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Du bist zu schnell

Titel: Du bist zu schnell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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   Ich habe keine Ahnung, wie Marek denkt, sage ich.
    Wir sammeln, bis der Korb kaum noch zu tragen ist, keiner von uns will in der nächsten Stunde noch einmal herausgehen. Theo hebt den Weidenkorb an. Ich will mit anfassen, aber er wehrt ab und sagt:
    —    Geh am besten vor.
    Ich vergrabe die Hände in den Manteltaschen und verlasse den Schuppen als erste. Nach ein paar Metern merke ich, daß
    irgend etwas anders ist. Ich lege den Kopf in den Nacken. Der Wind hat aufgehört. Der Himmel ist voller Sterne, dazwischen leuchtet schmal die Sichel des Mondes.
    —Verrückt, sage ich, Wie schnell das geht.
    Ich lasse den Kopf im Nacken und drehe mich langsam. Als ich wieder stillstehe, ist mir ein wenig schwindelig, aber ich mag das Gefühl.
    -Was meinst du, ob morgen früh ...
    Ich verstumme, Theo ist noch im Schuppen.
    —Theo?
    Etwas bewegt sich in den Schatten.
    -Theo, ist alles okay?
    Langsam löst sich Theo aus der Dunkelheit und steht still. Denke ich.
    -Was...
    Er bewegt sich. Langsam und konzentriert hebt er den Fuß, hebt ihn, hebt ihn und senkt ihn, senkt ihn, und sein Blick ist dabei auf mich gerichtet, ohne daß ich das Gefühl habe, daß er mich sieht, denn als ich einen Schritt zur Seite gehe, bleibt der Blick auf dieselbe Stelle gerichtet, und in dem Moment begreife ich, daß es wieder soweit ist.
    Ich versuche stillzustehen. Ich versuche ganz ruhig stillzustehen. Ich will nicht schnell sein, ich will, daß Theo mich sieht.
    —Theo, sage ich, Es ist soweit.
    Nichts, keine Reaktion. Was hört er? Hört er dieses schrille, hohe Geräusch, das auf dem Anrufbeantworter gewesen ist?
    Theo drückt sich am Türrahmen vorbei und macht den nächsten Schritt, und wird dabei langsamer und langsamer. Ich denke an Wurzeln, ich denke an Zement, ich muß steinern werden, ich will, daß er mich ...
    Und dann sehe ich sie hinter dem Schuppen hervorkommen. Es ist die Frau aus der Sauna. Sie läuft über den Schnee auf uns zu. Falsch. Sie läuft auf Theo zu. Ich versuche mich zu bewegen, ich will nicht mehr Zement sein, ich will dazwischengehen, aber sie ist viel zu schnell. Ich bin ein Witz dagegen, klebe am Schnee fest, klebe an der Luft fest und kann Theo nicht warnen.
    Die Schritte der Frau bringen den Schnee kaum durcheinander. Kleine Verwehungen bleiben zurück, wo sie eben noch gewesen ist.
    - HINTER DIR!
    Ich weiß nicht, ob mich Theo versteht, er muß aber etwas gehört haben. Seine Augen weiten sich, er dreht sich um. Langsam, einen Zentimeter pro Minute.
    Die Frau steht längst hinter Theo. Sie sieht mich an und hält sich den Zeigefinger an die Lippen. Dann hebt sie die andere Hand, und ich sehe eine Stablampe. Und ich sehe Theos Gesicht von der Seite. Die Frau schlägt zu. Theo sinkt zu Boden, als wäre er eine Feder. Fällt und fällt und fällt dem Schnee entgegen.
    Ich warte nicht ab, bis er auf den Boden schlägt, sondern drehe mich um und renne.

    Was tust du?
    Rennst du vor den Schnellen davon?
    Fällt dir nichts Besseres ein, als schon wieder davonzurennen?
    Was tust du nur?
    Ich weiß es nicht, ich weiß nur, ich kann nicht einfach stehenbleiben, deswegen renne ich auf das Haus zu, steige durchs Fenster und erstarre. Obwohl Theo alle Kerzen ausgetauscht hat, brennen nur noch vier davon auf dem Couchtisch, der Rest des Wohnzimmers liegt im Dunkeln.
    Der Mann aus der Sauna sitzt auf dem Sofa und hält eine
    Teetasse in der Hand. Er hebt sie, als würde er mir zuprosten, und trinkt dann einen Schluck. Vor dem Kamin hockt eine Frau und wärmt ihre Hände. Als sie mich ansieht, erkenne ich sie wieder, weiß aber nicht, woher.
    -    Ich habe dich das erste Mal gewarnt, jetzt ist es das letzte Mal, sagt die Frau, und da fällt es mir ein. Damals in Jennis Wohnung, als ich Asta zur Hilfe gerufen habe. Sie.
    Hinter mir steigt die Frau aus der Sauna durchs Fenster. Sie sind komplett.
    -Wo ist Marek? frage ich.
    —Wer ist Marek? fragt der Mann zurück und lacht.
    Seine Teetasse steht jetzt auf dem Tisch. Da liegen auch Theos Jagdmesser und die Axt. Da liegen die Schraubenzieher und Hämmer und alle anderen Messer. Die Frau ist vom Kamin verschwunden. Sie sitzt neben dem Mann auf dem Sofa und hat die Beine übereinandergeschlagen.
    -    Marek hat mir alles erzählt, sage ich, Ich weiß, daß ihr nur spielt.
    —Wer spielt? fragt die Frau hinter mir.
    -Wer will schon spielen, sagt der Mann und steht auf.
    Die Frau neben ihm klatscht einmal in die Hände.
    -    Es reicht, sagt sie und reicht dem

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