Du hast mich wach gekuesst
vergangenen Tagen wiederholt. Bislang war sie nicht überzeugt davon, aber es musste ihr einfach gelingen. Denn die Alternative war undenkbar.
Sie strich die Bundfaltenhose glatt. Sie hatte sich einige Kostüme, Blusen und Hosenanzüge gekauft, zusammen mit bequemen Lederschuhen. Die neue Kleidung war zwei Nummern kleiner und wesentlich schicker als die übergroßen Sachen, die sie früher getragen hatte. Sie wog inzwischen fünfzehn Pfund weniger, und in Verbindung mit der neuen Frisur fühlte sie sich zum ersten Mal im Leben beinahe hübsch.
Zum Glück, dachte sie, denn heute brauche ich viel Selbstbewusstsein.
Sie holte tief Luft, klopfte an die Tür und trat ein.
Stone arbeitete bereits. Er blickte auf und lächelte. Ihr Herz begann zu pochen. Sie seufzte. Jedes Mal, wenn sie glaubte, sich an den Umgang mit ihm gewöhnt und die Situation unter Kontrolle zu haben, geschah etwas Unvorhergesehenes. An diesem Tag beruhte ihre Nervosität auf dem ersten Arbeitstag und der Erinnerung an jenen Kuss.
"Guten Morgen", wünschte er und blickte zur Uhr. "Es ist noch nicht mal acht. Ich hatte dich nicht so früh erwartet."
"Ich wusste nicht, wann ich anfangen soll."
Er stand auf. "Ich schlage vor, dass wir halb neun vereinbaren. Es ist mir lieber, wenn du länger bleibst statt früh anfängst. Ich brauche dich zur Abwicklung der internationalen Geschäfte mit dem Fernen Osten. Hier entlang."
Sie folgte ihm durch eine Seitentür in ein anderes Büro. "Du wirst hier arbeiten."
Erstaunt blickte Cathy sich um. Sie hatte nicht erwartet, dass ihr ein eigenes Büro zur Verfügung stand. Es war kleiner als Stones, aber es wies große Fenster mit einem atemberaubenden Blick auf das Meer auf. Ein L-förmiger Schreibtisch mit Computer und Drucker beherrschte den Raum. An einer Wand standen Aktenschränke, zusammen mit einem Kopierer und einem Faxgerät. Gegenüber der Verbindungstür zu seinem Büro befand sich eine weitere Tür.
"Die führt in den Konferenzsaal", informierte er sie. "Es ist sehr bequem, wenn du Sitzungen abhalten musst. Wenn du eine Mahlzeit servieren willst, dann sage Ula bitte einen Tag vorher Bescheid."
Ihre Gedanken überschlugen sich. Sie sollte Sitzungen abhalten? Zweifel befielen sie. Sie hatte keine Ahnung von der Welt der Investitionen und Finanzen. Sie musste ihm sagen, dass sie den Anforderungen nicht gewachsen war.
Doch sie zögerte. Vielleicht war sie klüger, als sie glaubte, oder die Aufgabe nicht so schwierig, wie sie befürchtete. Es war die Chance ihres Lebens, und sie musste einfach einen Versuch wagen.
"Wir fangen ganz gemächlich an", teilte Stone ihr zu ihrer Erleichterung mit. "Ich dachte mir, du könntest erst mal ein paar Briefe für mich beantworten. Ich habe dir Notizen und einige Muster bereitgelegt."
Er beugte sich vor und blätterte durch die Papiere. Cathy beobachtete ihn. Wie immer raubte sein Anblick ihr den Atem.
Abrupt richtete er sich auf. "Ich habe gar nicht daran gedacht zu fragen. Kennst du dich mit Computern aus?"
Sie dankte dem Himmel für die einzige extravagante Anschaffung, die sie sich je geleistet hatte. "Ja. Ich habe einen Laptop. Er wurde beim Feuer beschädigt, aber Eddie lässt ihn für mich reparieren." Sie setzte sich an den Schreibtisch und schaltete den Computer ein.
"Gut. Wenn du die Korrespondenz fertig hast, dann ordne bitte diese Unterlagen." Er deutete auf einen Stapel Ordner, der neben dem Schreibtisch auf dem Fußboden lag. "Es ist ein heilloses Durcheinander. Ich will mich schon seit Monaten darum kümmern, aber ich komme einfach nicht dazu. Ich möchte, dass du eine Tabellenkalkulation erstellst. Wie du dabei vorgehst, überlasse ich dir."
Er blickte sich um. "Das war's wohl. Oh, gegenüber befindet sich eine kleine Teeküche. Der Kühlschrank ist immer mit Getränken und Imbiss gefüllt. Kaffee steht auch bereit. Wenn du sonst noch etwas möchtest, dann sage es Ula."
"Danke."
"Dann lasse ich dich jetzt ans Werk gehen", sagte er lächelnd und ging.
Cathy blickte ihm nach, bis sich die Verbindungstür hinter ihm geschlossen hatte. Was nun? fragte sie sich aufgeregt. Die Korrespondenz schreckte sie nicht. Denn zum Kauf des Laptops hatte ein kostenloser Einführungskurs in verschiedene Software-Programme gehört. Aber eine Tabellenkalkulation erstellen?
"Fang einfach mit dem an, was du kannst", sagte sie sich. Sie öffnete das Textverarbeitungsprogramm und stellte erleichtert fest, dass es ihr vertraut war.
Cathy brauchte eine Stunde, um
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