Du bist mein Traummann
Band im Nacken zusammengefasst. Ihre Reisetasche hatte sie sich locker um die Schulter gehängt, gerade so, als wollte sie damit das nächste Flugzeug besteigen. Bei dem Gedanken, dass sie fortgehen könnte, blieb ihm fast das Herz stehen. Erstaunt blickte er auf die Rosen in seiner Hand. Sie zitterte.
Kallista blieb stehen. Ihre halbmondförmigen Ohrringe schimmerten im Mondlicht. Nervös umklammerte Roman den Strauß Rosen.
Jetzt erst sah Kallista ihn im Schatten stehen. “Was machst du denn hier?”
“Ich wollte dir gute Nacht sagen.” Er ließ die Hand mit dem Rosenstrauß sinken. Wie sehr wünschte er sich, Kallista in den Armen zu halten, sein Gesicht in ihr seidiges Haar zu drücken, ihren Duft einzuatmen und die hysterisch kreischende Frau zu vergessen, mit der er kurz zuvor zu tun gehabt hatte. Margaret hatte die monatliche Rente, die ihr aus Boones Nachlass gezahlt wurde, überzogen und wollte nun einen Vorschuss, um eine Reise nach Frankreich machen zu können. Um sie möglichst schnell loszuwerden und wieder bei Kallista zu sein, hatte Roman ihn ihr zugesagt, wofür er sich jetzt verfluchte.
Kallista hob das Kinn und straffte die Schultern. “Bist du schon fertig mit deiner … Freundin?”
Es war wirklich nicht leicht, sein Versprechen gegenüber Boone zu halten und das Geheimnis zu bewahren. “Sie ist nicht meine Freundin. Wir hatten etwas Geschäftliches …”
“Ja, das dachte ich mir”, unterbrach Kallista ihn barsch.
Sie war ganz offensichtlich wütend auf ihn. Er wollte sie so gern in die Arme nehmen. “Du musst mir vertrauen.”
“Vertrauen? Dir? Nein, danke. Vielleicht macht es dir Freude, es zu hören: ich musste meinen unbezahlten Urlaub verlängern. Das hier kostet mich mehr Zeit, als ich dachte … Nein, ich vertraue dir nicht.”
Er konnte es ihr nicht verübeln. “Diese Rosen … sie sind für dich.”
“Du riechst wie eine ganze Parfümerie, aber nicht wegen der Rosen.” Aufgebracht ging sie zu ihrem Wagen, öffnete die Tür und warf ihre Tasche auf den Beifahrersitz. Sie blickte noch einmal zu ihm hinüber. Dann kam sie zurück und riss ihm die Rosen aus der Hand. “Danke.”
Eine Stunde später saß Roman in Boones Arbeitszimmer vor dem Computer. Die Tai-Chi-Übungen hatten nichts genutzt. Sein ganzer Körper schmerzte vor Verlangen nach Kallista, und um sich abzulenken, hatte er sich in die Arbeit an Boones kompliziertem, weltweitem Kontensystem gestürzt. Er lächelte grimmig. Offenbar versuchte Kallista gerade, den Code für seine Datenbank zu knacken. Boones Enkelin arbeitete unermüdlich, und sie war clever.
Roman begann zu tippen. “Hallo, ich habe inzwischen geduscht. Kein Parfümgeruch mehr.”
Nach einer Pause erschien auf seinem Bildschirm die Frage: “Wer ist da?”
“Ich, Roman”, schrieb er. “Ich habe sie nicht geküsst.”
Die Antwort kam rasch. “Was wollte sie?”
“Es ging um Boones Geschäfte. Und versuch nicht, dich in dieses System einzuhacken. Es ist absolut sicher.”
“Sie war keine Frau, die Boone gefallen hätte.”
Nein, ihm nicht, aber seinen Söhnen. Nachdenklich lehnte Roman sich zurück. Einer von Boones Söhnen – Kallistas Vater – war mittlerweile gestorben. Der andere hatte strengste Auflagen, sich in Jasmine nicht blicken zu lassen. Mit letzter Kraft hatte Boone, geschwächt durch Krankheit und Schmerzen, ihn, Roman, um einen letzten Gefallen gebeten.
“Wir haben uns beide etwas vorgemacht, Sara und ich. Ich habe meine Kinder einfach ihr überlassen und mich nur darauf konzentriert, Geld zu machen. Sie hat ihren Job als Mutter nicht gut gemacht. Ich habe versucht, meine Söhne zu ändern, aber es war zu spät. Sie haben Frauen geheiratet, die genauso waren wie ihre Mutter, gefühllos und hartherzig. Und jetzt müssen die unschuldigen Kinder, meine süßen Enkelkinder, den Preis dafür zahlen. Du wirst alles für sie tun, was in deiner Macht steht, nicht wahr, Roman? Du wirst versuchen, sie hierher zurückzubringen, nach Jasmine, wo mein Name einen guten Klang hat und wo mein Land ihnen Schutz gibt. Wirst du das für mich tun, Roman?”
“Das werde ich”, hatte er geschworen.
In Boones letztem Lebensjahr, als der alte Mann schon zu krank gewesen war, um sich selbst darum zu kümmern, hatte er die Besuche seiner diversen Schwiegertöchter empfangen. Boones enormes Vermögen reichte aus, um jeder von ihnen eine lebenslange Rente zu garantieren. Obwohl keine von ihnen es verdiente.
Kallista saß offenbar
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