Du bist mein Stern
»Vielleicht ist das einfach zu schwierig. Vielleicht sollte ich einfach kündigen und dich lassen.«
»Was, kündigen? Nicht mehr für mich arbeiten?« Er setzt sich auf.
»Genau.«
»Sag so was nicht.« Er sieht zerknirscht aus. »Hör mal, es tut mir leid, okay? Gib mir noch eine Chance. Gib mich noch nicht auf.«
Ich seufze. »Also. Im Licht der jüngsten Ereignisse … « Ich sehe ihn an. »Es gibt einen neuen Plan.«
Er sieht mich fragend an.
»Wir bleiben nicht in Scarborough. Hier gibt’s zu viele Versuchungen. Wir fahren irgendwo in die Pampa, wo es keine Pubs und keine Kioske gibt und wo du auch an den anderen Mist nicht rankommst, auf den du dich eingelassen hast. Aber ich muss wissen, ob du mitmachst.
Wirklich
mitmachst. Du musst es ernst meinen, sonst bringe ich dich sofort nach London zurück.«
Er grinst, verkneift es sich aber, sich über mein »scheiß Psychogequatsche«, wie er es vermutlich nennen würde, lustig zu machen.
»In Ordnung«, sagt er, steht auf und nimmt sein inzwischen wieder trockenes T-Shirt von der Heizung. »Lass es uns durchziehen.«
Kapitel 23
Wir fahren an mit Lichterketten geschmückten Häusern vorbei nach Westen aus der Stadt raus und befinden uns schon bald inmitten grünster Felder. Vogelschwärme kreisen über kahlen Bäumen, und die Büsche am Straßenrand hängen voller Beeren. Es ist ein grauer und regnerischer Tag, aber es ist nicht besonders kalt. Wir werden dieses Weihnachten keinen Schnee zu sehen bekommen.
Johnny schläft neben mir. Er hat seine Lederjacke zusammengerollt und als Kissen ans Seitenfenster gedrückt. Seine tätowierten Arme sind nackt, also hab ich die Heizung hochgedreht.
Es ist noch hell, als wir um kurz nach drei ankommen. Unterwegs hab ich an einer Tankstelle angehalten und das Notwendigste und Fertiggerichte für eine Woche gekauft, aber danach werde ich vor Ort in einen Supermarkt gehen müssen, um Nachschub zu besorgen. Gegenüber Rosas Kochkünsten werden meine mit Sicherheit verblassen, aber extreme Situationen erfordern nun mal extreme Maßnahmen.
Wir holen bei den Eigentümern des Cottage, die in einem zehn Meilen entfernten Dorf wohnen, die Schlüssel ab. Johnny bleibt im Auto sitzen, damit er nicht erkannt wird. Als die beiden uns zu einer Tasse Tee und Plumpudding einladen, bricht es mir fast das Herz, dass ich nein sagen muss.
Das Cottage ist viel kleiner, als ich es in Erinnerung hatte. Es ist ein zweistöckiges Haus aus grauem Stein, umgeben von einer Trockenmauer, und es liegt am Fuß eines großen, grasbewachsenen Hügels. Durch den Garten verläuft ein Bach, über den eine kleine Brücke führt. Der Garten ist kahl und matschig, aber ich kann mich erinnern, dass er damals im Sommer voller Blumen war.
Es gibt keine Zentralheizung, aber das Cottage hat in den meisten Zimmern Gas-Heizstrahler, und im Wohnzimmer im Erdgeschoss ist ein offener Kamin. Oben befinden sich zwei kleine Schlafzimmer und ein Bad. Ich überlasse Johnny das hintere Zimmer, das zum Hügel rausgeht, und nehme selbst das auf der anderen Seite, zur Straße hin. Ich sage Straße, aber eigentlich ist es eher ein Feldweg. Wir sind hier wirklich mitten im Nichts.
Ich stelle meine Taschen in mein Zimmer und gehe wieder nach unten, um die Lebensmittel auszupacken. Johnny erscheint zwanzig Minuten später.
»Machst du uns ein Feuer? Ich mache uns eine Tasse Tee«, schlage ich vor.
»In Ordnung.«
Er geht weiter ins Wohnzimmer, und ich setze den Kessel auf.
»Ähm, Nutmeg … « Einen Augenblick später kommt er schon zurück. »Ich glaub, ich spring mal raus.«
Ich lache. »Auf keinen Fall!«
»Ich hab nur Lust, ein bisschen zu fahren. Das ist alles.«
Ich ignoriere ihn einfach.
»Jetzt komm schon, Nutmeg.«
»Nein, Johnny, jetzt komm
du
schon«, sage ich wütend. »Du wirst dir keinen Alk besorgen. Find dich damit ab.«
»Wo sind die Autoschlüssel?«
»Die geb ich dir nicht, Johnny.«
»Wo sind die verdammten Autoschlüssel?«
»Hab ich versteckt«, gebe ich zurück.
»Gib sie her!«
»Du kannst mich anbetteln, so lange du willst, du kriegst sie nicht.«
Jetzt ist er wütend. »Gib mir die Autoschlüssel oder du bist gefeuert!«
»Nein!«, schreie ich ihn an.
Er wirft mir einen bösen Blick zu und fängt an, die Schubladen in der Küche zu durchwühlen.
Ruhig erkläre ich ihm: »Du wirst sie nicht finden.«
Ich folge ihm ins Wohnzimmer, wo er anfängt, Schränke aufzumachen und unter dem Deko-Krimskrams nachzusehen.
»Im Ernst,
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