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Du bist in meiner Hand

Du bist in meiner Hand

Titel: Du bist in meiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corban Addison
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lachen. »Ich habe noch nie in einem Film mitgespielt, und ich möchte auch keine Landkarte, vielen Dank.«
    Endlich gab der Händler auf.
    Eine Weile sah sich Thomas die Schaufenster an, dann probierte er in einem exklusiven Herrengeschäft ein Paar Schuhe. Die ganze Zeit wartete er darauf, dass sein BlackBerry klingeln würde.
    Knapp eine Stunde später vibrierte es endlich. Er holte das Telefon heraus und sah, dass er eine Mail bekommen hatte. Sie kam von Priya. Nachdem er sich in eine ruhige Nische neben einem Taschenladen zurückgezogen hatte, holte er tief Luft und öffnete die Nachricht.
    Thomas, das ist wirklich ein Schock für mich. Ich weiß gar nicht, was ich denken soll, kann aber auch nicht einfach ignorieren, dass du hier bist. Am Malabar Hill gibt es einen Park. Nimm den Zug nach Churchgate und bitte dann einen Taxi-Walla, dich zu den Hängenden Gärten zu fahren. Treffen wir uns um 16:30 Uhr am Aussichtspunkt.
    Sofort rief sich Thomas ein Taxi und instruierte den Fahrer, ihn zum Bahnhof von Bandra zu bringen. Gemäß Priyas Anweisungen nahm er den Schnellzug nach Churchgate und anschließend ein Taxi zum Malabar Hill. Er fühlte sich völlig verkrampft, und er hatte keine Ahnung, was er ihr sagen sollte. Fast kam es ihm vor, als wären sie gar nicht verheiratet, sondern wieder in Cambridge – ein Junge und ein Mädchen aus verschiedenen Welten, die vorsichtig erforschten, inwiefern diese Welten zusammenpassten. Doch das stimmte nicht. Sie hatten eine gemeinsame Vergangenheit, Jahre voller Vertrautheit, Glück und Tragik. Nichts davon ließ sich auslöschen, aber das wollte er auch gar nicht. Er wollte … was eigentlich? Neu anfangen? Sie zurück nach Washington locken? Das Herz ihres Vaters gewinnen? Es war alles so kompliziert und verwirrend.
    Das Taxi fuhr am weitläufigen Chowpatty Beach vorbei und dann in den noblen Stadtteil Malabar Hill. Das steile Gelände und die hoch aufragenden Wohnkomplexe erinnerten Thomas an San Francisco. Der Fahrer bog nach rechts ab und folgte den Serpentinen einer Straße, die sich den höchsten der Hügel hinaufschlängelte. Schon bald wichen die Gebäude einer grünen Parklandschaft mit üppiger Vegetation.
    Der Taxifahrer setzte Thomas direkt am Eingang zu den Hängenden Gärten ab. Thomas stieg die Treppe hinauf und ließ den Blick über die gepflegte Fläche schweifen: Schattenspendende Bäume säumten die Wiesen, und überall erfreuten Blumen und schön getrimmte Büsche das Auge des Betrachters.
    Ein Junge steuerte auf ihn zu. Er verkaufte Fächer, die aus Pfauenfedern gearbeitet waren. »Möchten Sie einen, Sir?«
    Thomas schüttelte den Kopf.
    »Schöne Fächer, Sir, vielleicht für Ihre Frau oder Freundin? Nur fünfzig Rupien das Stück, Sir.«
    »Ich möchte keinen Fächer, aber ich gebe dir trotzdem fünfzig Rupien, wenn du mir sagst, wie ich zum Aussichtspunkt komme.«
    Der Junge deutete in die Richtung, aus der Thomas gerade kam. »Überqueren Sie die Straße und gehen Sie in den Park auf der anderen Seite. Der Aussichtspunkt liegt in diese Richtung.«
    Thomas zog seine Brieftasche heraus und reichte dem Jungen das versprochene Geld.
    »Hier ist Ihr Fächer, Sir.« Der Junge drückte ihm einen in die Hand. »Wegbeschreibungen kosten nichts.« Lächelnd marschierte er davon.
    Thomas wusste erst gar nicht recht, wie er den Fächer halten sollte, doch dann musste er plötzlich lachen. Als er die Straße überquerte, sah er durch die Bäume bereits die blaue Wasserfläche der Back Bay schimmern. Er folgte einem Pfad, der sich zwischen Steingärten dahinschlängelte, und entdeckte ein Stück weiter vorn den Aussichtspunkt. Dort standen ein paar Bänke, auf denen zum Teil auch Leute saßen, doch Priya war nicht unter ihnen. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr und bemerkte, dass er zehn Minuten zu früh dran war. Seine Frau würde sich vermutlich verspäten. Mit der Pünktlichkeit hatte sie es noch nie so genau genommen.
    Thomas ging bis ganz vorn ans Geländer und blickte über die Bucht zum Marine Drive und Nariman Point hinüber. Seine Gedanken schweiften ab zu Suchirs Bordell. Es erschien ihm kaum vorstellbar, dass der Rotlichtbezirk mit seinem ganzen Schmutz und Elend nur wenige Kilometer von Malabar Hill entfernt lag.
    Kurz darauf trat Priya an das Geländer. »Thomas«, sagte sie nur.
    Als er sich ihr zuwandte, brachte er vor lauter Nervosität kein Wort heraus.
    Priya rettete ihn, indem sie von sich aus das Schweigen brach. »Wie ich sehe, hat

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