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DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Füße. Die angreifenden Seemänner waren fort – und ebenso der Enterhaken.
    »Wir sind frei!«, rief der Kapitän. »Jetzt der Haken am Bug!«
    Burleigh drückte sich auf seine Hände und Knie hoch. Mit einiger Mühe schaffte er es, sein gesundes Bein unter seinen Rumpf zu bringen.
    Der Kapitän, der bereits auf den Bug zurannte, blickte zurück. Er sah, dass der Earl darum kämpfte, zu stehen, und eilte zu ihm, um ihn am Arm zu packen und ihn auf den Füßen zu halten. »Sie sind verletzt. Setzen Sie sich hin.«
    »Das ist nichts. Gehen Sie! Ich bin hinter Ihnen.«
    Gerade als sie den Bug erreichten, schwärmten feindliche Seeleute auf dem Deck des Schoners aus; mehrere hatten Pistolen und feuerten über die Reling hinweg auf die rennenden Männer. Farrell und Burleigh warfen sich auf das Deck und versteckten sich unterhalb des Schandecks. Im selben Moment schlugen um sie herum Geschosse auf dem Deck und dem Lukenaufsatz ein. Thoms am Buggeschütz erwiderte das Feuer.
    Die Piraten verteilten sich, und Thoms lud nach. Burleigh und der Kapitän stürzten sich auf den Enterhaken, der an der Bugreling befestigt war, und begannen, mit ihren Klingen auf das Seil einzuhacken. Die Schießerei wurde fortgesetzt. Kugeln spritzten um sie herum, und abermals duckten sie sich unterhalb des Schandecks, um darauf zu warten, dass die Schützen nachluden.
    Auch Thoms ließ sich aufs Deck fallen, doch auf dem Weg nach unten erwischte ihn eine umherirrende Kugel. »Aaah!«, brüllte er, als er stürzte. »Ich bin angeschossen!«
    Auf dem Bauch rutschte Farrell über das Deck zu dem verwundeten Kanonier. Thoms, der sich die Seite hielt, krümmte sich vor Schmerzen.
    »Locker bleiben«, sagte Farrell zu ihm. »Lass es mich ansehen.« Er zog die blutigen Hände des Seemanns von der Wunde und hob sein Hemd an. »Du bist schlimm getroffen, Thoms«, erklärte er. »Wir werden dich nach unten bringen, sobald wir die Bugleine beseitigt haben.« Er wirbelte herum und rief Burleigh zu: »Kümmern Sie sich um den Enterhaken, Sir! Ich werde das Geschütz bedienen.«
    Der Kapitän sprang auf und machte die Kanone schussbereit, während Burleigh abermals auf das schwere Tau einhackte. Die Stränge lösten sich nur widerstrebend und zum Verrücktwerden langsam auf. Doch der Kapitän hielt die feindlichen Seeleute fern, indem er die Bugkanone hin- und herbewegte und auf sie richtete, wann immer sie ihre Köpfe über der Reling zeigten.
    Burleigh, der das Entermesser mit beiden Händen umfasste, hackte wie ein Holzfäller auf das Tau ein, und seine Arme hoben und senkten sich immer wieder, bis seine Muskeln brannten. Letztendlich gelang es ihm dennoch, die Trosse zu durchtrennen. »Er ist frei!«, schrie er. »Der Enterhaken ist los!«
    »Gut gemacht!«, rief Farrell. »Übernehmen Sie das Geschütz!«
    Als Burleigh zu ihm an die Kanone trat, rief der Kapitän seiner Besatzung zu: »Ich brauche hier einen Geschützhelfer!«
    »Ich mache das schon«, entgegnete Burleigh.
    »Sie wissen, wie man eine Kanone lädt?«
    »Ich habe gesehen, wie man das macht«, erwiderte Burleigh und humpelte zum Drehgelenk.
    »Die da kommen zuerst rein und werden fest nach unten gestoßen.« Der Kapitän zeigte auf die Pulverladungen. »Die Kugel geht danach ins Rohr. Zielen Sie hoch, da die Kugel stark nach unten fällt.« Er stieß mit einer Hand gegen das Segel. »Ich werde das Segel nach oben bringen lassen, und schaue zu, dass ich uns ein bisschen auf Abstand bringen kann.«
    Als Farrell eilig davonlief, wurde die Percheron von einer Explosion erschüttert, die das Deck förmlich aufspringen ließ und Burleigh beinahe von den Füßen riss. Er packte die Reling und hielt sich daran fest. Rauch quoll vor ihm vom Schiffsrumpf auf. Es war unmöglich zu erkennen, was geschehen war, aber er hörte Rufe und die Schreie verwundeter Männer.
    Plötzlich war überall Rauch, wallte hoch aus der Bodenluke hinter ihm – und ebenfalls aus der vorderen Luke des Schoners. Es gab noch mehr Rufe … denen Aufschreie folgten. Feindliche Seeleute erschienen auf dem Deck des Schoners, wallten hoch aus dem Niedergang und zogen Rauch hinter sich her. Das Hosenbein eines Seemanns stand in Flammen, und er jammerte panisch, bis einer seiner Kameraden ihn aufs Deck stieß und Sand aus einem Segeltuchbehälter über die Flammen warf. Die anderen, die mit Säbeln und Entermessern fuchtelten, stürmten zum Bug, wo die Schiffe immer noch nahe beieinanderlagen; sie schrien laut, als sie kamen.

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