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Du Durchschaust Mich Nicht

Du Durchschaust Mich Nicht

Titel: Du Durchschaust Mich Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Farid
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keinen Fuffi mehr verdient«, grinst Campana. Nur um dann ernst hinzuzufügen: »Mein Bruder wollte immer zu mir aufsehen, dieser Moment war endlich gekommen.«
    Zum Schluss will ich noch wissen, wie er damals auf böse Kommentare reagiert hat, und er erzählt, dass ihm mal jemand geschrieben habe: »Du hast mich beschissen.« Da habe er ihm zurückgeschrieben: »Ja genau! Es ist mein Job, ich verliere meine Lizenz als Zocker, wenn ich es nicht tue! Ich bin ein ehrlicher Betrüger.«

Meister des Zonks: der Moderator Jörg Draeger
    Jörg Draeger und den Zonk, die kennt man. Auch wenn man die TV -Spielshow
Geh aufs Ganze,
die erstmals 1992 auf SAT 1 lief, nur im Vorbeizappen gesehen hat. Mit Jörg Draeger, den ich ebenfalls für einen Meister der Ablenkung halte, wollte ich mich unbedingt auch über seine Tricks unterhalten. Er weilte allerdings gerade in Spanien – übrigens sein Geburtsland –, als ich ihn um ein Gespräch bat, so dass wir telefonierten. Und wieder habe ich viel gelacht und viel erfahren. Langsam fing es an, mir richtig Spaß zu machen, Moderatoren, Erpresser und Sportler für mein Buch zu interviewen.
    Nun vorweg mal kurz das Wichtigste zur Show, wenn du Sie nicht kennst: Der Moderator Jörg Draeger wählte bei
Geh aufs Ganze
die Mitspieler aus dem Studiopublikum selbst aus. Der jeweilige Zuschauer hatte dann die Möglichkeit, eines von drei Toren – oder eine von drei Kisten oder einen von drei Umschlägen – zu wählen. Hinter mindestens einem Tor verbarg sich ein großer Gewinn. Jörg Draeger versuchte, die Kandidaten bei ihrer Entscheidung zu irritieren und zu beeinflussen, indem er ihnen vermeintliche Tipps gab oder Geldbeträge bot, wenn sich der Kandidat anders entschied oder gar das Spiel abbrach. Als Trostpreis gab es jeweils die rot-schwarze Stoffmaus namens Zonk, begleitet von einer grässlichen Fanfare. So weit der Kern des Spiels.
     
    Als ich Jörg Draeger am Telefon habe, bin ich zuerst einmal baff, weil man schon bei den ersten Sätzen merkt, dass er sich im Vorfeld richtig Gedanken gemacht hat. Und so sind gleich ein paar Fragen meinerseits mit der ersten Antwort erledigt. Vielleicht liegt es auch daran, dass Jörg Draeger gerade wieder auf dem Jakobsweg unterwegs ist und man dort anscheinend besonders aufgeräumt und weitsichtig daherkommt.
    Jörg Draeger erzählt mir also, worin das Geheimnis seiner Ablenkungsmanöver lag. Zum einen wählte er die Mitspieler mit Bedacht aus; zum anderen wusste er immer ungefähr, welcher Preis sich wo befand. »Das war außerordentlich wichtig für meine Präsentation. Das war auch kein Geheimnis, dass das so war. Weißt du, Farid, die Zuschauer mussten selbst einschätzen, ob ich es gut mit ihnen meinte oder nicht. Das gehörte zum Spiel.«
    Wie ich als Magier muss auch ein Moderator das Talent besitzen, Menschen, die er nicht kennt, in kurzer Zeit einschätzen zu können. Und Jörg Draeger kann das, keine Frage. Er erzählt mir, dass er bei seinen Kandidaten auf vieles geachtet habe, auf die Atmung, die Stimme und den Gesichtsausdruck etwa. »Flüstert er, zittert er, kaut er nervös auf den Lippen … Ich habe dann damit gespielt, zwischen Tränen und Freude, zur idealen Unterhaltung der Zuschauer. Nach dem Motto: Benefiz ist gut, Häme ist besser.«
    Ich hake nach: »Fiel Ihnen das denn leicht, die Zuschauer auf die falsche Fährte zu locken?«
    Er gibt zu, dass es am Anfang viele Momente gab, in denen es ihm schwerfiel, jemanden gezielt verlieren zu lassen. »Einmal berichtete eine Kandidatin von ihrer bevorstehenden goldenen Hochzeit und dass sie sich einen Urlaub wünsche. Was machst du da? Ich sagte dann zu der alten Dame: ›Bitte nennen Sie mir eine Zahl zwischen eins und zehn.‹ – ›Neun.‹ – ›Neun? Stimmt! Bitte schön, hier die Reise.‹ – Damit war die gute Tat abgehakt, und es konnte weitergehen. Ich denke, mein ehrlicher Umgang mit den Zuschauern, das hat den Erfolg ausgemacht. Ich hab eben auch dazu gestanden, dass ich Leute verlieren lasse, da war ich auch ehrlich. So kamen manche Zuschauer immer und immer wieder. Ich bin und bleibe ein Ruhrpott-Charakter, einer, der knallhart sagt, was er denkt, aber ich haue nicht untern Gürtel. Im Gegenteil.«
    Nun berichtet mir Jörg Draeger von den ungeschriebenen Anstandsregeln, die er für seine Sendung hatte. Einer, der Kaugummi kaute, kam gar nicht erst dran oder flog sogar aus dem Studio. Wenn jemand unhöflich war – es gab hin und wieder Männer, die ihre

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