DSR Bd 4 - Das Schattenlicht
Farrell«, antwortete Burleigh. »Wir müssen uns auf eine lange Reise vorbereiten, denn wir sind unterwegs nach dem Südchinesischen Meer.«
VIERTER TEIL
ZWEIUNDZWANZIGSTES KAPITEL
O h, komm schon!«, protestierte Kit. »Es ist so klar wie Kloßbrühe, was hier passiert ist – Haven hat das Buch gestohlen und sich heimlich davongemacht.«
»Und Giles«, fragte Mina. »Was ist mit ihm?«
»Sie hat ihn natürlich mitgenommen«, antwortete Kit mit Nachdruck. »Wer weiß, was sie ihm erzählt hat: die ein oder andere Lüge, um ihn dazu zu bringen, ihr zu helfen und darüber Stillschweigen zu bewahren.«
»Wie hätte sie überhaupt gewusst, wo man nachschauen sollte?«
»Offensichtlich hat sie das Zimmer durchsucht.« Er stieß seinen Finger anklagend in Richtung der Truhe, die am Fuße seines Bettes offen stand. Seine wenigen Kleidungsstücke waren durcheinandergeworfen – als wären sie durchsucht und anschließend achtlos zurückgelegt worden. »Es war nicht schwierig, nicht wahr … Es ist ja nicht so, als ob es hier drinnen eine Tonne Zeug gäbe.«
Sie standen im Eingang zu dem oberen Zimmer, das sich Kit und Gianni im Großen Kaiserlichen Kaffeehaus teilten. Kit war von einem Spaziergang um den Marktplatz herum zurückgekehrt und hatte seine hölzerne Truhe, wo er seine wenigen Habseligkeiten aufbewahrte, durchstöbert vorgefunden. Er blickte auf Gianni, der in der Türöffnung stand, und dann auf Wilhelmina neben ihm, um ihnen zu suggerieren, dass sie dem Beweismaterial vor ihren Augen glauben sollten. »Das Buch war dort, und jetzt ist es nicht da. Haven war hier, und jetzt ist sie fort. Zufall? Ich glaube das nicht.«
»Ich sage nicht, dass du dich irrst«, räumte Mina ein. »Ich möchte bloß nicht, dass wir uns zu irgendwelchen vorschnellen Schlussfolgerungen hinreißen lassen. Lass uns erst mal abwarten und schauen, was passiert.«
»Schön. Was soll’s. Aber die Tatsache bleibt: Das Buch ist fort. Was also werden wir deswegen unternehmen?«
»Ich sehe nichts, was wir deswegen unternehmen können.«
»Dieses Buch«, meldete sich Gianni zu Wort. »Es ist dasselbe, das du uns gezeigt hast, oder? Du glaubst, es könnte den Schlüssel zur Karte enthalten. Wie bist du in den Besitz des Buches gekommen? Erklär das bitte.«
»Wie ich schon früher erwähnt habe, ist es das persönliche Tagebuch von Sir Henry Fayth«, antwortete Kit seufzend. »Auf seinen Seiten hat Sir Henry all seine Gedanken, Spekulationen und Entdeckungen aufgeschrieben, die Ley-Linien und das Ley–Reisen betreffen. Haven und ich fanden das Buch in seinem Arbeitszimmer, als er und Cosimo verschwanden. Ich habe es ein paar Mal gelesen – oder es versucht –, und um die Wahrheit zu sagen: Das meiste davon habe ich nicht verstanden. Doch jetzt glaube ich, dass es die Information enthalten könnte, die wir als Hilfe für die Entschlüsselung der Karte brauchen. Ich hatte gehofft, wir könnten, indem wir das Buch und die Karte zusammenlegen …« Kit hörte zu reden auf, als ihm plötzlich ein Gedanke in den Sinn kam. Er wandte sich Wilhelmina zu. »Du hast doch immer noch die Karte, oder? Sag mir, dass du sie hast.«
»Keine Sorge.«
»Ich glaube, wir sollten das überprüfen, nur um sicher zu sein«, sagte Kit nachdrücklich. »Haven ist eine doppelzüngige Intrigantin, und wenn sie es geschafft hat, diese Karte in ihre Krallen –«
»Kit, sie ist sicher. Entspann dich.«
»Geh es überprüfen.«
»Ich halte sie hinter Schloss und Riegel.«
»Ich will die Karte jetzt sofort sehen.«
»Oh, in Ordnung«, lenkte Mina ein. »Falls das dich zum Schweigen bringen wird.«
»Wir gehen alle. Wo ist sie?«
»Wenn ich euch zeigen würde, wo sie ist, wäre es nicht mehr länger geheim, nicht wahr?«, entgegnete sie. »Ihr zwei wartet hier – ich bin gleich zurück.«
Wilhelmina lief hastig den Flur hinunter, und Kit kehrte zu der Begutachtung dessen zurück, was er inzwischen als Tatort betrachtete. »Ich weiß, dass Haven das grüne Buch genommen hat«, behauptete Kit, der auf seinen Gedanken zurückkam, der ihn gegenwärtig beherrschte. »Sie hat es mir übel genommen, dass ich es in erster Linie habe.«
»Warum sollte sie es nehmen und wegrennen?«, fragte Gianni. »Warum nicht einfach dich darum fragen?«
»Für Ihre Ladyschaft ist nur sie selbst das Gesetz«, erwiderte Kit, Verbitterung schlich sich in seinen Tonfall hinein. »Sie tut, was sie tut – aus ihren eigenen Gründen und ohne Rücksicht auf irgendjemand
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