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DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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bin ich vollständig von den Erfahrungen aufgezehrt und überwältigt worden.«
    »Es hat diese Wirkung.«
    »Wie ist es mit Ihnen? Vermissen Sie Ihr altes Leben in London?«
    »Um ehrlich zu sein, es gibt nicht viel zu vermissen«, antwortete Kit. »Ich hatte einen langweiligen Job, bei dem man auf keinen grünen Zweig kam, und nicht viel anderes mehr. Wenn ich jetzt darauf zurückschaue, verstehe ich, dass Cosimo mir einen riesigen Gefallen getan hat, indem er mich ins Familienunternehmen gebracht hat, wie er es nannte.« Kit lachte scharf und spöttisch auf. »Was für ein Unternehmen! Ich steckte drei Jahre in der Steinzeit fest, vielleicht sogar noch länger. Ich bin beim Zählen durcheinandergekommen.«
    »Reden Sie keinen Unsinn!«
    »Es stimmt. Wussten Sie das nicht?« Cass schüttelte den Kopf, und so fuhr Kit fort. »Das Knochenhaus, über das wir gesprochen haben – genau dort ist es. Genau inmitten der Steinzeit. Hier in der Nähe gibt es eine Ley-Linie, die zu dieser unglaublichen Schlucht führt – nackte Felsenwände aus weißem Kalkstein mit einem Fluss, der zwischen ihnen strömt. Kurz gesagt, Burleigh war hinter mir her, und ich versuchte zu entkommen, indem ich den Tal-Ley benutzte, wie Mina ihn nennt. Doch irgendetwas lief schief. Ich landete in der Steinzeit bei einem Stamm primitiver Menschen. Es macht mir nichts aus, Ihnen zu sagen, dass es die verblüffendste, furchteinflößendste, beglückendste und lohnendste Sache war, die mir jemals passiert ist. Es juckt mich in den Fingern, dorthin zurückzukehren.«
    Der bloße Gedanke daran ließ Kit verstummen. Er hielt inne, und seine inneren Bilder verloren ihre klaren Umrisse, während die Erinnerungen ihn durchfluteten.
    »Kit? Sind Sie okay?«
    Als er antwortete, hatte seine Stimme einen sehnsuchtsvollen Unterton angenommen. »Es ist schwer zu beschreiben, aber als ich dort lebte, war ich mehr als nur ich selbst – als ob die Existenz zwischen den Urmenschen mich irgendwie besser gemacht hätte, als ich bin.« Er zuckte mit den Schultern. »Jetzt fühle ich mich, als ob ich ein Körperglied verloren hätte – oder einen Bruder oder sonst was. Ich mochte den, der ich war, als ich bei ihnen lebte – wenn das irgendeinen Sinn ergibt. Das ist der Grund, weshalb ich zurückgehen möchte … weshalb ich zurückgehen muss .«
    »Ich will jedes einzelne Detail hören.« Cass blieb stehen, schaute ihm direkt in die Augen und fixierte ihn mit ihrem Blick.
    »Noch besser wäre, wenn ich es Ihnen zeigen würde«, bot Kit an. »Wie ich gesagt habe: Die Expedition, um die Seelenquelle zu finden, startet von dort. Ich schätze, ich bin gerade davon ausgegangen, dass Sie auch mitkommen würden. Aber jetzt sagen Sie, Sie müssen nach Damaskus zurückkehren …« Er spürte, dass er ins Schwimmen geriet. »Müssen Sie? Müssen Sie gleich zurückkehren, meine ich?« Die Intensität ihres Blicks verunsicherte ihn ein wenig, daher versuchte er, die Stimmung aufzuhellen. »Ich werde Sie dem Clan vorstellen und Ihnen ein echtes, lebendiges Mammut zeigen – nicht bloß Knochen! Und wer weiß? Wenn Sie gut sind, vielleicht auch einen Höhlenlöwen – und wie man mit einem angespitzten Stock auf die Jagd geht.«
    »Abgemacht!«, rief sie. Cass spuckte in ihre Hand hinein und streckte sie aus. »Spucken und schütteln.«
    Kit tat, wie sie es ihm gesagt hatte, und sie schüttelten die Hände.
    »Da«, sagte sie, »dies ist eine heilige, feierliche Vereinbarung. Sie dürfen sie nicht brechen.«
    »Ich will sie nicht brechen«, versicherte Kit.
    Der Moment dehnte sich zu lange und wurde peinlich, also setzten sie ihren Spaziergang schweigend fort. Als auch das unbehaglich wurde, sprudelte es aus Kit heraus: »Erzählen Sie mir doch mehr über Sedona.«
    Cass zuckte die Achseln. »Sedona ist ein durchaus annehmbarer Ort, nehme ich an. Ich liebe die roten Felsen und Canyons. Doch um die Wahrheit zu sagen, ich war wirklich begeistert von Damaskus – etwas ist mit diesem Ort … oder vielleicht sind es die Menschen.«
    Sie unterhielten sich über die surrealen Gegensätze ihres alten und neuen Lebens sowie über die unvorstellbaren Wendungen, die das Leben eines Ley-Reisenden jederzeit nehmen konnte. Schließlich durchschritten sie die massiven Stadttore und gingen die steile Straße hoch, die nun in Schatten eingetaucht war. Als sie den Altstädter Ring erreichten, traten sie erneut ins Sonnenlicht und marschierten weiter auf das Große Kaiserliche Kaffeehaus

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