Du Durchschaust Mich Nicht
Dann bat ich ihn, mir einen zweiten Gegenstand zurückzugeben, und er überreichte mir die Kette. Schließlich fragte ich, ob er noch irgendetwas tauschen möchte, aber er blieb dabei.
Das war Magie! Die Magie in seinem Kopf, denn auf dem Plakat war es genau so abgebildet. Darauf war ich zu sehen, ich trug die Kette, sie war also bei mir. In der Box, die ich auch auf dem Plakat in der Hand hielt, lag das Handy, und das Geld mit der Klammer streckte ich dem Betrachter entgegen. Auf der Geldklammer stand: »Das ist dein Geld.«
Ich gestaltete die Illusion noch mit einigen Passanten, und es war jedes Mal das gleiche Ergebnis. Durch das Plakat, das manche Passanten nur ein paar Sekunden sahen, konnte ich das Unterbewusstsein der Leute manipulieren, so dass sie das taten, was ich wollte.
Nicht viel anders wirkt Werbung. Was wir – womöglich unbewusst – wahrnehmen, ein Plakat oder ein Slogan, kann unser Verhalten beeinflussen. So suggeriert Werbung, dass wir ein bestimmtes Produkt unbedingt brauchen: Bonbons als Vitaminquelle; ein bestimmtes Deo, um bei Frauen zu landen; Margarine, um schlank zu bleiben. Die Werbebotschaft manipuliert unser Kaufverhalten. Wer also eben noch dachte, böser, böser Magier, du beeinflusst uns, ohne dass wir es merken, der kratzt sich jetzt bestimmt am Kopf, weil ihm mal wieder bewusst wird, wie stark wir ständig und überall manipuliert werden.
Mentalmagier wie auch Hypnotiseure nutzen die Suggestion, um ihr Medium, so wird die Person genannt, mit der der Mentalmagier seine Experimente durchführt, in Trance zu versetzen. In der Hypnose lassen sich die Willens- und auch manche körperlichen Funktionen besonders leicht beeinflussen.
Der Begriff Hypnose stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet »Schlaf«. Aber tatsächlich schläft man nicht, wenn man sich in einem hypnotischen Trancezustand befindet, sondern man ist sehr entspannt und hat eine geänderte Aufmerksamkeit. Eine Hypnose wird meist durch Sätze wie zum Beispiel »Sei ganz entspannt, atme ruhig und folge meiner Stimme …« eingeleitet, das nennt man Tranceinduktion. Ob und wie schnell die zu hypnotisierende Person tatsächlich in Trance fällt, hängt davon ab, wie stark sie dem Hypnotiseur vertraut und mit ihm geht. Während der Hypnose kann dann mittels Suggestion, etwa durch verbale Aufforderungen, Einfluss auf das Unbewusste genommen werden. Auch in der Medizin und in therapeutischen Behandlungen wird sie eingesetzt, etwa bei der Rauchentwöhnung.
Bei der Hypnose ist es immer sehr wichtig, dass der Hypnotiseur verantwortungsbewusst und umsichtig vorgeht, damit die hypnotisierte Person keine körperlichen oder seelischen Schäden davonträgt. Es gab einen Fall, bei dem einer Person unter Hypnose suggeriert wurde, sie würde einen elektrischen Schock erhalten. Diese Person starb wenige Stunden später an Herzversagen. Hypnosen können unter entsprechenden Umständen auch eine Psychose auslösen, es ist also nichts, das man zum Spaß einfach mal ausprobieren sollte.
Ich selbst habe daher sehr viel Respekt davor, Zuschauer meiner Show zu hypnotisieren, denn ich kenne diese Menschen nicht und weiß nichts über ihre psychische Stabilität oder ihre körperliche Gesundheit. Erfahrungen in diesem Bereich habe ich bisher ohne Kamera und fremde Zuschauer gesammelt. Und das finde ich auch den einzig richtigen Weg, wenn man sich nicht der Scharlatanerie bezichtigen lassen will.
Vor wenigen Monaten überredete mich ein junger Mann hartnäckig, dass ich ihn hypnotisieren solle. Ich saß mit Freunden in der Bar 51 in Köln, die Omar, ebenfalls ein guter Freund von mir, betreibt. Der junge Mann, der mich ansprach, hieß Tobias. Er stellte mir viele Fragen zu Illusionen, die er von mir kannte, und schien ein echter Fan zu sein. Irgendwann fragte er mich, ob ich ihn nicht hypnotisieren könne, das wollte er immer schon mal ausprobiert haben. Ich lehnte es ab. Er bat mich noch einmal, und auch seine Verlobte redete auf mich ein, ihm doch den Gefallen zu tun. Die beiden ließen nicht locker.
Ich muss dazusagen, dass ich keinen Alkohol getrunken hatte, weil ich an dem Abend noch zurück nach Hagen fahren wollte. Hätte ich etwas getrunken gehabt, hätte ich Tobias den Gefallen nicht getan. Aber nun wechselten wir, Tobias, seine Verlobte, zwei meiner Freunde und ich, in einen ruhigen Büroraum, den ich erst einmal abdunkelte, weil die Straßenbeleuchtung allzu hell hereinschien. Ich bat Tobias, sich in den Bürosessel zu
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