Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Du bist zu schnell

Titel: Du bist zu schnell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
Vom Netzwerk:
offenstehen. Er setzt sich mir gegenüber auf das Sofa. Als er die Lampe einschaltet, kneife ich die Augen kurz zusammen.
    -Wie sah er aus? Konntest du sein Gesicht erkennen? War es der Mann aus dem Schwimmbad?
    —    Ich weiß es nicht, sage ich und drücke die Zigarette aus.
    -Aber du bist dir sicher---
    —Theo, ich habe ihn gesehen, also bin ich mir sicher, okay?
    —    Ja, okay, aber woher sollten sie wissen, was du vorhast?
    Ich kann es ihm nicht erklären, es ist einfach ein Gefühl.
    Theo beugt sich vor.
    —    Sie sitzen nicht in deinem Kopf, Val. Sie können nicht wissen, was du denkst. Und das heißt, sie haben keine Ahnung, was wir Vorhaben. Entspann dich, hier bist du sicher.
    Ich wünschte, ich könnte das glauben. Ich sehe zum Fenster, versuche mich zu entspannen. Natürlich hat Theo recht, die Schnellen können nicht wissen, was wir Vorhaben, sie sitzen nicht in meinem Kopf.
    —    Hat Marek noch was gesagt? frage ich.
    —    Er ist spätestens Mittwoch wieder zurück. Vielleicht schon Dienstagabend. Also mach dir keine Sorgen, wir pak-ken das schon.
    Er steht auf und hebt die Tüten vom Boden auf.
    —    Ich bringe den Einkauf in die Küche und koche uns etwas. Möchtest du vorher einen Tee?
    —    Gerne, sage ich.
    Theo verschwindet in der Küche. Ich reibe mir die Arme und sehe zum Fenster, will aufstehen und es schließen.
    Aber was ist, wenn da unten wieder jemand steht und zu mir hoch-schaut? Was dann?
    Und so bleibe ich sitzen und friere im Windzug und warte, daß Theo mir den Tee bringt und dieses verdammte Fenster für mich schließt.

    Wir verbringen den Nachmittag mit einigen Runden Backgammon, danach lege ich mich wieder hin und schlafe ein paar Stunden. Ich bin völlig ausgebrannt und könnte mich immerzu im Bett verkriechen.
    Als ich wieder erwache, sitzt Theo mit einem Bier in der Küche. Er stützt die Ellenbogen auf den Tisch und starrt das Telefon an.
    —Will es nicht klingeln? albere ich herum.
    —    Ich kann ihre Eltern nicht anrufen, sagt Theo, Seitdem du dich hingelegt hast, sitze ich vor diesem Ding und kann es nicht tun. Ich ...
    Er fährt sich mit beiden Händen durchs Haar. Es gefällt mir besser, wenn er es geschlossen trägt. Es macht ihn klarer.
    —    Es wird komisch aussehen, wenn ich nicht nachfrage, wo Jenni ist. Aber ich kann es nicht. Ich komme mir dabei so falsch vor. So unglaublich falsch.
    —    Soll ich sie anrufen? frage ich.
    Theo sieht mich an.
    —    Und was willst du sagen?
    —    Daß ich Jenni seit gestern abend erwarte, aber sie ist nicht gekommen und ich ...
    Theo schüttelt den Kopf und starrt wieder aufs Telefon.
    —    Du lügst schlechter als ich, das würde nichts werden. Ich setze mich zu ihm an den Tisch.
    —    Geht es deiner Lippe besser?
    Ich halte ihm meinen Mund entgegen, als wollte ich, daß er mich küßt. Theo sieht sich meine Oberlippe an und nickt.
    —    Bist du dir wirklich sicher, daß du das durchziehen willst? fragt er mich, Ich meine, ich habe nachgedacht. Kannst du nicht einfach die Schnellen zu dir rufen? Für ein kleines Gespräch, um die Lage zu klären?
    Ich lache los, Theo lacht mit.
    —    Ich wünschte, es wäre so einfach, sage ich.
    —    Und was tun wir, wenn es nicht mehr klappt? Wenn du dein Medikament absetzt und nichts passiert? Keine Schnellen und kein Horrortrip mehr?
    —    Das ist kein Horrortrip, sage ich.
    —Wie nennst du es dann?
    Ich erzähle Theo, daß mir einer der Ärzte bei meinem zweiten Aufenthalt in der Geschlossenen dieselbe Frage gestellt hat. Er wollte, daß ich ihm meine Psychose beschreibe. Ich sollte die Augen schließen und sagen, was ich sehe, wenn ich an meine Psychose denke.
    -Und?
    -    Ich erinnerte mich an einen Wintertag. Ich muß vierzehn gewesen sein, und Spasti hatte mit Ästen einenTürrah-men in eine Schneewehe gelegt. Das war das erste, was mir in den Kopf kam. Spasti und seine komische Tür.
    -    Schick.
    -    Es geht, sage ich und ziehe das Telefon zu mir, Kann ich kurz...
    -    Natürlich.
    Bei Marek hebt niemand ab.
    -Vielleicht steckt er im Stau, sagt Theo.
    Ich probiere es über das Handy und spreche Marek auf die Mailbox.
    -    Film gucken? fragt Theo, nachdem ich aufgelegt habe.
    -Willst du nicht erst...
    Ich halte ihm das Telefon entgegen. Theo schüttelt den Kopf. Ich wünschte, ich könnte so ehrlich zugeben, daß ich feige bin.
    —Wie wäre es dann mit einem Film? frage ich.
    Theo

Weitere Kostenlose Bücher