Du hast mich wach gekuesst
sind, ihre Gefühle zu erwidern. Sie werden ihr das Herz brechen, und dann wird sie gehen müssen. Es wäre netter, sie jetzt gehen zu lassen."
Ihre Worte verblüfften ihn. Er wollte nicht daran denken, dass Cathy oder irgendjemand sonst ihn lieben könnte. Er wollte keine Liebe. Er wollte sich nicht engagieren. Allein zu bleiben, war wesentlich ungefährlicher.
"Sie übertreiben. Wir sind Freunde, nichts weiter."
Erinnerungen an den leidenschaftlichen Kuss drängten sich ihm auf, doch er verdrängte sie entschieden. Es war ein einmaliger Zwischenfall gewesen.
"Nur weil Sie die Wahrheit nicht einsehen wollen, verschwindet sie nicht. Ich sage ja nicht, dass es falsch von ihr ist, Sie zu lieben. In vielerlei Hinsicht sind Sie ein guter Mensch. Aber wir wissen beide, dass Ihre Narben tiefer gehen.
Sie werden nie fähig sein, ihr zu geben, was sie verdient."
Die Wahrheit war so hässlich wie sein Gesicht. Wie lange durchschaute Ula ihn schon?
"Cathy ist kein Spielzeug", fuhr sie fort. "Sie können nicht mit ihr spielen, bis Sie ihrer überdrüssig werden, und sie dann wegwerfen. Ich glaube nicht, dass Sie es vorsätzlich tun, aber es besteht die Gefahr. Sie sehen Evelyn in ihr und wollen durch sie wiedergutmachen, was früher geschehen ist."
"Ich gebe Cathy eine Chance. Wenn ich es nicht tue, kehrt sie zurück an ihren aussichtslosen Job im Auftragsdienst. Ist es das, was Sie ihr wünschen?"
"Und wenn sie sich in Sie verliebt?"
"Das wird sie schon nicht."
"Sie können sie nicht davor bewahren. Sie leben nicht in einem Märchenschloss, und Cathy ist keine verzauberte Prinzessin. Sie muss die Wahrheit erfahren. So viel sind Sie ihr schuldig. Lassen Sie dem Mädchen zumindest eine Wahl."
"Sie hat ihre Wahl getroffen. Sie will den Job."
Ula starrte ihn lange an. Er zwang sich, ruhig zu bleiben, während er am liebsten im Raum umhergelaufen wäre. Ihre Worte trafen zu sehr den Kern.
"Weiß sie die Wahrheit über Evelyn?", hakte sie nach.
"Sie weiß von dem Unfall, falls Sie das meinen."
"Nein. Weiß Sie, dass Sie sich die Schuld an dem Unfall geben?"
Stone dachte über die Gespräche nach. "In gewisser Weise."
"Ich verstehe. Weiß sie auch, was Sie für Ihre verstorbene Frau empfunden haben?"
"Sie weiß, dass wir uns sehr nahe standen. Dass wir die besten Freunde waren."
Ulas Miene verfinsterte sich. "Sie wollen es ihr also nicht sagen?"
"Was sollte ich ihr denn sagen? Sie interpretieren zu viel in diese Situation."
"Wirklich?" Ula erhob sich. "Was werden Sie tun, wenn sie sich in Sie verliebt? Sie behaupten, dass Sie ihr Gutes tun wollen. Aber ich bezweifle, dass sie Ihnen dankbar sein wird, wenn Sie ihr das Herz brechen. Denn das wird geschehen. Das wissen Sie so gut wie ich. Selbst wenn Sie es wollten, sind Sie nicht fähig, ihre Liebe zu erwidern." Und damit machte sie auf dem Absatz kehrt und verließ den Raum.
Stone drehte sich zum Fenster um und richtete seine Aufmerksamkeit auf die Aussicht. Doch ausnahmsweise boten Himmel und Meer ihm keinen Trost. Ula irrt sich, dachte er. Er wusste, dass es sich nicht um ein Märchen handelte. Sein Haus war kein Zauberschloss, obwohl eine Bestie darin residierte.
Cathy konnte kommen und gehen, wie es ihr beliebte. Sie hatte eine sachlich fundierte Wahl getroffen. Er bot ihr die Chance ihres Lebens. Ohne ihn hätte sie in ihr armseliges Dasein zurückkehren müssen.
Dass sie sich in ihn verliebte, war völlig unmöglich. Er war kein Mann, der starke Gefühle hervorrief. Er war zu verschlossen, zu wenig attraktiv.
Und was ist mit dem Kuss? flüsterte eine innere Stimme.
Er verdrängte sie und redete sich ein, dass dieser Kuss lediglich auf einer Geste der Dankbarkeit beruhte, in Verbindung mit der Tatsache, dass sie unter einem Dach lebten.
Es musste so sein, denn in einem wichtigen Punkt hatte Ula Recht. Er war nicht fähig, jemals wieder zu lieben. Doch darin sah er kein Problem. Sie würden zusammenarbeiten und Freunde bleiben. Ula würde einsehen, dass sie sich irrte.
Er wandte sich seinem Computer zu und begann zu arbeiten.
Dabei ignorierte er entschieden das unangenehme Gefühl, das verblüffend an Gewissensbisse erinnerte.
9. KAPITEL
Cathy blieb vor Stones Arbeitszimmer stehen. Obwohl sie so viel Zeit miteinander verbracht hatten, war sie nervös. Vielleicht lag es daran, dass sie nicht länger nur befreundet waren. Von diesem Tag an war sie seine Angestellte.
"Ich schaffe es", flüsterte sie. Mindestens hundertmal hatte sie diesen Satz in den
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