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Du bist nie allein

Du bist nie allein

Titel: Du bist nie allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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mich momentan wahnsinnig, aber das ist auch schon alles.«
    »Singer? Was tut er denn?«
    Julie schilderte ihm Singers Verhalten in der letzten Zeit, und Mike lachte. »Vielleicht braucht er mal Prozac oder so was.«
    »Wer weiß. Aber wenn er sich nicht bald ändert, werd ich ihm eine Hundehütte besorgen.«
    »Hör zu – ich nehm ihn dir gern mal ab, jederzeit. Ich geh mit ihm zum Strand, dann ist er fix und fertig, wenn er wieder nach Hause kommt, und hat den restlichen Tag keine Kraft mehr zum Knurren oder Bellen oder um dir nachzulaufen.«
    »Kann sein, dass ich dich beim Wort nehme.«
    »Hoffentlich. Ich hab den Großen gern.«
    Mike streckte die Hand nach Singer aus. »Nicht wahr?«
    Singer nahm Mikes Zuwendung mit freundlichem Bellen auf.
    »Und, irgendwelche neuen Andrea-Storys?«, fragte Mike. Andrea war häufig Gesprächsthema bei ihnen.
    »Sie hat mir von ihrem Date am Samstag erzählt.«
    Mike rümpfte die Nase. »Der Kerl, mit dem sie im Clipper war?«
    »Hast du ihn gesehen?«
    »Ja. Ein hässlicher Typ. Ich dachte ja, den Tiefpunkt hätte sie mit dem Kerl mit der Augenklappe erreicht, aber da hab ich mich wohl geirrt.«
    Julie lachte. »Den hätte ich gern gesehen! Mabel hat genau dasselbe gesagt.«
    Dann gab sie kurz wieder, was Andrea über Cobra erzählt hatte. Besonders gut fand Mike die Sache mit dem Namen Ed DeBoner, aber warum
das
Andrea derart störte und seine übrigen Nachteile nicht, verstand er nicht. Am Ende lachte Julie auch.
    »Was ist eigentlich mit ihr los?«, fragte Mike. »Warum ist sie so blind in Bezug auf Männer? Sie tut mir fast Leid.«
    »Sei froh, dass du nicht mit ihr arbeiten musst. Obwohl, andererseits sorgt sie im Salon immer für Unterhaltung.«
    »Bestimmt. Oh – übrigens, ich soll dich von Emma bitten, dass du sie mal anrufst. Hat Henry gesagt.«
    »Mach ich. Weißt du, worum es geht?«
    »Nein, nicht genau. Sie will dir sicher ein neues Rezept geben oder so.«
    »Wir reden nicht über Rezepte. Wir reden über interessante Sachen.«
    »Mit anderen Worten, ihr tauscht Klatsch aus.«
    »Keinen Klatsch«, protestierte Julie. »Wir halten uns nur gegenseitig auf dem Laufenden.«
    »Na dann, wenn du was Aufregendes erfährst, ruf mich an, okay? Ich bin den ganzen Abend da. Und vielleicht sollte ich dir Singer wirklich mal abnehmen, wenigstens für ein Weilchen. Nächstes Wochenende vielleicht?«
    Julie lächelte. »Das passt mir gut.«
    Mike war recht zufrieden mit sich.
    Das Gespräch war nicht sonderlich anspruchsvoll oder vertraulich gewesen, aber es bestätigte ihm, dass sich Julie immer noch gern mit ihm unterhielt. Sie hatten Witze gemacht, sie hatten zusammen gelacht, und das war doch etwas wert, oder? Und ob!
    Er hatte alles richtig gemacht – einen heiteren Ton angeschlagen, heikle Themen vermieden. Und, was das Beste war: Mike war zuversichtlich, später, nach Julies Gespräch mit Emma, noch einmal von ihr zu hören. Emma hatte immer etwas auf Lager, das sich weiterzuerzählen lohnte, und sollte das ausnahmsweise nicht der Fall sein, so war durch sein Angebot, ihr Singer abzunehmen, ein Anruf praktisch garantiert.
    Den Gedanken an Richard verdrängte er kurzerhand. Sobald Richard, mit oder ohne Julie, oder auch nur das blöde Medaillon vor Mikes geistigem Auge auftauchten, verscheuchte er die Bilder. Richard lief vielleicht gerade auf der Innenbahn, aber Mike dachte nicht daran, sich dadurch seine optimistische Stimmung verderben zu lassen.
    Und diese Strategie hatte zunächst auch Erfolg. In den verbleibenden Arbeitsstunden, auf der Heimfahrt, sogar beim Abendessen hielt Mikes gute Laune an – bis er im Bett lag und die Abendnachrichten schaute.
    Erst da musste er betrübt feststellen, dass das Telefon kein einziges Mal geklingelt hatte.
    Der Rest der Woche war eine einzige Qual für Mike. Julie rief nicht an und kam nicht einmal auf einen Sprung in der Werkstatt vorbei.
    Obwohl Mike sie hätte anrufen können, obwohl er früher nie gezögert hatte, zum Hörer zu greifen, um mit ihr zu reden, war er jetzt einfach nicht dazu imstande. Ihm graute vor der Aussicht, sie zu Hause zu erreichen und dann von ihr zu hören, sie könne jetzt nicht sprechen, weil sie »Besuch habe«. Oder weil sie »eben auf dem Sprung« war. Oder »gerade ziemlich beschäftigt«.
    Dass Julie sich die ganze Woche über nicht meldete und Richard tagtäglich (und nachts vermutlich auch!) vorbeikam, blieb nicht Mikes einziger Kummer. Am Freitag sah er Julie bereits am frühen Nachmittag

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