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Du Durchschaust Mich Nicht

Du Durchschaust Mich Nicht

Titel: Du Durchschaust Mich Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Farid
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und zwei abdrücken. Dafür hatte ich mit einem Stift Körperstellen markiert, auf die sie zielen sollte: den Handrücken, die Armbeuge und das Schlüsselbein über der linken Brust. Konnte Mareile darauf vertrauen, dass ich die ungefährlichen Waffen auswählte? Es fiel ihr nicht leicht, und zweimal ging es gut aus! Dann gab es nur noch zwei Nagelpistolen, die Chance stand fünfzig, fünfzig. Diesmal hielt ich mir die Nailgun selbst an das linke Schlüsselbein, wo ich ein fettes Kreuz gemacht hatte.
    Auch ich stand jetzt unter Spannung, und in meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Denn eigentlich hatte ich die Nummer anders umsetzen wollen. Was sollte ich jetzt tun? Die Nummer abändern und wie zunächst geplant vorführen oder bei der abgeschwächten Form bleiben? Yep: Ich zog die Pistole hoch an die Schläfe und zielte auf meinen Kopf. Klack! – Ein leerer Schuss. Ich hatte die richtige Nailgun gewählt, alles war gut! Na ja, nicht alles. Uri Geller sprang von seinem Sessel auf und schrie aufgebracht: »Farid, stop it!« Er regte sich auch nach der Sendung noch fürchterlich auf.
    Ich hingegen war froh, dass ich zum Kopfschuss gewechselt hatte, denn für mich war die Nummer gar nicht anders denkbar. Das Schlüsselbein als dritte Körperstelle hatte ich nur aufgegriffen, weil man mir das Zielen auf den Kopf ausdrücklich untersagt hatte. Auch deshalb war Uri Geller vermutlich wütend. Ich hatte mich nicht an die Absprache gehalten. Die Wellen schlugen hoch, Pro 7 überlegte, mich aus der Sendung zu nehmen. Dieses Risiko hatte ich miteingerechnet. Dann wäre ich eben rausgeflogen, aber ich wollte mir meine Nummer nicht »verbiegen« lassen.
    Leidgetan hat mir mein Auftritt allerdings für meine Mutter. Der Todestag meines Vaters lag erst wenige Monate zurück, und als sie vor dem Fernseher saß und sah, wie ich die Nagelpistole zum Kopf führte, glaubte sie für den Bruchteil einer Millisekunde, ich wolle mir das Leben nehmen. Als der böse Spuk vorbei war, fiel ihr wieder ein, dass ich ihr einige Tage zuvor gesagt hatte, egal, was in der nächsten Zeit passieren würde, sie solle immer sicher sein, dass es mir gutgehe. Trotzdem weiß ich, dass ich ihr einen fürchterlichen Schrecken eingejagt habe. Nur deshalb bedaure ich mein unbeirrbares Vorgehen.
Sorry, Mum.
     
    Ein Mentalist braucht keine telepathischen Fähigkeiten zu haben, und er muss nicht die Gedanken eines anderen lesen können. Er sollte aber den Zuschauer davon überzeugen, dass er sie hat und dass er es kann. Bestimmt fragst du dich jetzt, wie das überhaupt geht, über eine Person oder ihre Zukunft richtige Aussagen zu machen, wenn man gar kein Hellseher ist?
    Dafür gibt es ganz besondere Methoden und Techniken, die manche Mentalisten perfekt beherrschen. Eine Möglichkeit, etwas über eine völlig fremde Person herauszufinden, die man noch nie zuvor gesehen hat, ist das Cold Reading. Hierbei leitet man Informationen über eine Person aus ihrer Stimme, dem Sprechen, der Mimik, dem Handeln usw. ab. Auf diese anspruchsvolle und spannende Methode werde ich im nächsten Kapitel noch ausführlich eingehen.
    Um mentale Experimente durchführen zu können – Experimente sagt man, weil der Ausgang dieser Sorte Illusionen nicht sicher vorherzusehen ist und man oft improvisieren muss –, beeinflusse ich die Vorstellung und Empfindung meines Gegenübers auch durch Suggestion. »Suggerieren« stammt aus dem Lateinischen und bedeutet wörtlich übersetzt so viel wie »von unten herantragen, eingeben, einflüstern«. Durch Suggestion kann man Menschen geistig beeinflussen, um ihr Verhalten in eine gewünschte Richtung zu steuern.
    »Suggestion« war auch der Titel einer
Street Magic
-Illusion, bei der ich über ein großes Plakat Einfluss auf das Handeln der Personen genommen habe, die ich für die Straßenmagie gewinnen konnte. Auf dem Plakat, professionell hinter Glas außen an einem Haltestellenhäuschen angebracht, war ein Foto zu sehen, wie ich einzelne Passanten auf der Straße anspreche. Und genau das tat ich vor dem Plakat auch in der Realität.
    Ich hatte drei Gegenstände in einer durchsichtigen Box. Den ersten jungen Typen bat ich, die drei Gegenstände – Geld in einer Klammer, ein Handy, eine Kette – aus der Box zu nehmen, dann sollte er mir einen Gegenstand zurückgeben. Er gab mir das Geld. Dann fragte ich, ob er etwas tauschen wolle. Daraufhin gab er mir das Handy und nahm selbst das Geld; das Handy legte ich zurück in die Box.

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