Du bist nie allein
paar Stunden Gewissheit«, sagte er. »Was Morehead City anbelangt, dort ist Johnson mit Andreas Bild unterwegs. Gute Idee übrigens, das Foto mitzunehmen. Aber bislang hat es nichts ergeben. Allerdings sind da auch noch haufenweise Bars und Restaurants abzuklappern.«
Jennifer nickte.
Morrison deutete mit dem Kopf zum Telefon. »Haben Sie schon irgendetwas über die vermeintliche Jessica herausgefunden?«
»Nein«, sagte sie. »Noch nicht. Damit fange ich als Nächstes an.«
Julie saß auf der Couch. Singer lag neben ihr, ein Ohr wachsam vorgereckt. Mike stellte den Fernseher an, zappte durch die Kanäle und schaltete ihn wieder aus. Dann machte er zur Sicherheit noch einen Rundgang durchs Haus, prüfte mindestens zum fünften Mal, ob die Haustür abgeschlossen war, und schaute anschließend aus dem Fenster.
Alles war ruhig. Vollkommen ruhig.
»Ich glaube, ich rufe mal Henry an«, sagte er schließlich. »Um Bescheid zu sagen, dass wir angekommen sind.« Julie nickte.
Jennifer strich sich mit beiden Händen das Haar zurück und nahm sich dann die Fotos aus Richards Aktenkoffer vor. Im Gegensatz zu Julie hatte Jessica offenbar für die meisten Bilder fröhlich posiert. Auch dass sie Richards Frau gewesen war, schien unstrittig. Jennifer erkannte auf einigen Bildern einen Verlobungsring, zu dem sich später ein Hochzeitsring gesellte.
Leider verrieten die Fotos ihr nichts über Jessica selbst falls das überhaupt ihr Name war. Die Rückseiten waren nicht beschriftet, und es waren keinerlei geographische Anhaltspunkte zu entdecken. Nachdem Jennifer jedes einzelne Foto genau betrachtet hatte, fragte sie sich, wie sie an weitere Informationen über die junge Frau kommen sollte.
Sie durchforstete das Internet nach Hinweisen auf Jessica Franklin, geographisch begrenzt auf Colorado und Ohio, und nahm all jene Websites zu diesem Namen unter die Lupe, die mit Fotos aufwarteten. Es gab davon nur eine Hand voll, und kein Bild zeigte die Frau, nach der sie suchte. Kein Wunder. Nach einer Scheidung nahmen die meisten Frauen wieder ihren Mädchennamen an…
Aber wenn die beiden gar nicht geschieden waren?
Wie gewalttätig Richard sein konnte, hatte er bereits unter Beweis gestellt…
Jennifer warf einen Blick auf das Telefon und wählte nach kurzem Zögern Detective Cohens Nummer in Denver.
»Hallo, Detective Cohen, hier ist Jennifer Romanello. Bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie noch einmal mit unserem Fall belästige. Aber diesmal bin ich auf der Suche nach Informationen zu Franklins Frau, Jessica Franklin«, sagte sie.
»Kein Problem«, antwortete er. »Seit Ihrem Anruf geht mir der Kerl nicht mehr aus dem Kopf. Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor. Moment bitte.«
Sie wartete.
»Da habe ich wohl doch etwas Falsches in Erinnerung gehabt«, sagte er schließlich. »Es ist kein Mordopfer unter dem Namen Jessica Franklin registriert, und es gibt auch keine Vermisstenmeldung.«
»Könnten Sie möglicherweise etwas über die Eheschließung herausfinden? Wann sie stattgefunden hat, wie lange die beiden verheiratet waren?«
»Über solche Daten verfügen wir hier nicht. Aber Sie könnten mal einen Blick in das Grundbuch werfen, da Hausbesitz meist unter den Namen beider Eheleute geführt wird. Wenn die beiden ein Haus besessen haben, könnten Sie da fündig werden.«
»Können Sie mir die Nummer des Grundbuchamtes nennen?«
»Nicht auswendig, aber ich kann sie Ihnen raussuchen.«
Jennifer hörte, wie Cohen eine Schublade aufzog, fluchte und dann einen seiner Kollegen um ein Telefonbuch bat.
Gleich darauf las er ihr die Nummer vor. Jennifer notierte sie, bedankte sich herzlich und legte auf.
Kurz darauf kam Pete an ihren Schreibtisch gestürzt.
»Daytona!«, sagte er. »Der Hurensohn war in Daytona, als er angeblich zur Beerdigung seiner Mutter…«
»Daytona? Kommt da nicht Julie her?«
»Weiß ich nicht mehr«, sagte Pete hastig, »aber hören Sie mal… falls seine Mutter dort gestorben ist, müsste sie in der dortigen Zeitung in der Liste mit Todesfällen aufgeführt sein. Ich habe die Zeitung schon im Internet aufgerufen, infrage kommende Seiten werden gerade ausgedruckt. Ganz schön clever, was?«
Jennifer dachte schweigend darüber nach. »Finden Sie das nicht merkwürdig?«, fragte sie dann. »Ich meine, dass seine Mutter ausgerechnet in der Stadt gestorben sein soll, wo Julie aufgewachsen ist?«
»Vielleicht haben sich Richard und Julie ja als Kinder gekannt.«
Möglich, aber
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