Du + Ich = Wir Zwei, 1
Welten. Wir hatten nicht dieselben Werte, aber zwischen uns stimmte die Chemie einfach.
Wie konnte ich ihn nur verlassen?!
Wenn ich es doch nur wiedergutmachen könnte …
Die wenigen Worte, die wir gewechselt haben, während wir uns vor Blicken schützten, die Herausforderungen, die wir unüberlegt meisterten, die Liebes- bzw. Hassbriefe: Ich habe alles aufgehoben. Ein kurzer Blick auf seine unleserliche Schrift reicht, und ich breche bereits in Tränen aus. Ich bilde mir jetzt noch mehr ein, dass ich Unrecht hatte. Vadim Arcadi gehört nicht zu meiner Vergangenheit. Er hat mich nie wirklich verlassen. Wieder einmal – es klingt ironisch und langsam fange ich an, dieses Wort zu hassen – weiß ich, dass ich es war, die die schönste Liebesgeschichte beendet hat, die ich jemals erleben durfte.
Wie konnte er nur seinen Nachnamen ändern? Seiner passte so gut zu ihm, war ihm wie auf den Leib geschneidert …
Von meinen Gefühlen gequält, handle ich ohne zu überlegen. Nur er allein schafft es, dass ich den Grund vergessen, dass ich meine Bedenken und Zweifel beiseiteschieben kann. Ich mache ein Foto von unserem Klischee, Arm in Arm, auf der Terrasse des Sunset Café. Unser Lächeln und unsere Blicke lügen nicht: Wir sind wahnsinnig ineinander verliebt. Ich gebe oben im Display seine Nummer ein – die ganz unten auf seiner Visitenkarte steht – und füge das Bild als Anhang hinzu. Ich halte den Atem an, als ich auf
Senden
klicke.
Jetzt gibt es keinen Weg zurück.
Mitternacht: Keine Antwort. 1 Uhr früh: Keine Antwort. 2 Uhr früh: Keine Antwort. Ich schlafe wieder ein, um dann aber wenige Minuten später wieder aus dem Schlaf hochzufahren. Mein Telefon zeigt noch immer nichts Neues an. Ich bereue schon fast wieder meine spontane besser gesagt verzweifelte Aktion.
Er wird mich für vollkommen verrückt halten … Für eine Geisteskranke, die ihn bis an sein Lebensende belästigen wird …
Mein innerer Monolog hat sein Limit erreicht. Ich lege mich wieder hin, dieses Mal aber wirklich, und wache erst wieder um 04:48 Uhr auf. Ich höre einen Piepton und öffne meine Augen. Ich kann nicht mehr atmen, gerate in Panik. Ich gebe mein Passwort auf meinem iPhone ein und sehe Vadims Nachricht.
[Versuchst du mir wehzutun? Verdammt noch mal, was willst du, Alma, abgesehen davon, mein Gehirn durcheinanderzubringen?]
Dir sagen, dass ich dich liebe. Das will ich!
Und aus deinem Mund hören, dass du mich auch liebst …
Da mich diese Nachricht aber auf einmal völlig durcheinanderbringt und mich rührt, finde ich keine Worte. Die richtigen Worte, und zwar die, die ich gerne sagen würde und die, die er gerne hören würde. Wieder einmal schlägt mir die Angst auf den Magen, lähmt mich. Nachdem ich ungefähr zwanzig Antworten verfasst und dann wieder gelöscht habe, gebe ich auf. Ich schmeiße mein Handy auf den Teppich und versuche mehr recht als schlecht wieder einzuschlafen. Ich weiß nicht, was uns erwartet. Ich weiß nicht, ob Vadim mir eine zweite Chance geben wird. Alles, was ich weiß, ist, dass dieser Kampf mit dem Ego ein Ende haben muss. Das ist kein Spiel. Das war es nie.
4. Gerade noch rechtzeitig
Ich hätte ihm eine Antwort geben sollen. Nur ein paar harmlose Worte. Ein einfacher, fast schon banaler Satz, der nicht verwirrend war. Ich hätte ihm sagen sollen, dass mich unser Wiedersehen berührt, sogar erschüttert hat, aber dass ich den Schock jetzt überwunden habe. Dass ich nichts von ihm verlange, dass ich mir nur eines wünsche: Dass wir hoffentlich ohne ein gespanntes Verhältnis zusammenarbeiten können, ohne dass uns alte Gefühle aus dem Konzept bringen. Nachdem ich meine Souvenir-Box wieder geschlossen habe, bin ich bereit, nach vorne zu schauen. In die richtige Richtung. Ich konzentriere mich dabei strikt auf die Posten, die wir innehaben. Er ist mein Vorstandsvorsitzender, ich bin seine Angestellte. Mehr nicht, oder?
Das Problem dabei ist aber, dass ich nicht daran glaube. Seit seiner SMS, seit sieben endlosen Tagen, sechs unruhigen Nächten denke ich ständig an Vadim King. Auch in meinen Träumen. Ich schaffe es einfach nicht, die Augen zu schließen, ohne dass ich dann sein ach so vertrautes Gesicht, sein teuflisches Lächeln, seine fiebrig glänzenden Augen vor mir sehe, ohne dass ich mir vorstelle, wie er mich in seinen teuflischen Armen gefangen hält. Er hat Paris auf unbestimmte Zeit verlassen und bereits jetzt nagt der Schmerz an mir. Das Ende vom Lied ist: Mein Gehirn ist in
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