Du bringst die Liebe in mein Leben
Angst so plötzlich real geworden war. Sie setzte ihre Tasche ab und trat ans Bett. Er sieht gut aus, stellte sie fest, genau wie sein Sohn. Sein dunkelbraunes Haar war ein wenig zu lang, und er hatte sich wieder einen Bart wachsen lassen. Ganz ungewollt verglich sie Josef mit Colin. Beide waren außergewöhnlich gutaussehende Männer. Doch Colins Züge waren fein und aristokratisch, Josefs Gesicht war dagegen kantig und rauh.
Sie überlegte, ob sie ihn aufwecken oder lieber schlafen lassen sollte. Sie konnte ja zu Colin hinaufgehen und sich später mit Josef unterhalten, dann, wenn das Tageslicht ihre verwirrten Gedanken geklärt hatte. Unschlüssig lief sie in dem kleinen Zimmer auf und ab. Doch endlich nahm sie sich ein Herz, faßte Josef bei den Schultern und schüttelte ihn. Er fuhr hoch, tat aber überhaupt nicht erstaunt, als er sie erblickte.
“Du siehst gut aus”, meinte er mit ruhiger Stimme, während sich bei ihr der Magen zusammenkrampfte.
“Das gleiche dachte ich gerade von dir”, antwortete sie ehrlich. Er musterte sie, und sie wich seinem Blick nicht aus.
Wieder war sie beeindruckt von seinen dunklen, geheimnisvollen Augen. Es waren diese Augen gewesen, die ihr einst Liebe und Zuneigung versprochen hatten.
“Du wirst immer schöner”, meinte Josef.
Elda schüttelte heftig den Kopf, als wollte sie sich von etwas Lästigem befreien. “Was willst du hier?”
Josef setzte sich im Bett auf und lehnte sich gegen die Rückwand. “Du kennst doch die Geschichte von dem verlorenen Sohn.”
Sofort wußte sie, worauf er hinauswollte. “Ja”, antwortete sie knapp und ließ sich in einen Sessel sinken.
“Dann weißt du auch, daß dieser Sohn sich von seinem Vater das Erbe auszahlen ließ, um es zu verprassen. Und als er arm war und alle seine Freunde ihn verlassen hatten, kam er reumütig nach Hause zurück.”
“Du hast aber vergessen, daß der Vater in der Geschichte den jungen Mann mit offenen Armen empfängt. Er gibt sogar ein Fest, um seine Rückkehr zu feiern.”
“Das habe ich nicht vergessen, Elda.” Josef schwang seine langen Beine aus dem Bett und saß jetzt auf der Bettkante. “Ich habe gehofft, daß du mir Verständnis und Verzeihen entgegenbringst - auch, wenn ich es nicht verdiene.”
“Ein Vater mag sein Kind so sehr lieben, daß er dazu fähig ist, Josef. Aber ich zweifle, daß die Verbindung zwischen uns jemals so stark war.”
“Wirklich?” fragte er, und seine Augen blitzten. Er stand auf.
“Warum wackelst du denn so mit dem Fuß?”
Wie typisch von ihm, immer vom Thema abzulenken, dachte Elda. “Du weißt doch, daß ich meine Beine übereinanderschlage und mit dem Fuß wackele, wenn ich mich langweile”, gab sie schnippisch zurück.
“Langeweile? Ein Mann überquert einen Ozean, nur, um dich wiederzusehen, und das, was er dir anzubieten hat, langweilt dich? Das stimmt nicht, Elda, du bist nicht gelangweilt, du bist nervös.”
Er beugte sich über sie, und sie spürte förmlich die Energie, die er ausstrahlte. “Natürlich bin ich nervös”, gab sie zu und wich seinem Blick aus. “Ich werde von einem wundervollen Wochenende zu einem wütenden Exmann zurückgerufen und weiß nicht einmal, was er von mir will, was er hier zu suchen hat, was er von mir erwartet…”
“Ich möchte, daß du mir sagst, was du denkst, Elda.” Er küßte sie auf die Stirn.
“Dann sage ich dir, daß ich möchte, daß du von hier verschwindest.”
“Verlangst du das von mir?”
“Ja.”
“Das glaube ich dir nicht.” Er kniete vor ihr nieder und sah ihr ins Gesicht.
“Du hast mich ja noch nie ernst genommen. Und bitte, steh jetzt auf und verschwinde. Oder wenn es dir lieber ist, werde ich gehen, dann kannst du hier in meinem Zimmer weiterschlafen.”
Josef tätschelte ihr Knie, und Elda gefiel es gar nicht, daß ihre Haut unter seiner Berührung brannte. “Wo würdest du denn hingehen?” fragte er herausfordernd.
“Das geht dich gar nichts an.” Sie seufzte tief auf. “Wirklich, Josef, ich spiele hier kein Spielchen mit dir, ich möchte, daß du mich in Ruhe läßt.”
Er beugte sich vor, um sie zu küssen, und instinktiv legte sie die Arme um seinen Hals, ließ es zu, daß sein Mund ihren berührte. “Willst du das wirklich?” flüsterte er.
“Ich … weiß nicht, warum ich dir erlaubt habe, mich …”
“Du hast es nicht nur erlaubt, Elda, du hast mitgemacht.”
Wieder kam sein Gesicht ihrem näher.
“Nein!” Sie stieß ihn gegen die Brust, beinahe
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