Du bringst die Liebe in mein Leben
unerklärlichen Ausdruck auf dem Gesicht, seine Augen blickten traurig und müde. Elda wollte ihn trösten, aber sie wußte, die einzigen Worte, die ihn trösten konnten, waren die, die sie nicht auszusprechen vermochte.
Er verzog seinen Mund zu einem schiefen Lächeln. “Ich merke, ich lenke dich nur ab. Also viel Glück, Professor Schapiro. All deine Wünsche haben sich ja wohl erfüllt.” Noch ehe Elda etwas sagen konnte, war er schon aufgestanden und gegangen.
Sie sah ihn noch einmal, als er die Treppe vor dem Hotel hinunterlief und dann auf der belebten Straße verschwand, Elda sackte in sich zusammen und starrte auf ihr unberührtes Frühstück.
All ihre Wünsche hätten sich erfüllt, hatte er gesagt.
Peter entwickelte sich prächtig, ihr Job bot ihr die gewünschte Herausforderung und war interessanter als je zuvor.
Ihr Vertrag versprach eine beachtliche Gehaltserhöhung, sie konnte die Nachhilfestunden aufgeben. Ihr Studenten verlangen nach ihr, ihre Kollegen freuten sich über ihre Beförderung. Sie hatte alles in der Hand, Familie, Freunde, Geld und sich selbst.
Endlich, nach all der Arbeit, all den Mühen, all den Hindernissen.
Was wußte Colin Arcangelo von all diesen Dingen? Sicher, er konnte sich einen melodramatischen Abgang verschaffen, sie verletzt, verwirrt und voller Schuldgefühle zurücklassen. Für einen Mann in seiner Position war alles einfach - ein Mann, der genug Geld hatte, einen Ferrari fuhr und seinen Sommer damit verbringen konnte, schönen Frauen schöne Augen zu machen, ein Mann, der sich die interessanten Dinge im Leben herauspicken konnte. Ein Semester in Tibet! Was gab ihm überhaupt das Recht, sich in ihr Leben und die Art, wie sie es lebte, einzumischen? Hatte er etwa, so wie sie, bei Null angefangen und sich trotzdem etwas geschaffen?”
Und Josef! Dieser Egoist! Wie konnte er es überhaupt wagen, wieder in ihr Leben einzudringen. Natürlich hatte er die neue, die veränderte Elda nicht erkannt, er kannte ja kaum die Elda, die sie zuvor gewesen war. Und mit plötzlicher Klarheit verstand sie auch, was Colin gemeint hatte, als er behauptete, sie sei benommen und daß sich hinter dieser Benommenheit ihre wahren Gefühle verbargen. Es waren Gefühle gewesen, vor denen sie sich gefürchtet hatte und die sie verdrängt hatte.
Sie nahm die Briefe, ihre Bücher und stand auf. Mit einemmal wußte sie, was sie zu tun hatte.
Während sie im Aufzug nach oben fuhr, lachte sie über die Ironie. Die Tatsache, daß sie es geschafft hatte, gab ihr den Mut, sich von ihrem bisherigen Leben zu lösen. Sie hatte bewiesen, was sie hatte beweisen wollen, jetzt konnte sie sich neuen Dingen zuwenden, neuem Glück. Voller Aufregung stellte sie fest, daß sie wirklich gerne in Europa bleiben würde. Sie war bereit, ein neues Abenteuer zu beginnen, bereit, Colin Arcangelo zu heiraten.
8. KAPITEL
Elda stürmte in ihr Zimmer und zog Josef, der friedlich schlief, die Decke fort. “Süße, ich wußte, du würdest wiederkommen”, brummte er schläfrig und streckte die Hand nach ihr aus.
Sie wich zurück. “Warum hast du dich eigentlich nie für das, was du uns angetan hast, entschuldigt?” wollte sie wissen.
“Ich will gerne alles wiedergutmachen …” begann er.
“Nein!” unterbrach Elda ihn. “Daran bin ich nicht interessiert!
Ich möchte nur wissen, warum du nicht ein einziges Mal Reue gezeigt hast oder mich um Entschuldigung gebeten hast…”
“Habe ich doch”, fiel er ihr ins Wort. “Jetzt.”
“Warum hast du immer so getan, als sei stets alles meine Schuld? Ich will eine Antwort. Ich muß das wissen. Du bist der letzte Geist, der mich verfolgt, ich will es jetzt wissen.”
Josef stieg aus dem Bett, ging zu seinem Koffer und zog seine Jeans an. Die Geste zeigte Elda, daß er sie endlich ernst nahm. Er würde nicht versuchen, sie zu verführen. “Komm schon”, sagte er. “Was soll das? Ist das eine Inquisition?”
“Ich will es wissen.” Die Hände in die Seiten gestemmt, stand Elda vor ihm. “Und du hast genau achtundzwanzig Minuten Zeit, denn ich habe nicht die Absicht, meine Vorlesung zu versäumen. Und ich habe auch nicht die Absicht, mich je wieder von dir demütigen zu lassen.”
Verunsichert griff Josef nach einer Zigarette und steckte sie an.
“Und rauche bitte nicht in meinem Zimmer!”
“Das hat dich doch noch nie gestört”, antwortete er und inhalierte tief den Rauch der Zigarette.
Elda riß ihm die Zigarette aus der Hand, stürmte ins Bad und
Weitere Kostenlose Bücher