Du bist mein Stern
muss zugeben, dass dieser Job mir inzwischen alles andere als gleichgültig ist. Was mir nicht gerade dabei hilft, einen kühlen Kopf zu bewahren.
»Dahinter ist die Küche.« Rosa zeigt auf eine geschwungene Milchglaswand. »Dort verbringe ich den größten Teil meiner Zeit. Ich bin nämlich die Köchin«, erklärt sie, bevor ich nachfragen kann. »Ich versuche, diesen Jungen ein bisschen aufzupäppeln. Wenn ich Barkeeperin wäre, hätte ich allerdings mehr Freude. Einem Drink ist er nämlich nie abgeneigt.« Sie kichert gutmütig, als wir am Fuß der Treppe aus poliertem Beton ankommen.
»Schaffen Sie das?«, fragt sie mit einem Blick auf meinen Koffer.
»Ja, kein Problem!«
»Wir bräuchten wirklich einen Butler, aber Johnny mag es nicht, wenn so viele Leute für ihn arbeiten«, sagt sie und geht voraus. »Er ist zwar weiß Gott nicht knauserig, aber er möchte, dass wir wie eine kleine Familie sind.« Oben angekommen wendet sie sich nach rechts. »Ihr Zimmer ist hier drüben. Johnny hat das große am anderen Ende des Flurs, und hinter diesen Türen da sind die Gästezimmer und Johnnys Studio.« Sie zeigt im Vorbeigehen darauf. »Die Büros sind unten, zwischen der Küche und dem Kino.«
Moment mal, hat sie gerade Kino gesagt?
»Ich führe Sie später noch durchs ganze Haus«, ergänzt sie, inzwischen etwas außer Atem.
»Wohnen Sie auch hier?«, frage ich.
»O nein, nein, Herzchen, ich habe eine Familie, um die ich mich kümmern muss. Außer dem Sicherheitspersonal sind Sie die Einzige, die hier übernachtet. Und Johnny natürlich. Okay!«, sagt sie und klatscht in die Hände, als wir an der Tür zu meinem Zimmer ankommen. »Hier wohnen Sie!« Sie dreht am Türknauf, stößt die schwere Metalltür auf und tritt zurück, um mich vorbeizulassen.
Mein Zimmer ist so hell und weiß, dass ich versucht bin, meine Sonnenbrille aufzusetzen. Durch die Fenster schaut man direkt auf die Laubbäume hinter dem Haus, und in der Mitte des Raums steht ein gigantisch breites Bett mit einer strahlend weißen Tagesdecke. Eine weiß lackierte, vom Boden bis zur Decke reichende Schrankwand erstreckt sich über die gesamte Längsseite, und in der Wand gegenüber befinden sich zwei Türen.
»Hier haben Sie Ihre eigene kleine Küche, wo Sie sich was kochen können, falls Ihnen mein Essen nicht gut genug ist.« Ihrem jovialen Ton entnehme ich, dass das eher unwahrscheinlich ist. »Und hier ist Ihr Bad.«
Und was für eins! Es ist riesig und jede Oberfläche aus strahlend weißem Marmor. An der hinteren Wand befindet sich ein großer Whirlpool, auf der rechten Seite eine geräumige offene Dusche und gegenüber, zu meiner Linken, sind zwei Waschbecken angebracht. Auf beheizbaren Haltern aus Chrom hängen flauschige weiße Handtücher.
»Hübsch, nicht wahr?«, sagt Rosa und gluckst leise, während sie zur Tür zurückgeht. »Ich lasse Sie jetzt allein, damit Sie sich in Ruhe einrichten können. Kommen Sie einfach runter in die Küche, wenn Sie so weit sind, dann mache ich Ihnen was zu essen.«
Sobald sich die Tür hinter ihr geschlossen hat, springe ich wie wahnsinnig geworden auf und ab, mein Gesicht zu einem stummen Kreischen verzerrt.
Dieses Haus ist der Wahnsinn! Ich hab in MTV
Cribs
ja schon so einige Rockstar-Anwesen gesehen, aber das hier toppt echt alles.
Ich streife meine Schuhe ab, werfe mich auf das riesige Bett und schaue grinsend an die Decke.
Wenn Bess mich bloß so sehen könnte … Dieses Haus hat mit unserer schäbigen Londoner WG so überhaupt nichts mehr gemein. In England geht es mittlerweile auf Mitternacht zu. Sie wird sich also längst hingelegt haben, um endgültig ihren Rausch auszuschlafen, bevor es morgen wieder an die Arbeit geht. Ich beschließe, ihr eine SMS zu schicken, die sie dann morgens beim Aufwachen findet. Ich klettere vom Bett, lächle, als ich den dicken weißen Zottel-Teppich zwischen meinen Zehen spüre, und fische mein Handy aus der Tasche.
Ach, ich glaube, ich schicke ihr lieber ein Foto. Ich aktiviere die Kamera, mache eine Aufnahme von dem großen Zimmer mit dem (inzwischen leicht zerwühlten) Bett in der Mitte und gebe eine Nachricht ein:
Guck mal, mein Zimmer! Hab ihn noch nicht gesehen, aber das Haus ist der Knaller! Wünschte, Du wärst hier. X
Sie fällt tot um, wenn sie erst den Blick aus meinem Zimmer sieht. Den schicke ich ihr morgen.
Ich beschließe, meine Sachen erst später auszupacken, und gehe stattdessen runter zu Rosa. Sie steht am Herd und brät Hühnchen,
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