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Du bist mein Stern

Du bist mein Stern

Titel: Du bist mein Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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Nutmeg.« Er guckt mich an. »Ich brauch sie. Bitte. Sag mir, wo sie sind.«
    » NEIN , Johnny.«
    Er nimmt eine der Dekorationen vom Kaminsims, einen kleinen weißen Hund mit Schlappohren. »Gib mir die Schlüssel, sonst lass ich das fallen.«
    Ich ziehe die Augenbrauen hoch. »Johnny, hör auf damit!«
    »Ich lass es fallen … «
    »Du kriegst sie trotzdem nicht.«
    »Na dann«, sagt er und lässt den Hund los. Ich zucke zusammen, als er auf dem Steinboden in ein Dutzend Scherben zerspringt.
    Er nimmt sich noch eine zweite Figur, ein Mädchen mit rotem Rock.
    »Mach sie ruhig alle kaputt. Du wirst schon sehen, was mir das ausmacht. Du hast genug Geld, um sie alle zu ersetzen.« Ich hoffe, er durchschaut mich nicht.
    »Ach, verdammte Scheiße!« Er knallt die Figur auf den Kaminsims zurück, ohne sie zu zerbrechen. »Nutmeg, ich feuere dich
wirklich
, wenn du mir die Autoschlüssel nicht gibst.«
    »Spar dir die Mühe: Ich kündige!«
    Wir starren uns volle zehn Sekunden lang an, alle beide finster entschlossen. Schließlich nimmt er seine Jacke vom Sofa und zieht sie an. »Na gut, dann geh ich eben zu Fuß ins nächste Dorf.«
    »Dafür brauchst du Stunden«, erkläre ich ihm. »Du verläufst dich und erfrierst dann wahrscheinlich.«
    »Wenn’s nötig ist … « Er zuckt mit den Schultern in der Annahme, dass ich klein beigebe.
    Aber das tue ich nicht. »Okay.« Ich zucke auch mit den Schultern. »Du bist sowieso langsam ein bisschen zu alt und out. Höchste Zeit, dass du Platz machst und einem anderen das Rampenlicht überlässt. Du lebst ja in deiner Musik weiter«, füge ich theatralisch hinzu.
    Er wirft mir einen finsteren Blick zu. Dann stürmt er aus der Haustür und knallt sie hinter sich zu.
    Ich fege das Porzellan zusammen, setze mich auf das Sofa und tue so, als würde ich eine Ausgabe von
Horse & Hound
von 1999 lesen. Doch während die Minuten vergehen, werde ich immer nervöser. Als irgendwann die Haustür wieder aufgeht, muss ich mich zusammennehmen, um unbeeindruckt zu erscheinen.
    Johnny steht vor mir. »Soll ich denn jetzt ein Feuer machen?«, fragt er.
    »Das wär schön.« Ich klappe meine Zeitschrift zu und stehe auf. »Wie wär’s, wenn ich uns einen Tee koche?«
     
    Zu meiner Verblüffung verliert Johnny nicht noch mal die Nerven, aber dasselbe kann man von mir leider nicht behaupten. Es hat schon einige Situationen gegeben, in denen ich Christian anrufen wollte. Oder sogar Bill. Das ist das Schwerste, was ich je gemacht hab – Johnny dabei zuzusehen, wie er Schmerzen und Schüttelfröste bekommt, in kalten Schweiß ausbricht und sogar in Halluzinationen verfällt. Letzte Nacht bin ich in sein Zimmer gerannt, weil er geschrien hat, und seine angstverzerrte Miene reichte aus, um auch mir das Blut in den Adern gefrieren zu lassen. Er glaubte, über seinen ganzen Körper würden Spinnen krabbeln. Irgendwann ist es mir gelungen, ihn zu beruhigen, aber danach bin ich in mein Zimmer zurückgegangen und hab geheult wie ein Schlosshund. Ich hatte ja keine Ahnung, worauf ich mich da einlasse.
    Unsere Vorräte sind aufgebraucht, und ich fahre ins nächste Dorf, solange Johnny noch schläft. Als ich zurückkomme, liegt er noch immer im Bett. Ich hab so ziemlich jede Zeitschrift gekauft, die ich am Kiosk finden konnte, darunter auch ein paar Musik-Magazine für Johnny. Die wöchentlich erscheinende Presse berichtet noch nicht von seinem Verschwinden – die Redaktionen sind über Weihnachten geschlossen –, und ich blättere schnell durch den
New Musical Express
, um nachzusehen, ob was Neues von Christian drin ist. Aber ich finde nichts.
    Ich frage mich, wie es ihm geht. Ich frage mich, was er denkt, warum wir einfach so abgehauen sind. Ich wette, er ist überrascht. Ich wette sogar, er ist stinksauer. Das hier wäre erstklassiges Futter für sein Buch gewesen, und das hab ich ihm gründlich vermasselt.
    Johnny erscheint. Verschlafen kommt er die steile Treppe runter. Er trägt ein schwarzes T-Shirt und eine schwarze Lederhose. Schon komisch, ihn hier so zu sehen. Ich habe einfach alle Klamotten eingepackt, die ich auf die Schnelle finden konnte. Wahrscheinlich hätte ich ein paar unauffälligere Sachen aussuchen sollen.
    »Guten Morgen!«, flöte ich. »Kann ich dir irgendwas machen? Rührei vielleicht?«
    Seine Augen leuchten auf. »Warst du einkaufen?«
    »Ja, ich bin eben mal schnell los.«
    »Hast du mir Kippen mitgebracht?«
    »Ja, Johnny«, seufze ich und gehe in die Küche.
    »Gib sie, gib

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