Du Durchschaust Mich Nicht
setzen, die anderen sollten ruhig im Hintergrund einen Platz einnehmen.
Was ich in der Hypnose suggerieren wollte, wusste ich schon: Zuvor hatte ich ein paarmal zu Übungszwecken Freiwillige aus meinem Bekanntenkreis hypnotisiert und sie ihren Vornamen vergessen lassen, manchmal ihnen auch einen neuen Vornamen suggeriert. Dies machte ich nun auch mit Tobias, und es war mir selbst unheimlich, wie schnell er in Trance fiel. Er war anscheinend sehr empfänglich für meine Suggestionen.
Als ich ihm suggeriert hatte, dass er seinen Vornamen nicht mehr wisse, bat ich ihn, seine Augen zu öffnen, und fragte zuerst, ob er sich gut fühle.
Er antwortete: »Ja.«
Dann fragte ich: »Weißt du, was ich beruflich mache?«
»Du bist Zauberer bei Pro 7 !«
»Was machst du beruflich?«
»Ich arbeite bei Mercedes!«
»Weißt du, wie ich heiße?«
»Du heißt Farid!«
»Und wie heißt du?«
»Ich heiße … Ich heiße … Ich habe keinen Vornamen!«
Die Freundin konnte sich ein leises Aufstöhnen vor Schreck nicht verkneifen.
Ich fragte noch einmal: »Du hast keinen Vornamen?«
»Nein!«
»Aber jeder Mensch hat doch einen Vornamen.«
»Nein, ich habe leider keinen!«
Jetzt bat ich Tobias, seine Augen noch einmal zu schließen. Ich sprach erneut mit ihm, und als er die Augen wieder öffnen sollte, war er der Auffassung,
er
würde Farid heißen!
Ich beendete das Experiment an dieser Stelle, ließ ihn nochmals die Augen schließen, sprach mit ihm, sagte ihm seinen richtigen Vornamen und dass er sich jetzt wieder erinnern könne, und so war es auch, als er die Augen aufschlug. Seine Verlobte lehnte kreidebleich und mit offenem Mund an einer Wand. Tobias war begeistert und fassungslos zugleich. Aber es ging ihm gut.
Ein Mentalist ist meist auch ein Gedächtniskünstler, der sich mittels Mnemotechnik, also mit Hilfe von Merk- und Rechenhilfen und systematischem Üben, Dinge leichter einprägen kann, etwa mehrstellige Zahlen, die Anordnung verschiedener Spielkarten oder Kartenspiele, mathematische Formeln, Namen usw.
Ich selbst kann mir Bilder besonders gut merken, auch Bilder von Orten. Wenn ich ein paarmal mit dem Auto durch eine Stadt gefahren bin, auch eine größere, kenne ich mich so gut aus, dass ich kein Navigationsgerät mehr benötige. Und ich habe ein super Erinnerungsvermögen an feine Details. Zum Beispiel kann ich nach einem Besuch in einer fremden Wohnung alles, was ich wahrgenommen habe, auch genau beschreiben; wo was steht, welche Farbe ein Möbelstück hatte, wie viele Fenster es im Wohnraum gab, was sich in den Regalen befand usw. Wird mir jemand vorgestellt, nehme ich meist instinktiv wahr – wohl eine Art Berufskrankheit –, welchen Schmuck derjenige trägt, welche auffälligen Merkmale die Person hat, welche Haltung sie einnimmt und welchen Kleidungsstil sie bevorzugt.
Dass ich alles so genau wahrnehme, fällt mir dabei gar nicht auf, erst hinterher, wenn ich Personen detailgenau beschreiben kann. Pierre fragt mich zum Beispiel oft, wenn wir gemeinsam feiern waren, hinterher, was denn so für Leute da waren. Wenn ich dann sage »Du warst doch selbst dabei«, lacht er meist und sagt: »Ja, aber ich bekomme nicht mal die Hälfte von dem mit, was dir auffällt.«
Auch das Herstellen von Zusammenhängen fällt mir leicht. Zum Beispiel auf einer Feier: Wer gehört zusammen, wer kann sich nicht leiden, wer himmelt wen an, wer meidet wen … Bei meiner Arbeit ist das ebenfalls wichtig, denn oft muss ich innerhalb weniger Sekunden entscheiden, ob ein Zuschauer sich als Bühnenpartner eignet. Schließlich steht und fällt ein mentales Kunststück mit der Bereitschaft des Mediums, also der Person, der man etwas voraussagt oder deren Gedanken man liest.
Als Rechenkünstler bin ich in der Schule nicht aufgefallen, aber Rechentricks und Formeln, mit denen man den Geburtstag einer Person oder Ähnliches ausrechnen kann, die hätte ich schon damals im Schlaf aufsagen können. Und wenn sie sich einmal dermaßen ins Hirn eingebrannt haben, dann wird man sie so schnell auch nicht mehr los. Das ist praktisch, denn so hat man immer ein Notmagiepaket im Kopf.
Wie steht es mit dir und der Rechenkunst? Hast du Lust, deine Freunde, Kollegen oder Mitschüler mit mentaler Zahlenmagie mal so richtig zu verblüffen? Dann probiere das folgende Rechenwunder mit Publikum aus. Schlecht wäre es aber nicht, wenn du dir vorher etwas Text überlegst und das kleine Zauberkunststück einübst, damit du dich nicht
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