Du bist nie allein
sagte Pete. Er versuchte noch, sie am Arm zu erwischen, aber sie war schon vorbei. Während sie die Treppe hinabstürmte, überlegte er, ob er hinter ihr herlaufen sollte oder nicht.
»Scheiße«, brummte er und setzte sich dann ebenfalls in Bewegung.
Richard beobachtete, wie die drei den Strand entlangliefen. Je weiter sie sich entfernten, desto mehr Adrenalin durchströmte ihn. Es hatte begonnen.
Als sie endlich außer Sichtweite waren, schlich er über die Düne. Geduckt näherte er sich dem Haus, den Wagenheber in der Hand.
Während Julie keuchend mit Mike Schritt zu halten versuchte, wurde ihre Panik immer größer. Sie hörte, wie Pete hinter ihr ihren Namen rief und sie beschwor, zum Haus zurückzukommen.
Gleich darauf entdeckte sie Singer.
Je mehr sie sich ihm näherte, desto mehr begann sie zu zittern. Als Pete bei ihnen ankam, beugten sich Julie und Mike bereits über den Hund.
»Was ist los?«, keuchte Pete.
»Singer? Was hast du, Baby?«, fragte Julie sanft und strich dem Hund immer wieder über den Rücken.
Keine Reaktion. Julie sah Mike flehend an, als sollte er ihr versichern, dass alles in Ordnung war, dass sie sich irrte, dass kein Grund zur Sorge bestand.
»Warum bewegt er sich nicht?«, fragte Pete.
»Keine Ahnung«, murmelte Mike. »Ich habe ihn so gefunden…«
»Vielleicht ist er müde«, sagte Pete unbeholfen, aber Mikes starrer Blick brachte ihn zum Schweigen.
»Was ist los mit ihm?«, rief Julie. »Hilf ihm!«
Mike hob sachte Singers Kopf hoch. »Na los, alter Junge, steh auf…«
Singers Hals war starr, und sein Hecheln verstärkte sich, als hätte die Bewegung ihm Schmerz verursacht. Er wimmerte, und Mike ließ seinen Kopf wieder sinken. Pete blickte verwirrt zwischen Mike, Singer und Julie hin und her und überlegte krampfhaft, was nun zu tun war.
»Wir müssen doch etwas tun!«, schrie auch Julie.
Die Qual in ihrer Stimme brachte Mike endlich zur Besinnung. »Pete – laufen Sie ins Haus zurück und versuchen Sie einen Tierarzt aufzutreiben!«
»Ich habe Order, Sie nicht allein zu lassen…«
»Gehen Sie schon!«, schrie Mike. »Und beeilen Sie sich!«
»Aber…«
»Bitte!«
»Okay, okay«, sagte Pete und rannte los.
Er hörte noch lange Julies Schluchzen.
Jennifer hatte das Stadtgebiet von Jacksonville erreicht. Sie wurde von einer Unruhe erfasst, deren Ursache sie nicht genau zu benennen vermochte. Angestrengt versuchte sie, dahinter zu kommen, was diese Ursache war.
Die Straße vor ihr war nur wenig befahren. Sie sah nur weit entfernt die Rücklichter eines Wagens. Als sie den Fuß aufs Gaspedal drückte, heulte der Motor auf. In rascher Folge sausten die Fahrbahnstreifen unter den Reifen dahin.
Es war nicht wegen des gestohlenen Autos… oder doch? Und wenn ja, worum ging es dann genau?
Sie kam einfach nicht darauf.
Ganz ruhig, dachte sie, denk noch einmal gründlich nach.
1. Fakt: Richards Auto war verlassen aufgefunden worden.
2. Fakt: Das andere Auto wurde ungefähr zu der Tageszeit gestohlen, als Richard in Jacksonville eingetroffen sein dürfte.
3. Fakt: Diese beiden Befunde ergaben zusammen den Verdacht – nein, die
Gewissheit,
dass Richard der Autodieb sein musste.
Welche Details hatte Captain Morrison ihr genannt? Autotyp und Modell, den Halter, dessen Adresse. Die letzten beiden Angaben waren bedeutungslos, befand Jennifer. Aber das Modell…
Ein grüner Pontiac Trans Am.
Solch ein Auto hatte sie sich damals, als sie noch in der Highschool war, auch gewünscht…
Stirnrunzelnd überlegte sie, warum ihr dieser Gedanke so bekannt vorkam.
Von der Veranda aus hörte Richard Julie jammern. Einen Moment lang hielt er inne und lauschte ihrem Wehklagen nicht ganz ohne Mitgefühl. Dass es für sie nicht leicht würde, hatte er natürlich vorausgesehen, aber es nun mit anzuhören, ging ihm doch näher als gedacht.
Eigentlich hatte er Julie nicht betrüben wollen, eine andere Lösung des Problems wäre ihm daher durchaus lieber gewesen. Aber es ging nicht anders. Wäre Singer ein braver Hund gewesen, hätte er ihm nie etwas zuleide getan. Aber Singer war genauso verstört und launisch wie sie.
Julies Geschrei wurde immer lauter und hysterischer, es war schrecklich. Sie tat ihm Leid, er hätte sie gern um Verzeihung gebeten, aber das musste er sich aufheben für später, wenn sie den Schmerz überwunden hatte und einsah, dass er für sie beide das Richtige getan hatte.
Vielleicht würde er ihr einen neuen Hund kaufen, wenn dies alles erst hinter
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