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Du bist in meiner Hand

Du bist in meiner Hand

Titel: Du bist in meiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corban Addison
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essen.«
    Nachdem Sita bis Mitternacht gewischt hatte, ließ sie sich völlig erschöpft mit ihrem Essen in eine Ecke sinken. Sie verspeiste die magere Portion, war jedoch immer noch hungrig, als sie den Teller zurück auf die Theke stellte. Sie überlegte, ob sie sich auf einer der Bänke im Restaurant schlafen legen sollte, befürchtete jedoch, von der Frau eine Tracht Prügel zu bekommen, wenn sie sie dort entdeckte. Mutlos kehrte sie in ihre Ecke zurück.
    Sie war gerade am Eindösen, als auf der anderen Seite der Küche der Junge auftauchte. Er zögerte eine ganze Weile, ehe er näher kam.
    »Wie heißt du?«, fragte er auf Hindi.
    »Sita.«
    »Ich bin Shyam«, sagte er, während er vor ihr in die Hocke ging. »Können wir Freunde werden?«
    Sie zuckte nur mit den Schultern, aber er ließ sich davon nicht beirren. »Ich bin zehn. Wie alt bist du?«
    Sita, die kaum noch die Augen offen halten konnte, gab ihm keine Antwort.
    »Ich habe dir ein Geschenk mitgebracht«, fuhr der Junge fort. Er zog ein kleines Figürchen aus der Hosentasche und drückte es ihr in die Hand. »Das ist Hanuman. Er wird dir Gesellschaft leisten.«
    Plötzlich wandte er den Kopf und blickte angstvoll zur Tür. Irgendwo im Haus schrie seine Mutter seinen Namen. »Ich muss gehen«, erklärte er.
    Er stand auf und schaltete die Lichter aus. Ein paar Sekunden später hörte Sita die Tür ins Schloss fallen.
    In der Dunkelheit strich sie mit den Fingerspitzen über die kleine Figur. Sie spürte Hanumans hohe Krone und sein Zepter. Als sie ihn schließlich an die Brust drückte, hörte sie im Geiste wieder die Stimme von Ahalya, die ihr an dem Abend, als Navin zum ersten Mal aufgetaucht war, die Geschichte von dem edlen Affen erzählt hatte. Während sie dieser Erinnerung nachhing, schlang sie die Arme fest um sich und versuchte einzuschlafen.
    Bald begann sie zu frösteln. Die Küche war schlecht beheizt und kühlte daher schnell aus, sobald der Herd aus war. Sita kämpfte sich wieder hoch, um nach etwas zu suchen, womit sie sich zudecken konnte. Ein paar Meter weiter stand ein Schrank, in dem sie einen Sack mit schmutzigen Tischdecken entdeckte. Sie breitete eine davon aus, ließ sich unter Fächern voller Putzmittel auf dem Schrankboden nieder, zog ein zweites Tischtuch über sich und vergrub die Füße in dem leichten Stoff. Obwohl sie immer noch fror, war die Temperatur nun zumindest erträglich.
    Sie legte den Kopf auf den Sack und klemmte sich Hanuman unters Kinn, als Schutz vor den eisigen Tentakeln der Einsamkeit und der Angst.
    Endlich schlief sie ein.

13
    Die Seele, heißt es, steckt in den Knochen,
damit menschliche Liebe möglich ist.
    THIRUVALLUVAR
    Mumbai – Indien
    Thomas tätigte den Anruf am Tag nach der Razzia. Die Rettungsaktion hatte ihn tief berührt, und er fand keine Ausrede mehr für sein Zögern. Entweder er setzte sich jetzt mit ihr in Verbindung, oder er ließ sie endgültig los. Sein Herzschlag beschleunigte sich, als er das Telefon läuten hörte. Ihr Anrufbeantworter sprang an.
    »Hallo, hier ist Priya. Hinterlassen Sie mir Ihre Nummer, dann rufe ich Sie umgehend zurück. Ciao.«
    Thomas suchte nach den richtigen Worten und sprach nach dem Pfeifton. »Priya, ich bin in Bombay. Mir ist klar, dass das sehr überraschend für dich kommt, aber ich würde dich gern sehen. Bitte ruf mich zurück.« Er hinterließ seine neue Handynummer und legte auf.
    Mittlerweile war es zwei Uhr nachmittags, und er schlenderte in Bandra die Linking Road entlang. Nach der langen Nacht hatte Jeff Greer ihm den Tag freigegeben. Thomas hatte sich in Dineshs Wohnung einen faulen Vormittag gegönnt und ein bisschen gelesen und ferngesehen. Nach dem Mittagessen beschloss er, die Vorstadt zu erkunden.
    Er wandte sich Richtung Norden und spazierte langsam die Einkaufsmeile entlang. Die Läden waren so vielfältig wie in einem amerikanischen Einkaufszentrum, und auf den Gehsteigen herrschte rege Betriebsamkeit. Verkäufer machten ihm aus ihren Ständen heraus Angebote: »Sir, Sir, wir haben hier Jeans, genau Ihre Größe!« Straßenhändler bedrängten ihn forsch, indem sie ihm Packungen mit Unterhemden, Bhel-Puri-Snacks und farbenfrohe Weltkarten hinhielten.
    »Nein, nein«, versuchte er sie zu verscheuchen.
    »Aber, Sir, das sind die schönsten Landkarten«, erklärte einer von ihnen.
    Thomas ging weiter, der Straßenhändler aber ließ sich nicht abschütteln. »Sie sehen aus wie ein Filmstar. Wo haben Sie mitgespielt?«
    Nun musste Thomas

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