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DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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respektvolle, sogar unterwürfige Antwort in Form von Kopfnicken und kleinen Verbeugungen als Zeichen der Zustimmung. Dann sprach er einen Befehl aus, der an die zwei gelb Gewandeten gerichtet war, und ging auf demselben Weg zum Tempel zurück.
    Seine Assistenten bezogen Stellung zu beiden Seiten von Douglas, und einer von ihnen zeigte an, dass er und Snipe ihrem Führer folgen sollten.
    Sie gingen den steilen Pfad hoch, vorbei an der langen Reihe fingerdünner Bäume zu beiden Seiten, und erreichten die Stufen zum Portikus des Tempels, wo die Reisenden gezwungen wurden, ihre Stiefel abzustreifen, bevor man ihnen erlaubte, das Innere zu betreten. Barfüßig wurden sie dann in den Tempel geführt, der, wie Douglas schnell begriff, weniger ein Tempel und mehr eine Residenz war. Die Wände waren in Schattierungen von hellem Grün angemalt und mit einem breiten Band verziert, das eine Serie von Jagdszenen darstellte. Es gab Bänke mit sehr dicken Polstern, die rund um einen großen, niedrigen Tisch aus poliertem dunklem Holz verstreut standen; und eiserne Dreifüße hielten bemalte Keramikgefäße in Rot und Schwarz. Von irgendwoher ertönte die beschwingte Musik einer Flöte; sie klang wie fließendes Wasser.
    Zwei Diener in kurzen grünen Tuniken kamen mit einem Klappstuhl herbeigerannt, den sie auseinanderbreiteten und mit Kissen auskleideten. Der karmesinrot Gekleidete ließ sich mit der Miene eines orientalischen Potentaten, der seinen Thron einnahm, auf den Stuhl nieder. Unterdessen wies der gelb gewandete Lakai, den Douglas für einen untergeordneten Assistenten hielt, die Besucher an, vor seinem Herrn niederzuknien. Dieser musterte die Fremden mit großem Interesse – weitgehend so, wie wenn ein Insektensammler eine neue Art von Käfern studieren würde, stellte sich Douglas vor. Das Schweigen nahm zu und dehnte sich in die Länge, und immer noch war es so, dass weder der rot Gewandete sprach noch dieser von einem seiner offensichtlichen Günstlinge angesprochen wurde. Nach einer Weile kehrte der rundliche Oberpriester zurück. Diesmal wurde er von zwei Männern begleitet – der eine war älter und kahlköpfig, der andere viel jünger. Jeder der beiden war in eine lange weiße Tunika mit einem breiten, geflochtenen Gürtel aus goldenen Schnüren gekleidet. Auch sie fingen an, die Fremden mit einem Interesse zu studieren, das dem ihres rot gewandeten Herrn gleichkam.
    Augenblicke später kehrten die Diener zurück: Einer trug ein kupfernes Tablett mit einem Krug, der demjenigen nicht unähnlich war, aus dem Douglas vor dem Grabmal getrunken hatte. Auf dem Tablett waren ebenfalls drei flache Schalen und eine Schüssel mit Mandeln. Der Oberpriester wies die Diener an, Wein einzuschenken, was sie taten. Anschließend verbeugten sie sich tief und zogen sich ohne ein Wort zurück. Der gelb gekleidete Assistent überreichte seinem Herrn eine gefüllte Schale, dann gab er Douglas und Snipe jeweils eine. Der Junge trank seine Schale sofort aus und streckte sie von sich, um mehr zu bekommen. Der Diener starrte ihn an, dann blickte er zurück zu seinem Herrn, der lediglich nickte. Snipes Schale wurde wieder gefüllt, und Douglas flüsterte: »Kipp das nicht in dich hinein.«
    Snipe warf ihm einen finsteren Blick zu und tauchte seine Zunge ein.
    Der Mann auf dem Stuhl hob seine Schale, als würde er den Göttern in der Höhe eine Opfergabe anbieten, dann neigte er seinen Kopf, wobei er ein Wort aussprach, und trank. Douglas erkannte dies als Aufforderung an ihn, ebenfalls zu trinken. Er nahm einen Schluck von dem bittersüßen, geharzten Wein – ein Geschmack, den er wiedererkannte, den er sich aber nie zu eigen gemacht hatte. Er zwang sich zu einem Lächeln, und der Mann auf dem Stuhl schenkte ihm ein beifälliges Nicken, bevor er sich zu einem der weiß gekleideten Betrachter wandte, der sich verbeugte, sich anschließend Douglas zukehrte und ihn ansprach. Der Kerl ratterte ein paar Worte herunter und hielt inne, um Douglas erwartungsvoll anzuschauen. Douglas schüttelte bloß den Kopf, woraufhin der Bursche erneut redete, diesmal in einer anderen Sprache, die dem Klang nach dem Griechischen sehr ähnlich war. Douglas reagierte darauf mit einem weiteren, leichten Kopfschütteln und sagte: »Ego« – er tippte mit dem Finger auf seine Brust – »narro latin nonnullus.«
    Dies rief eine sofortige Antwort hervor. Der Mann gab eine Reihe von Worten von sich, die irgendwie vertraut klangen, jedoch unterschiedlich genug von

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