Du bist das Licht ... trotz allem
fühlt sich in seinem Leben so wohl, dass er
überhaupt nichts ändern möchte. Überhaupt keinen
Anlass dafür sieht, aber übersieht, dass der Partner
eine andere Richtung eingeschlagen hat. Unmerklich
am Anfang. Der andere will zu neuen Ufern
aufbrechen. Es muss nicht einmal ein weit entferntes
Ufer sein. Es geht um neue Themen, mit denen man
sich beschäftigt, über die gesprochen wird, aber nicht
mit dem Partner. Einige neue Gesichter im Bekanntenkreis. Die eigenen Ansichten ändern sich. Ein
Paar muss nicht alles gemeinsam machen und die
gesamte Freizeit miteinander verbringen. Jeder könnte
sich sogar völlig verschiedenen Dingen widmen. Aber
irgendwo muss ein für dieses Paar sichtbarer roter
Faden sein, der dieses Paar immer wieder zueinander
finden und den Weg gemeinsam gehen lässt. Interesse
an der anderen Person und an dem, was der andere
macht. Ab und an vielleicht mal die eigenen Wünsche
zurückstellen und sich zum Beispiel ein Tennis-Match
mit anschauen, obwohl es für einen selbst kaum etwas
Langweiligeres gibt. Ich gebe zu, ich schaue mir mit
meinem Freund kaum Science-Fiction-Filme an.
Wenn er an der neuen Stereoanlage herumbastelt,
koche ich uns was Gutes. Dafür liest er weiß Gott
nicht alle Bücher, die ich ihm unterschiebe und wo ich
mir wünschen würde, dass er sie lesen würde. Er hört
gerne Frank Sinatra, ich nicht, ich höre gerne die
Filmmusik von der Trilogie Herr der Ringe, er nicht.
Aber wir kochen gerne zusammen, lieben Harry
Potter, essen gerne thailändisch und chinesisch,
können stundenlang im Straßencafé sitzen in
Begleitung einer gut gekühlten Flasche Prosecco und
manchmal auch einer zweiten und reden über Gott
und die Welt, über das was uns zur Zeit aufregt, was
uns an die Nieren geht, was in der vergangenen
Woche so lustig war, und so weiter. Der rote Faden
eben.
Eine Scheidung oder eine Trennung kann auch
einen Neuanfang bedeuten. Oftmals kann eine
beendete Partnerschaft auch eine glückliche Fügung
des Schicksals sein. Mag sein, dass sich das für einige
von Euch nicht wirklich gut anhört. Ich möchte damit
ja auch nicht jeden Fall von Trennung prägen.
Nichtsdestotrotz – es kann wirklich eine glückliche
Fügung sein, auch wenn man das erst lange Zeit später
einsieht. Man sieht sein Leben mit anderen Augen.
Vieles muss jetzt von einem selbst erledigt werden,
was der Partner/die Partnerin früher gemacht hat.
Wenn er derjenige ist, der sich trennt, war er vielleicht
auch derjenige, der das Geld verdient hat. Jetzt muss
sie selbst ran, weil vielleicht kein Unterhalt gezahlt
wird, weil er vielleicht so viel nicht verdient. Für
einen gemeinsamen Haushalt hat es gereicht, für zwei
getrennte Haushalte nicht. Dann heißt es: auf zur
Jobsuche, die nicht unbedingt ein Zuckerschlecken ist,
auch wenn uns Frauen heute ja viele Möglichkeiten
offen stehen. Aber trotzdem. Dann müssen ja auch
noch die Emotionen verarbeitet werden. Wut, Zorn,
Enttäuschung, Trauer und auch Angst. Angst davor,
wie es weitergehen soll, wie reagieren die Kinder, wie
kommen sie klar, wird man selbst es schaffen?
Es ist möglich, dass auf einmal Wege gegangen
werden müssen, an die man vorher im Traum nicht
gedacht hat. Behördengänge wegen Hartz IV („Das
passiert doch immer anderen, aber doch nicht mir!“).
Viele gehen leider auch noch einen viel schrecklicheren Weg: Versinken in Depressionen, Alkoholsucht, bis hin zur Selbstaufgabe.
Die krankhafte Vorstellung, sich den Partner
wiederzuholen, der sich wegen einer anderen von
einem getrennt hat. Nichtloslassen können. Dem
Traum des vergangenen Lebens nachweinen. Das und
vieles mehr ist möglich und leider oft auch Realität.
Aber es ist auch noch etwas anderes möglich:
Aufzustehen, zu trauern, aber auch ehrlich zu sich
selbst zu sein, wenn man sich die vergangenen Jahre
von Anfang bis Ende mit dem „Ex“ vor Augen führt.
War er wirklich über all die Jahre mein Traumpartner?
Wo habe ich Fehler gemacht? Wo war ungefähr der
Zeitpunkt, als wir anfingen, den Weg nicht mehr
gemeinsam zu gehen? Wann haben wir den roten
Faden verloren? Würde ich ihn wirklich wiederhaben
wollen? All das wiederum auch andersherum, wenn
sie diejenige ist, die geht.
Eines aber ist sicher und das wisst Ihr selbst: Das
Leben geht weiter. Ob Ihr durchhängt, oder ob Ihr
aufsteht. Ob der Partner zu Euch zurückfindet oder
nicht. Ob Ihr Euch von der Vergangenheit lösen könnt
oder krampfhaft an ihr festhaltet. Es ist eine
Entscheidung, Eure Entscheidung,
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