Spekulationen verlassen, gleichgültig, wie scharfsinnig sie auch sein mochten. Er würde mehr benötigen – viel, viel mehr. Er würde mindestens irgendeine Art von Schlüssel brauchen: einen Weg, um auch nur ein geringes Vorwissen über seinen Zielort zu erlangen, bevor er sich auf die Reise begab. Er hatte allerdings nicht die geringste Ahnung, welche Gestalt oder Form dieser Schlüssel haben könnte. Auf dem in seinem Besitz befindlichen Teilstück der Karte gab es siebzehn Tattoos. Jeden dieser Orte zu besuchen und nicht nur herauszufinden, wo er war, sondern auch, wann er existierte, sowie all die anderen dazugehörigen Einzelheiten zu ermitteln würde Zeit, Geduld und vor allem beharrliche Ausdauer erfordern.
Auf diese Weise, schlussfolgerte Douglas niedergeschlagen, war er für einen außerordentlich langen und mühsamen Zeitraum dem Prinzip des Versuchs und Irrtums unterworfen – es sei denn, er fand einen Schlüssel, um die Symbole den jeweiligen Bestimmungsorten zuzuordnen.
»Leg den Grashüpfer weg, Snipe«, brummte er und begann, den Wanderweg entlangzugehen. »Bevor wir heimkehren, können wir genauso gut all das herausfinden, wozu wir in der Lage sind.«
Er hielt nur lange genug an, um einen kleinen Steinhaufen zu errichten und so den Standort des Kalktuff-Grabens zu markieren, der die Ley-Linie enthielt; und dann machte sich Douglas auf den Weg, immer den Pfad entlang. Die Landschaft war angenehm und menschenleer. Sie trafen niemand anderen, und die Sonne stand bereits hoch über ihnen, als sie einige Zeit später an einer Furt anhielten. Sie knieten sich nieder, um zu trinken. In dem Moment vernahm Douglas Stimmen. Er schaute stromabwärts und sah drei Frauen, die Kleider wuschen. Einen Augenblick lang beobachtete er sie und lauschte ihrer Unterhaltung; er konnte einen gewissen Rhythmus darin spüren, und diesmal schienen die Vokale dem zu ähneln, was er von dem archaischen Latein kannte. Er stand kurz davor, ein oder zwei Wörter zu riskieren, als eine große Welle auf ihn zukam.
Ein Vorhang aus Wasser fiel auf ihn herab, und er sprang auf die Füße. »Snipe! Du Idiot!«, schrie er prustend. Er wirbelte herum und sah, wie der junge Menschenhasser einen weiteren großen Stein hochhob, um ihn in den Strom zu wuchten. »Lass den Felsbrocken fallen!«
Snipe gehorchte: Er ließ den Stein schwer ins Wasser fallen. Die Frauen hörten natürlich den Tumult und erblickten die zwei sonderbar gekleideten Fremden, die in der Nähe auf der Lauer lagen. Douglas lächelte und hob seine Hände – ein Versuch, anzuzeigen, dass er nichts Böses im Schilde führte. Doch der Schaden war bereits angerichtet. Sie sprangen alle auf, und eine von ihnen rannte fort; sie rief laut, während sie im Gebüsch verschwand, das den Fluss säumte. Die übrigen Wäscherinnen waren jedoch nicht beruhigt; sie hoben Steine vom Ufer auf und hielten sie bereit. Douglas, der immer noch lächelte und mit den Armen winkte, wich von der Furt zurück, wobei er Snipe mit sich zog. Sobald sie außer Sichtweite der Frauen waren, drehte er sich um und begann, den Weg zurückzuschlendern, den sie gekommen waren.
Bald gab es Rufe hinter ihnen. Ein rascher Blick über die Schulter bestätigte, dass sie von einer Schar aufgeregter Einheimischer verfolgt wurden, von denen einige Stöcke oder Keulen mit sich führten. Douglas verdoppelte sein Tempo und begann,
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