Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Du bist zu schnell

Titel: Du bist zu schnell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
Vom Netzwerk:
bestand meine reine Freude darin, das Messer samt Scheide in meinem Werkzeugkasten liegen zu haben. Jetzt fühle ich mich wie einer der Jungen aus >Der Herr der Fliegern, der nur darauf wartet, daß ihm jemand in die Quere kommt. Val hat sich eins der Filetiermesser ausgesucht. Ich weiß nicht, worauf wir uns genau vor bereiten. Sollten die Schnellen wirklich so schnell sein, wie Val sie beschrieben hat, dann würden sie Hackfleisch aus uns machen, während wir noch darüber nachdenken, wie Hackfleisch geschrieben wird. Aber was bleibt uns? Messer sind besser als nichts. Eines habe ich zwischen den Holzscheiten versteckt, die Axt aus dem Schuppen liegt unter dem Sofa. Als ich sie darunterschob, sagte Marek: »Glaub mir, das ist keine gute Idee.«
    Ich habe ihn ignoriert und mich zu Val in die Küche gesetzt. Sie ist zuversichtlich, daß die Schnellen kommen werden, um Marek zu befreien.
    —    Bleibt nur die Frage, wie lange das dauern wird, sage ich.
    -    Nicht lange, Marek wird sie rufen. Und wenn er sie nicht ruft, dann bin ich an der Reihe, und wir befolgen den alten Plan.
    Vals alter Plan beunruhigt mich. Sie hat kaum geschlafen und nimmt seit Mareks Rückkehr ihr Medikament nicht mehr. Sollte Marek die Schnellen nicht rufen, will Val dieTür öffnen und sie zum Auftauchen zwingen.
    —    Was glaubst du, warum er mit mir allein reden wollte? frage ich.
    -    Weil er glaubt, daß er dich überzeugen kann. Wie ich ihn kenne, würde ihm das sogar gelingen.
    -    Blödsinn, sage ich schnell und denke an den kurzen Moment vorhin. Val war auf der Toilette, und ich wollte Holz holen gehen, als Marek mich ansprach.
    —    Du machst einen großen Fehler, sagte er, Denn was hier
    auch passieren wird, ich habe nichts damit zu tun. Rein gar nichts. Ich bin in Vals Wohnung gefahren, weil so viele Sachen einfach nicht zusammenpaßten. Es war zu wirr. Ich meine ... Hörst du mir überhaupt zu? Ich weiß, daß du mir zuhörst. Diese Nacht im Hotel war mit der Auslöser, das stimmte alles nicht. Wieso lag ein Handtuch in der Sauna? Wieso hat niemand Val gesehen? Die Putzfrauen hätten sie finden müssen. Und denk doch mal darüber nach — jedes Mal, wenn sie ihre Psychose hat, tauchen diese Schnellen auf, aber was ist danach? Wird sie ohnmächtig oder was? Ich meine, wo sind die Schnellen danach? Und warum tun sie ihr nichts? Ich meine, he, du hast gesehen, was sie Jenni angetan haben, jetzt---
    —    Du willst sagen, Val hat sich selbst so zugerichtet? unterbrach ich ihn.
    —    Scheiße, ich weiß, das klingt nicht echt, aber nehmen
    wir an, es wäre so gewesen. Deswegen bin ich zurückgefahren. Sicher hätte ich dir sagen können, was mir durch den Kopf ging, es war ein Fehler, dir nichts zu erzählen. Ich ... Kannst du dir vorstellen, wie das war, die Ausdrucke und Jennis Finger in Vals Kleiderschrank zu finden? Sie waren unter Handtüchern versteckt. Alles war da — die Disketten, der Computer, sogar das Modem und die Flasche Wein und---
    —    Du bist krank, Marek, unterbreche ich ihn, Du bist richtig krank.
    —    He, warte, hör doch mal weiter zu. Es ist nicht... Schau
    mich an, Theo. Es ist nicht so, wie du es gehört hast. Ich bin hier angekommen und das---
    Val leerte den Wassereimer in die Toilette und kam ins Wohnzimmer.
    —    Ich hole Holz, sagte ich und nahm den Weidenkorb unter den Arm.
    -    Ich bleibe hier, sagte Val und setzte sich auf das Sofa.
    Marek hatte das Kinn wieder auf der Brust und schwieg.

    Val sitzt wieder bei Marek. Sie hat ihm etwas zu essen und Tee gebracht. Wenn ich mich nahe an die Treppe stelle, verstehe ich Wortfetzen. Val will wissen, wieso Marek nicht die Wahrheit sagt. Sie spricht von ihrer Beziehung. Dann höre ich nichts mehr. Dann sagt Val, Marek soll doch nicht weinen. Sie sagt es liebevoll, und ich kehre in das Schlafzimmer zurück und beschließe, die Arbeit für heute liegenzulassen. Ich bleibe am Fenster stehen und sehe, wie es langsam dunkel wird. Es widerstrebt mir, mit Val und Marek in einem Raum zu sitzen. Die Traurigkeit zwischen ihnen zieht mich noch mehr herunter.
    Eine Dreiviertelstunde später kann ich draußen nichts mehr erkennen und gehe ins Erdgeschoß. Val steht am angelehnten Fenster und raucht, Marek hat die Augen geschlossen. Ich könnte auch etwas Schlaf gebrauchen.
    -    Möchtest du Tee? frage ich Val, Das Wasser müßte gleich fertig sein.
    Val schüttelt den Kopf. Ich lege Holz nach und starre in die

Weitere Kostenlose Bücher