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Du bist zu schnell

Titel: Du bist zu schnell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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lächelt.

    2

    Im Verlauf des Abends probiere ich noch zweimal, Marek zu erreichen. Theo bezieht das Sofa, was ich albern finde. Er soll in seinem Bett schlafen, aber Theo winkt ab.
    -    Ich kann da heute nicht schlafen. Außerdem macht mir das hier auf dem Sofa wirklich nichts aus. Also geh schon rüber. Sobald Marek zurück ist, braucht ihr den Platz.
    Im Bad wechselt Theo meine Verbände. Am meisten schmerzen die Schnitte an den Händen. Während ich mir das Gesicht wasche, nimmt Theo seine Kontaktlinsen heraus und legt sie nicht in die Schalen.
    —Was tust du da?
    Er wickelt sie in Toilettenpapier, holt die Reinigungsflüssigkeit und den Aufbewahrungsbehälter vom Regal und geht in die Küche. Als er wiederkommt, reibt er sich die leeren Hände und sagt:
    —    Ich hatte die Dinger nur wegen Jenni, ich habe sie nie richtig vertragen.
    Er setzt seine Brille auf.
    —    So sehe ich im Original aus.
    Er grinst, aber ich kann sehen, daß er es nicht komisch findet. Die Brille steht ihm, sie lenkt die Aufmerksamkeit auf seine Augen. Ich mache ihm ein Kompliment, Theo überhört es.
    —    Reich mir mal das Wundpuder, sagt er, und damit ist das Thema Kontaktlinsen für ihn abgeschlossen. Er verbindet mich weiter. Als er bei meinem Bauch angekommen ist, klingelt das Telefon.
    Theo geht ran, ich bleibe im Bad sitzen und lese die Gebrauchsanweisung auf dem Mullverband. Theo kommt nach einer Minute zurück und gibt mir den Hörer.
    —    Ich stand im Stau, ist das erste, was Marek sagt, Und das Handy hatte bei dem Sauwetter keinen Empfang. Danke für die Nachrichten.
    —    Gern geschehen, sage ich, Bist du jetzt zu Hause?
    —    Und fix und fertig. Die halbe Autobahn war gesperrt, weil sich ein Laster quergelegt hatte. Ich dachte schon, ich müßte draußen kampieren. Alles in Ordnung bei euch?
    —    Alles in Ordnung, sage ich und sehe zur offenen Badezimmertür. Ich erzähle Marek nichts von dem Mann, der vor dem Haus gestanden hat. Ich will ihm das Gefühl geben, ich hätte alles im Griff.
    Wir reden ein paar Minuten Unsinn, vergleichen das Wetter in Kassel - kaum Schnee, dafür windig - mit dem Wetter in Oldenburg - zu viel Schnee und kein Wind. Dann nimmt Mareks Stimme einen merkwürdigen Ton an, er sagt wie beiläufig:
    —    Und du nimmst...
    —    ... mein Medikament, spreche ich für ihn weiter, Pünktlich und ohne Ausnahmen.
    —    Danke.
    —    Ich habe dir zu danken, sage ich.
    Wir schweigen. Als es unangenehm wird, sagt Marek:
    —    Ich bin bald da. Morgen früh ist das Treffen mit Gerald, ich hoffe, daß die Kunden nicht irgendwelche Pläne für den Januar haben. Ich denke, das wird den ganzen Tag dauern, vielleicht den nächsten Morgen dazu. Dienstagmittag ist es bestimmt erledigt, und ich bin abends wieder in Oldenburg. Ist das gut?
    —    Das ist gut.
    —    Grüß mir Theo, ja?
    —    Theo wird gegrüßt, sage ich so laut, daß es Theo hören kann.
    Er taucht imTürrahmen auf und wartet, daß ich mich verabschiede.
    —    Es geht ihm gut, sage ich und reiche Theo das Telefon, Er hat im Stau gestanden und ist fix und fertig. Wahrscheinlich wird er schon Dienstagabend zurück sein.
    Ich zeige in das Regal.
    —    Könntest du mir meine Pillen geben? Sie liegen in dem Kosmetiktäschchen.
    Theo drückt mir eine Pille aus der Verpackung und fragt, ob ich Wasser brauche.
    —    Es geht auch so, sage ich und schlucke die Pille. Danach hebe ich meine Arme, bin Minuten später frisch verbunden
    und lege mich ins Bett. Das Medikament schlägt mit voller Wucht an. Ich spüre, wie mein Körper tiefer in die Matratze einsinkt — schwer und erschöpft und dann plötzlich gewichtslos. Es wäre schön, wenn Marek hier wäre. Ich würde gerne spüren, wie er sich an mich schmiegt und in mein Ohr atmet. Langsam und stetig.

3

    Ich erwache von der Stille. Kein Uhrenticken und kein Rauschen der Rohrleitungen ist zu hören. Ich weiß nicht, wie spät es ist, und schaue aus dem Fenster.
    Es muß früher Morgen sein. Das fahle Leuchten der Straßenlaternen wirkt wie aus der Kulisse eines Kriegsfilms. Kein Auto fahrt, alle Parkplätze sind besetzt, und niemand steht auf der gegenüberliegenden Straßenseite und sieht zu mir hoch. Es hat aufgehört zu schneien.
    Kurz spiele ich mit dem Gedanken, Marek anzurufen. Um seine Stimme zu hören, für ein paar Minuten nur. Aber ich weiß, daß das egoistisch wäre. Auch wenn Marek für vieles Verständnis

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