Du bist mein Traummann
sie daran, wie sie sich vor einer Woche geküsst hatten. Sie versuchte, nicht zu erschauern und nicht rot zu werden.
Roman Blaylock. Dieser Mann wusste offenbar genau, wie er ihren Schutzschild durchdringen konnte. Das war vor ihm noch keinem gelungen. Doch Roman brauchte sie nur anzusehen, mit diesem ernsten Blick, der ihn so verletzlich wirken ließ, und schon wollte ihr verräterisches Herz ihm zufliegen.
“Du bist sicher wegen der Miete hier. Wie viel Miete zahlst du für Boones Haus?”, fragte sie ohne Umschweife. Warum sollte sie Zeit mit freundlichem Smalltalk verschwenden?
Romans Kiefermuskeln zuckten. “Ich bezahle auf meine Art und Weise. Du kannst in meinem Haus mietfrei wohnen.”
Sie ließ nicht locker. Warum sah er auch so unverschämt gut aus? Allein schon deswegen verdiente er ihren Zorn. “Bedeutet dir dein Haus denn gar nichts?”
“Es ist ein gutes, solides Haus. Es sollte nicht leer stehen.”
“Ja, richtig. Aber du willst nicht darin wohnen. Warum?”
Statt einer Antwort hielt er ihr die Tüte hin. “Du kannst nicht nur von Chips und Cappuccino leben.”
Sie ging nicht darauf ein. “Ich werde es herausfinden, hörst du? Ich werde alles über dich herausfinden.”
Mit seiner Entgegnung zog er ihr fast den Boden unter den Füßen weg. “Dafür müsstest du mich heiraten.”
“Was eher unwahrscheinlich ist”, erwiderte sie leichthin, nachdem sie sich wieder gefangen hatte.
“Das ist wahr. Ich war verheiratet. Ein Ehering bedeutet noch lange nicht, dass zwischen einem Mann und einer Frau alles in Ordnung ist. Auch nicht, wenn man alles versucht, bis einem das Herz bricht und man seinen Stolz verliert …” Erneut machte er eine auffordernde Geste und hielt ihr die Tüte unter die Nase. “Es ist wirklich gut … Ich habe es nicht vergiftet.”
Kallista ging immer noch nicht darauf ein, sondern betrachtete nur schweigend Romans Gesicht. Die sonnengebräunte Haut, die sich über seinen hohen Wangenknochen spannte, die tiefen Linien um seinen Mund. Sehr viel Stolz lag in diesem Gesicht, aber Kallista spürte unter der Oberfläche auch einen verborgenen Schmerz. Und sie ahnte, dass er ihr eben mehr über sein Innerstes verraten hatte als jemals einem anderen Menschen. Aber sie wollte das nicht. Sie wollte keine warmen Gefühle für ihn haben. Sie wollte nicht neugierig darauf sein, warum er so merkwürdig verletzlich wirkte. Sie wollte nur verhindern, dass er Boones Vermögen an sich riss.
“Ich finde deine Ansichten über die Ehe nicht gut, Roman.”
Er sah sie eindringlich an. “Eigentlich wollte ich gar nicht so viel reden, aber du siehst so hübsch aus heute, und irgendwie wird mir dabei ganz warm ums Herz. Du solltest glücklich sein … jemanden zu haben, der sich um dich kümmert und dafür sorgt, dass du ordentlich isst und nicht nächtelang aufbleibst und versuchst, dich in mein Computersystem einzuhacken. Du bist ein unruhiger Geist, Kallista Bellamy, und ich hoffe nur, dass du am Ende findest, wonach du wirklich suchst.”
Seine ernsten Worte verblüfften sie, und sie war sekundenlang sprachlos. Erneut hielt er ihr die Tüte hin, und weil sie tatsächlich hungrig war und weil es aus der Tüte so verführerisch duftete, nahm sie sie schließlich. Romans Blick wurde weicher. Er schien froh zu sein, dass sie überhaupt etwas von ihm annahm.
“Du bist dir schon wieder mit der Hand durchs Haar gefahren, so als ob du dich unsicher fühltest”, murmelte er. “Und du hast da einen Sahnekleks auf der Oberlippe.”
Automatisch strich sie sich mit der Zungenspitze über die Lippe. Er beugte sich vor und küsste nun die Stelle, die sie gerade abgeleckt hatte.
Überrascht wich Kallista ein Stück zurück.
“Angst?”, fragte Roman, und ihr wurde erneut viel zu heiß unter seinem Blick. “Vor mir?”
“Keineswegs. Übrigens hat mich noch nie jemand unsicher genannt.” Kallista gab sich gelassener als ihr zumute war und holte die Aluminiumbehälter aus der Tüte. “Fried Chicken? Pommes frites? Ketchup?” Was sonst sollte wohl darin sein?
“Du bist unsicher. Du versuchst, mir nicht zu nah zu kommen. Du bist nervös. Tut es dir leid, dass wir uns geküsst haben? Dass du meinen Kuss erwidert hast, als hättest du lange darauf gewartet?” Seine Stimme klang viel zu zärtlich. “Bereust du es?”
Ein kurzer Blick in sein Gesicht verriet ihr, dass auch er sich unsicher fühlte. Warum nur hatte sie diesen drängenden Wunsch, ihn von seiner Unsicherheit zu befreien?
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