Du bist in meiner Hand
der Fächer- Walla dich gefunden.«
Thomas blickte auf das billige Ding in seinen Händen hinunter, das sich plötzlich als Rettungsanker entpuppte. »Er war ziemlich hartnäckig«, erklärt er schließlich. Der Druck in seinem Kopf ließ schon ein bisschen nach.
»Du bist also wirklich hier. Nicht zu fassen«, sagte sie sehr leise.
»Ich bin hier«, antwortete er nur.
»Bist du gekommen, um mich zu sehen?« Sie hatte noch nie viel Zeit mit Smalltalk vergeudet.
»Nein«, gestand er. »Ich arbeite hier für eine gemeinnützige Organisation.«
Priya starrte ihn überrascht an. »Du hast Clayton verlassen?«
Thomas nickte.
»Das verstehe ich nicht«, meinte sie kopfschüttelnd.
Als zwischen ihnen erneut peinliches Schweigen entstand, sagte er etwas, das nur halb der Wahrheit entsprach: »Ich brauchte einen Tapetenwechsel. So wie es war, konnte es einfach nicht weitergehen.«
Sichtlich perplex schüttelte Priya wieder den Kopf. »Vier Jahre lang bewegst du dich keinen Zentimeter von der Stelle, und jetzt wagst du plötzlich den großen Sprung? Was ist mit deinem Traum, Sozius zu werden? Du warst doch regelrecht besessen von der Idee, eines Tages als Richter in die Fußstapfen deines Vaters zu treten, oder etwa nicht?«
Krampfhaft zermarterte er sich das Gehirn nach einer Ausrede, die diesem Verhör ein Ende setzen würde. Priya war ein Naturtalent, wenn es darum ging, jemanden ins Kreuzverhör zu nehmen. In mancherlei Hinsicht war sie darin sogar besser als er.
»Es wird dich freuen zu hören, dass wir den Wharton-Fall verloren haben«, erklärte er. »Das Urteil belief sich auf neunhundert Millionen Dollar und ein paar Zerquetschte.«
Priya blinzelte, ließ sich aber nur für eine Sekunde aus dem Konzept bringen. »Das freut mich in der Tat. Aber es geht jetzt nicht um Wharton, sondern um dich. Du hast meine Frage nicht beantwortet.«
»Menschen können sich ändern«, sagte er. »Das weißt du so gut wie ich.«
Priya musterte ihn eindringlich. »Wieso klingt das für mich nach einer Ausflucht?«
Er fühlte sich in die Ecke gedrängt und hob abwehrend die Hände. »Was willst du von mir hören? Dass es mir leidtut, weil ich Ziele hatte? Das wusstest du schon, als du mich geheiratet hast. Aber ich entschuldige mich für die Fehler, die ich gemacht habe. Ich war nicht für dich da, als du mich gebraucht hast.«
Priya bemerkte, dass er zumindest ansatzweise so etwas wie Reue zeigte. Ihre Miene hellte sich etwas auf.
»Wie hat es denn dein Vater aufgenommen?«, fragte sie.
Thomas schluckte. »Er konnte es nicht verstehen.«
»Aber er hat es akzeptiert?«
»Was blieb ihm denn anderes übrig? Es war nicht seine Entscheidung. Du hast deinen Vater mal auf ganz ähnliche Weise vor vollendete Tatsachen gestellt, wenn du dich erinnerst.«
Sie überlegte einen Moment. »Für welche gemeinnützige Organisation hast du dich entschieden?«
Er versuchte sich seine Erleichterung nicht anmerken zu lassen. »Ich arbeite bei CASE , für eine Verbesserung der Zustände in den Rotlichtbezirken.« Er lieferte ihr eine Zusammenfassung seiner Arbeit, wobei er besonders die Aspekte herausstrich, die sie am meisten beeindrucken würden. Das war nicht ganz uneigennützig von ihm, aber er hatte nun mal keinen anderen Trumpf im Ärmel.
»Eine ehrenwerte Aufgabe«, räumte sie ein, »das muss man dir lassen.« Dann ging sie wieder zum Angriff über. »Und Tera, was hat die dazu gesagt?«
Thomas bemühte sich, ruhig weiterzuatmen. Er hatte gehofft, sie würde Tera nicht zur Sprache bringen. Wie dumm von ihm. Er heuchelte ein wenig Entrüstung und beschloss, mit einer weiteren Halbwahrheit aufzuwarten.
»Also wirklich«, sagte er, »lass Tera aus dem Spiel. Ich habe dir schon gesagt, dass damals nichts passiert ist. Ich brauchte einfach jemanden zum Reden. Falls ich irgendwelche Grenzen überschritten habe, dann nur deswegen, weil ich einen Freund brauchte.«
»Und ich war dafür nicht gut genug?«
»Das hatten wir doch schon. Wir waren beide nicht in der Verfassung, uns gegenseitig zu helfen. Im Grunde hätten wir einen Therapeuten gebraucht. Worauf uns auch mindestens fünf Leute hingewiesen haben. Aber wir waren zu starrsinnig, also lief es am Ende darauf hinaus, dass du dich bei deiner Mutter ausgesprochen hast und ich mich bei Tera.«
Mit zitternden Händen umklammerte Priya das Geländer. Sie sah aufs Meer hinaus und atmete tief durch. Offenbar musste sie über seine Worte erst einmal nachdenken.
»Mal angenommen,
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