Du bringst die Liebe in mein Leben
Bild lag dem Brief bei. “Sieh mal!” rief Elda, und ihre Augen strahlten voller Mutterstolz. Colin setzte sich neben sie und sah sich das Bild an.
“Ich vermisse Dich, Mommy. Sei nicht traurig”, las er den Text, der unter dem Bild stand. “Wie lieb”, sagte er, dann deutete er auf die große und die kleine Gestalt, die Peter auf sein Bild gemalt hatte. Unter der großen Gestalt stand “Peter”, unter der kleinen “Elda-Mommy”.
“Er hat sich sicher mit den Namen vertan!” rief Elda lachend.
“O nein, das hat er sicher nicht”, meinte Colin. “Sieh mal, die kleinere Gestalt sollst du sein, erkennst du nicht dein Haar, das Kleid und sogar hochhackige Schuhe?” Der Duft von Colins Aftershave stieg Elda in die Nase, er saß so nahe neben ihr, daß sie am liebsten den Kopf ein wenig gewandt hätte, um ihn zu küssen. Doch sie wollte ihn hier vor aller Augen nicht in Verlegenheit bringen.
“Du hast recht”, sagte sie, “er sieht sich größer als mich.”
Tränen traten ihr in die Augen. “Und er glaubt, ich sei traurig.”
“Er ist schon ein kleiner Mann”, sagte Colin leise und legte ihr die Hand auf die Schulter. Unter seiner Berührung begann ihre Haut zu prickeln.
“Nun sieh einmal an!” rief sie erstaunt. “Und die ganze Zeit über habe ich geglaubt, ich sei diejenige, die ihn beschützt!”
Colin las noch einmal, was Peter geschrieben hatte. “Ja, er ist ein junger Mann, er kann für euch beide sorgen.” Er legte seine Hand über Eldas zitternde Finger. Ihre Blicke trafen sich für einen kurzen Augenblick, dann sah Elda weg.
Sie holte tief Luft und griff nach einem der anderen Briefe, einem dicken Umschlag. “Josef wird sich freuen, Peters Brief zu sehen”, sagte Colin.
“Josef?” Elda hatte den Mann oben in ihrem Zimmer schon beinahe vergessen. “Nein … nein, ich glaube nicht, daß dieser Brief ihm viel bedeuten würde.” Sie sah den Anflug eines Lächelns um Colins Mund.
Elda wandte sich wieder ihrer Post zu. Der dicke Umschlag kam von der Universität. “Wahrscheinlich mein Vertrag”, meinte sie, während sie mit dem Buttermesser den Umschlag öffnete.
“Wirst du ihn unterschreiben?” fragte Colin, und es klang ein wenig zu unbeteiligt, wie Elda fand.
Sie räusperte sich. “Warum nicht?” Doch kaum hatte sie das gesagt, da bereute sie es schon, denn sie merkte, daß sie Colin verletzt hatte. Du bist rückhaltlos ehrlich, hatte er ihr einmal gesagt, und das stimmte. “Das heißt”, korrigierte sie sich schnell, “wenn ich mit den Bedingungen einverstanden bin.”
Sie entfaltete den Brief und las, während Colin seinen Kaffee austrank. Warum geht er nicht, dachte sie. Seine Nähe verwirrte sie, und sie mußte den Brief noch einmal von vorn beginnen.
Mit einem Seufzer stand sie auf, setzte sich aber sofort wieder hin.
“Was ist los?” fragte Colin. “Sind die Bedingungen unannehmbar?” Elda hatte einen hoffnungsvollen Unterton aus seiner Stimme gehört und wußte, es wäre ihm am liebsten gewesen, wenn dieser eine Brief alle seine Probleme gelöst hätte. Peters Brief hatte ihm schon Hoffnung gegeben, er hatte gezeigt, daß der kleine Mann einen Wechsel verkraften würde.
“Was ist los?” fragte er noch einmal. “Haben sie dich rausgeschmissen?”
“Rausgeschmissen? Sie haben mir den Vorsitz der ganzen Fakultät angeboten! Der ganzen Fakultät!”
Colin preßte die Lippen zusammen. “Meinen Glückwunsch”, sagte er und reichte ihr die Hand. Abwesend schüttelte Elda sie, sie war schon in Gedanken bei ihren neuen Aufgaben, bei all den Veränderungen, die auf sie zukämen.
Noch einmal überflog sie den Vertrag, der Dekan hatte eine Bemerkung an den Rand geschrieben. “Sie sind die Richtige für diesen Job, Elda. In diesem Jahr ist die Einschreibung um vierzehn Prozent gestiegen.”
Nervös riß Elda die beiden anderen Briefe auf. Der eine kam von einer Gruppe Studenten, deren Arbeit sie beratend begleitete. Ihre Fragen waren zu spezifisch, als das sie sich jetzt damit hätte befassen können. Der andere Brief kam von einem Kollegen, der ihr zu der Beförderung gratulierte. Er habe durch Zufall davon gehört und möchte ihr mitteilen, daß er und alle anderen Kollegen begeistert seien.
Elda preßte all die Briefe gegen ihre Brust und holte tief Luft.
Sie konnte es kaum erwarten, wieder nach Hause zu kommen, ihr Kind in die Arme zu nehmen, ihre Kollegen, Studenten und Freunde wiederzusehen.
Colin saß noch immer neben ihr, einen
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