Du bist in meinen Traeumen
sich gern bei ihm bedankt, wusste jedoch nicht, wie sie mit ihm in Kontakt treten konnte. Ihr war nicht einmal bekannt, ob er sich nur vorübergehend in New York aufhielt oder ständig hier lebte.
Im Nachhinein schämte sie sich, dass sie ihm bei ihrem unverhofften Wiedersehen heute Nachmittag nur etwas vorgejammert und sich mit keiner Silbe danach erkundigt hatte, wie es ihm in den letzten neun Jahren ergangen war.
Möglicherweise konnte sie ja von Candy erfahren, wie Matt zu erreichen war. Samantha sah auf die Uhr. Verflixt, es war bereits halb sieben. An einem Freitagabend um diese Zeit war das Büro der Organisationsgesellschaft bestimmt nicht mehr besetzt. Da sie am Montag früh zurück nach London fliegen wollte, würde sie wohl kaum mehr Gelegenheit finden, sich bei Matt persönlich für die tatkräftige Hilfe zu bedanken.
Vielleicht sollte ich darüber sogar froh sein, sagte sie sich, denn obgleich sie beim heutigen Wiedersehen hauptsächlich mit ihren eigenen Problemen beschäftigt gewesen war, hatte sie sich noch immer stark zu Matt hingezogen gefühlt.
Plötzlich überkam sie eine tiefe Traurigkeit, und sie ließ sich kraftlos in die Kissen zurücksinken. Sicher, es hatte nach Matt andere Männer in ihrem Leben gegeben, ganz zu schweigen von der kurzen katastrophalen Ehe, mit der sie sich über die Trennung von ihm hatte hinwegtrösten wollen. Aber niemals wieder hatte sie einen Mann so leidenschaftlich und hingebungsvoll geliebt wie ihn.
Es hat wenig Sinn, jetzt in wehmütigen Erinnerungen zu schwelgen, ermahnte sie sich, denn das alles war schon eine Ewigkeit her. In der Zwischenzeit hatte es viele Veränderungen in ihrem Leben gegeben, und sie war längst nicht mehr das unerfahrene und leicht zu beeindruckende Mädchen von damals.
Es gab so vieles, wofür sie dankbar sein sollte. Sie hatte einen Job, der ihr Spaß machte, nannte ein schickes Penthouse in der Londoner Innenstadt ihr Eigen, war stolze Besitzerin eines schnittigen Sportwagens und verdiente nach Meinung ihrer Eltern und ihrer beiden Schwestern geradezu unanständig viel Geld.
Während Samantha sich noch einzureden versuchte, dass sie wunschlos glücklich sei und nichts weniger brauche als eine unglückliche Liebesromanze, begann plötzlich das Faxgerät zu summen.
Na großartig, dachte Samantha nicht gerade erfreut und rappelte sich vom Bett hoch. Neben höchstem Wohnkomfort bot das “Mark” den Gästen auch alle Errungenschaften moderner Kommunikationstechnik. Auf dem Schreibtisch im
Chippendalestil standen ein Telefon und ein Faxgerät, und natürlich war auch ein Internetanschluss für ihren Laptop vorhanden.
Sie hatte also verschiedene Möglichkeiten, mit ihrem Londoner Büro in Verbindung zu bleiben. Allerdings hatte sie nicht erwartet, dass man sich um diese Zeit - in London war es jetzt Mitternacht - bei ihr melden würde. Es musste sich um etwas sehr Dringendes handeln.
Neugierig griff sie nach dem Fax und zog erstaunt die Brauen hoch. Das Schreiben kam nicht aus London. Vielmehr war als Absender die Broadwood Securities Inc. angegeben, ein weltbekannter amerikanischer Versicherungskonzern.
Samanthas Augen weiteten sich noch mehr, als sie die Unterschrift las: Matthew Warner, Vorstandsvorsitzender und Generalmanager.
Sie pfiff leise durch Zähne. Wow! Wie es schien, hatte Candy nicht übertrieben. Matt war tatsächlich ein hohes Tier in der Wall Street. Nun verstand Samantha, warum ihm die Seminarteilnehmer heute Nachmittag förmlich aus der Hand gefressen hatten.
Gleichzeitig erhielt ihr Selbstbewusstsein einen
empfindlichen Dämpfer. Vermutlich hatte man ihren Ausführungen nur deshalb so aufmerksam gelauscht, weil der Chef eines internationalen Konzerns sie höchstpersönlich dem Publikum vorgestellt hatte.
Man soll sich niemals selbst überschätzen, sagte sich Samantha reumütig und machte sich ans Lesen. Es war ein recht kurzer Brief, in dem Matt sie an seine Einladung zum Abendessen erinnerte und ihr mitteilte, er habe einen Tisch im
“Vier Jahreszeiten” reservieren lassen und würde sie um halb acht im Hotel abholen.
Was bildete der Mann sich eigentlich ein? Woher wollte er wissen, dass sie nicht bereits haufenweise Einladungen zum Abendessen bekommen hatte? Sekundenlang überlegte Samantha ernsthaft, ihm zu faxen, er möge sich zum Teufel scheren.
Dann besann sie sich, dass sie ihm ja zu großem Dank verpflichtet war - und abgesehen davon wollte sie ihn tatsächlich gern noch einmal wieder sehen. Sie
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