Du Durchschaust Mich Nicht
überhaupt noch? Was macht sie mit einem? Und wie hält man das durch? Blaines Selbstexperimente lassen die Zuschauer den Atem anhalten. Völlig verrückt muss so jemand sein! Oder nur gut vorbereitet? Jedenfalls riskierte Blaine wie auch schon der große Houdini immer mal wieder seine Gesundheit, um seinem Publikum solch ein Erlebnis zu vermitteln. Nach
Frozen in time,
wie er seine Aktion nannte, dauerte es immerhin Wochen, bis der sonst so durchtrainierte Blaine wieder ohne Probleme laufen konnte.
Ich selbst liebe es, bizarre Effekte hervorzubringen und schockierende Stunts zu inszenieren. Dabei darf dann auch schon mal Blut fließen oder der Puls rasen. Ein Leben als Magier kann eben auch ganz schön gefährlich sein!
Eine Schock-Nummer ist mir im Gedächtnis geblieben, ich habe sie fürs Fernsehen inszeniert. Es fing ganz harmlos an, indem ich in eine Sushi-Bar spazierte und mich neben zwei hübsche junge Mädels setzte. Sie willigten ein, mit mir ein Zauberkunststück zu machen, also ließ ich eine der beiden auf ihrer noch nicht bezahlten Rechnung unterschreiben. Das signierte Stück Papier zerriss ich anschließend in mehrere Teile.
Die beiden guckten skeptisch – so wahnsinnig magisch war das alles noch nicht! Also weiter: Ich faltete die einzelnen Papierfetzen der Rechnung so, dass ich sie jeweils in eine der Sushi-Rollen stecken konnte, die ich bestellt hatte. Die Mädels schauten ungläubig. Nacheinander aß ich die mit den Papierschnipseln gefüllten Sushi auf und trank danach einen ordentlichen Schluck Wasser, damit sie besser rutschten. Die jungen Frauen, die ihre Rechnung noch zum Bezahlen brauchten, sahen alles andere als entzückt oder gar verzaubert aus. Doch wie an die Rechnung wieder herankommen?
»Können Sie mir ein Messer geben?«, fragte ich den Japaner hinter der Theke.
»Ein Messer? Aber Vorsicht, ist scharf!«
O ja, Sushi-Messer sind sehr scharf, und es bedurfte nur eines einzigen gezielten Schnittes unterhalb der Brust, und schon rann mir das Blut über die Finger und den Oberkörper. In der Wunde kam ein weißer Zipfel zum Vorschein, ich zog vorsichtig daran und hielt etwas später die Rechnung mit der Unterschrift in Händen. Eines der Mädchen bekam allerdings nicht die ganze Illusion mit, weil sie sich immer wieder angewidert hinter dem Rücken ihrer Freundin versteckte. Dass die Rechnung sogar wieder zusammengefügt war, nahmen die geschockten Mädchen nicht mal mehr wahr.
Blutrünstig ging es auch bei meiner Voodoo-Graffiti-Nummer zu. Dazu sprach ich eines Abends zwei Sprayer an der Berliner Mauer an. Ich bat einen der beiden, meine Silhouette an die Wand zu sprühen, und stellte mich dafür an der Mauer in Position. Danach erklärte ich den beiden Jungs, dass ich nun eine Verbindung zu meiner Silhouette aufnehmen würde. Ich stellte mich in etwas Entfernung mit dem Rücken zu dem gesprayten Körperumriss auf, färbte meine linke Handinnenfläche mit der Sprühfarbe rot ein und drückte sie noch farbfeucht auf meinen Bauch. Als ich zur Seite trat, sah man an der gleichen Stelle innerhalb der Silhouette auf der Mauer meinen roten Handabdruck. Die Verbindung von meinem Körper und meiner Silhouette war aufgenommen.
Jetzt bat ich den anderen Jungen, mit einem Schlüssel oder etwas Ähnlichem eine frei gewählte Stelle innerhalb der Silhouette an der Mauer zu markieren. Er zog ein Taschenmesser heraus und kratzte dort, wo sich in Wirklichkeit mein rechtes Auge befand, mit dem Messer über die Mauer. Er ritzte regelrecht in die Mauer. Ich ließ ihn zurücktreten und schloss die Augen. Im nächsten Moment rann eine dicke rote Träne aus meinem rechten Auge. Langsam öffnete ich die Augen wieder, und die blutroten Tränen flossen mir über die Wange.
Die Jungs waren völlig platt. »Krank. Das ist krank«, wiederholten sie immer wieder.
Auf die Spitze getrieben werden solche Effekte, wenn das Leben des Magiers wirklich in Gefahr ist, wie bei der Illusion
Kugelfang.
Meist wurde bei dieser Sensationsnummer mit zwei Pistolen operiert, einer geheimen, deren Patrone aus einem Gemisch aus Wachs und Quecksilber hergestellt war, und einer scharf geladenen. Der Magier fing also eine Kugelattrappe auf.
Bei der Vorführung dieser spannenden Nummer ist es tatsächlich immer mal wieder zu lebensbedrohlichen und sogar tödlichen Unfällen gekommen. Der Engländer Arnold Buck beispielsweise wurde bei der Nummer von der echten Kugel im Gesicht getroffen, die seine rechte Wange
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