Du bringst die Liebe in mein Leben
zurückgekommen.”
Elda strich ihm über sein dunkles Haar, das dem Peters so ähnlich war. Dann zog sie seinen Kopf an ihre Brust und schloß die Augen. Ihr wurde klar, was wahrscheinlich Josef schon lange klar war, daß sie die einzige Frau war, die ihn je geliebt hatte.
“Du hast mich sehr verletzt”, flüsterte sie. “Nein, sag jetzt nichts, ich habe nicht die Absicht, mich an dir zu rächen. Ich hatte immer das Gefühl, als machtest du mich verantwortlich für all das, was geschah, für deine Treulosigkeit. Aber jetzt verstehe ich, daß ich es nicht war … und du auch nicht. Es war nur…” Sie stockte. “Es waren nur einfach die Umstände … die Menschen, die wir damals waren.”
Sie lachte spöttisch auf, dann hielt sie seinen Kopf so, daß sie ihm in die Augen sehen konnte. “Irgendwie muß ich dir sogar dankbar sein. Ich war nur ein verängstigter kleiner Vogel, und du hast mich aus dem Nest gestoßen. Jetzt bin ich selbstsicher genug - endlich -, um all das aufgeben zu können, was ich bis jetzt für erstrebenswert hielt.”
Als er sie überrascht ansah, nickte sie zustimmend. “Ja, ich bin bereit, es aufzugeben, weil ich es nicht mehr brauche. Und ich bin sehr, sehr glücklich.”
“Und für mich ist kein Platz mehr da? Denk doch an Peter…”
“Hast du denn an Peter gedacht?” fragte sie. Josef antwortete nicht, er schlang die Arme um sie.
Elda schniefte ein wenig, dann versuchte sie, sich aus seinen Armen zu lösen. “Ich muß zum Unterricht.” Er ließ sie los. Elda nahm sein Gesicht in beide Hände. “Du wirst für immer meine erste Liebe bleiben”, versicherte sie ihm. “Und auch immer der Vater meines Kindes.”
Dann stand sie auf, puderte sich die Nase und ging. Sie hoffte, daß es noch nicht zu spät war, Colins Vorlesung zu besuchen. Wenn ja, dann würde sie ihn später besuchen, nach ihrer eigenen Vorlesung, um ihm die wundervolle Neuigkeit zu erzählen.
Mit beschwingten Schritten verließ sie das Hotel.
Die Universität war teilweise im gräflichen Palast, der mitten in der Stadt lag, untergebracht. Da weder Autos noch Busse in diesem Teil der Innenstadt erlaubt waren, gab das der Piazza und den Straßen zum Palast eine gewisse Weitläufigkeit.
In den paar Wochen, in denen Elda jetzt in Urbino tätig war, hatte sie viele Freunde gewonnen. Heute wurde ihr das ganz besonders bewußt, denn ob Busfahrer, Zeitungsverkäufer oder Straßenkehrer, alle lächelten ihr freundlich zu, und sie lächelte zurück.
Während sie über die Piazza ging, betrachtete sie die Menschen in den Straßencafes. Sie lachte, als sie eine Gruppe ihrer Studenten entdeckte, die schnell ihren Kaffee austranken, um noch vor ihr im Hörsaal zu sein. Sie wußte, daß viele Studenten warteten, bis sie sie über die Piazza gehen sahen, um dann erst den Unterricht aufzusuchen.
Im Universitätsgebäude ging Elda direkt zu dem Hörsaal, in dem Colin seine Vorlesung hielt. Vor der Tür blieb sie stehen und lauschte seiner Stimme. Ein Gefühl des Glücks durchströmte sie, als sie an ihre gemeinsame Zukunft dachte.
Alles lag klar und deutlich vor ihr, sie hatte dieses schreckliche Schuldgefühl überwunden, das sie die letzten beiden Jahre mit sich herumgetragen hatte, hatte sich von Josef befreit. Jetzt war sie frei und neu verliebt - verliebt in Colin Arcangelo.
Elda öffnete die Tür und spähte in den Raum. Sofort sah Colin zu ihr hin. Er hatte auf sie gewartet, das war ihr klar. Den Blick auf sie gerichtet, fuhr er in seinem Vortrag fort. Ein leises Lächeln lag auf seinem Gesicht, doch es wirkte traurig, genau wie beim Frühstück, und es rührte ihr ans Herz.
Schon sehr bald, so nahm sie sich vor, würde sie das traurige Lächeln von seinem Gesicht wischen. Wie sehr hatte sie sich doch geirrt, als sie glaubte, ihre Beziehung würde nur einen Sommer lang dauern.
Als zwei junge Studentinnen an ihr vorbei zu ihrem Hörsaal gingen, wurde Elda wieder an ihre Pflichten erinnert. Schnell schraubte sie einen Stift auf, nahm einen Block und schrieb auf die Rückseite: EIN BISSCHEN? Dann hielt sie ihn hoch, damit Colin es lesen konnte.
Er sah es und lächelte melancholisch, während er an seine Studenten Notenblätter austeilte. Elda strahlte ihn an, wollte ihm zu verstehen geben, daß alles in Ordnung sei, daß sie von den Geistern der Vergangenheit befreit sei. Doch als sie die Tür ihres Hörsaales ins Schloß fallen hörte, wandte sie sich um, lief über den Flur und gab die beste Vorlesung des
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